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Panorama: Mutti kommt wieder

Penelope Cruz ist der Star in Pedro Almodovars Film „Volver“ – und damit zu seiner Muse geworden

„Diese Augen, dieser Nacken, diese Schultern, die Brüste!“ – Wenn der Regisseur Pedro Almodovar auf Penelope Cruz zu sprechen kommt, gerät er ins Schwärmen wie ein Frischverliebter: „Die schönste Figur des internationalen Kinos.“

Und Cruz, die in „Volver“, dem neuesten Film des Spaniers, jetzt nach „Live Flesh“ (1997) und „Alles über meine Mutter“ (1999) nach zwei Nebenrollen zum ersten Mal eine Hauptrolle in einem Almodovar-Film spielt, gibt die Komplimente zurück: „Mit keinem Regisseur macht die Arbeit so viel Spaß wie mit ihm.“ Ohne ihn, verrät sie, wäre sie überhaupt nie Schauspielerin geworden: „Ich bin ihm verfallen, als ich ,Atame‘ gesehen habe. Sein Blick auf das Leben hat mich gefesselt. Von diesem Tag an wollte ich Schauspielerin werden – um in einem Film mit Almodovar zu spielen. Ich identifiziere mich mit seinen Filmen.“

Jetzt ist sie seine Muse Nummer eins: Mit kunterbunten Kleidern, mit künstlich ausgepolsterten Körperformen – nicht das Cruz, die für den Dreh „noch 3,4 Kilo“ zunahm, das nötig hätte, aber Almodovar wollte „die Mütterlichkeit“ ihres Körpers noch betonen – spielt die 32-Jährige in „Volver“ die Powerfrau Raimunda. Sie kümmert sich um ihren faulen Mann und die pubertierende 14-jährige Tochter, aber auch um ihre Schwester und den Rest der Familie.

Almodovar hat eine Ode an das Matriarchat gedreht, in der Männer nur am Rande vorkommen und eine Mutter sogar wiederaufersteht. Das ist auch eine Ode an seine Hauptdarstellerin, voll deutlicher Anspielungen auf die Klassiker des italienischen Neorealismus. „Zur Vorbereitung habe ich mich mit den Frauenfiguren bei Visconti, De Sica und Pasolini beschäftigt“, erklärt Cruz im Gespräch, „sie haben alle eine mütterliche Energie.“ Als Zuschauer muss man an Anna Magnani denken, in deren Mischung aus Patent-Sein und Sexy-Aussehen. Auch aus Cruz, das ahnt man dann plötzlich, könnte in 20 Jahren eine spanische Mamma- oder Moralistinnen-Ikone werden.

„In ,Volver‘ haben wir uns auch am Make-up von Sophia Loren orientiert und an der Frisur von Claudia Cardinale“ – so strahlt der Film deutlich 50er-Jahre-Nostalgie aus und einen Hauch von Déjà-vu. „Volver“ heißt auf Spanisch „Wiederkehr“.

Zwar ist auch „Volver“ ein typischer Almodovar-Film, doch mit diesem Werk verabschiedet sich der Regisseur von der quietschbunten, post-francistischen Karnevalsstimmung, die viele seiner früheren Filme dominierte. Er ist ein Frauenregisseur geworden, ein Filmemacher der empfindsamen Heldinnen. Keiner trifft die Art, wie Frauen untereinander sprechen, so genau wie er – ihre Gesten und Bewegungen, ihre Intimität. „Almodovar fordert viel, aber er gibt auch viel,“ beschreibt Cruz die Arbeit mit dem Regisseur. „In ,Volver‘ hat er mich von Kopf bis Fuß gelenkt. Während ich mich mit anderen Figuren, die ich spielte, nur begrenzt identifizieren konnte, habe ich mich in Raimunda regelrecht verliebt. Ich habe in ihr so viel von anderen Frauen, die ich kenne, und auch von mir gefunden.“

Interessant ist, dass bei Cruz offenbar viele Regisseure immer wieder ans Essen denken – es gibt keine lebende Darstellerin, die derzeit im Kino so oft und so ausgiebig kochen muss wie sie. In „Woman on Top“ war sie im Jahr 2000 schon eine Fernsehköchin, und in „Volver“ übernimmt sie nun sogar ein ganzes Restaurant und verführt mit ihrer erotischen Kochkunst reihenweise die Männer.

Auch nach ihrer Rückkehr aus Hollywood, dem Ende ihrer leidenschaftlichen, sehr öffentlich geführten Beziehungen zu den US-Stars Tom Cruise und kürzlich zu Matthew MacConaughey will Cruz weiterhin regelmäßig in US-Filmen auftauchen. Es bleibt abzuwarten, ob ihr das auf Dauer auch gelingen wird. Denn wenn man sie nach anderen Regisseuren fragt, mit denen sie in Zukunft gerne einmal arbeiten würde, dann hört man außer Woody Allen nur Namen, die nicht aus Amerika stammen: „Lars von Trier, Claude Chabrol, Wong Kar-wai!“

Die Deutschen können Penelope Cruz wieder ab dem 3. August im Kino anhimmeln. Am Mittwoch stellt sie „Volver“ in der Berliner Kulturbrauerei vor.

Rüdiger Suchsland

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