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Nach dem Erdbeben in Chile: Jede Minute zählt

Rettungskräfte suchen nach Verschütteten und Überlebenden.

Santiago de Chile - Nach dem verheerenden Erdbeben in Chile mit mehreren Hundert Toten haben Rettungsteams am Sonntag nach Verschütteten und Überlebenden gesucht. Chile erhielt Hilfsangebote aus aller Welt für die Rettungsarbeiten und den Wiederaufbau. Chiles Präsidentin Michelle Bachelet rief für sechs der 15 Regionen des Landes den Katastrophenzustand aus. Etwa zwei Millionen Menschen seien betroffen, sagte sie in einer Fernsehansprache. Insgesamt leben in Chile etwa 16 Millionen Menschen. Nach vorläufigen amtlichen Angaben kamen durch das Erdbeben der Stärke 8,8 mehr als 300 Menschen ums Leben. Doch war am Sonntag absehbar, dass die Totenzahl noch drastisch steigen wird.

Die Verbindung zu der mit am schwersten betroffenen, etwa 100 Kilometer vom Epizentrum entfernten Küstenregion rings um die 400 000-Einwohner-Stadt Concepción gestaltete sich schwierig. In die Hafenstadt Talcuhuano brach eine 2,3 Meter hohe Flutwelle ein und spülte Schiffe bis ins Zentrum.

In Concepción plünderten am Sonntag Überlebende einen Supermarkt. „Wir haben keine Milch, nichts für die Kinder“, jammerte eine weinende Frau, während sie ein Zehnerpaket H-Milch umklammerte. Direkt neben ihr schleppten zwei junge Männer vor laufenden Kameras einen Kühlschrank weg, andere hatten Flachbildschirme ergattert.

Die erst spät eintreffenden Sicherheitskräfte waren mit der Lage überfordert. Mit Wasserwerfern und Tränengas beendeten sie schließlich die Plünderung des Geschäfts. „Die Situation war von Anfang an völlig chaotisch. Wir tun, was wir können“, sagte der Polizist Jorge Cordova der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Auch aus anderen Ortschaften in den von dem Erdbeben und einer folgenden Flutwelle schwer zerstörten Regionen Bio Bio und Maule klagten die Menschen über fehlende Hilfen. Fast alle Geschäfte in der Katastrophenregion etwa 500 Kilometer südlich von der Hauptstadt Santiago waren geschlossen. Andere boten ihre Produkte zu stark überhöhten Preisen an.

Die Direktorin des Katastrophenzentrums Carmen Fernandez versicherte, es werde alles unternommen, um die Lage der Menschen zu erleichtern. Allerdings behinderte vor allem die stark beschädigte Infrastruktur die Hilfsbemühungen. In manchen Orten in der Nähe des Epizentrums wurden bis zu 95 Prozent der Häuser zerstört. Die Bürgermeisterin von Concepción teilte am Sonntag mit, unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes seien mindestens 100 Menschen verschüttet worden.

Auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt entstanden erhebliche Sachschäden. Das Abflugterminal wurde teilweise zerstört, eine Fußgängerpassage stürzte mehr als fünf Meter herab. Die EU gab drei Millionen Euro an Soforthilfen frei. Die EU-Außenministerin Catherine Ashton telefonierte anschließend mit dem chilenischen Außenminister und äußerte sich lobend über die chilenischen Behörden. AFP/dpa

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