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Panorama: Nach der Bergung des Öls beginnt das Entsorgungsproblem

An den ölverschmierten Stränden der südlichen Bretagne hat sich die Lage entspannt. Einen Monat nach dem Untergang des Öltankers "Erika", bei dem 10 000 Tonnen Öl vor der französischen Atlantiküste ausgelaufen sind, sind die Aufräumarbeiten vorangeschritten.

An den ölverschmierten Stränden der südlichen Bretagne hat sich die Lage entspannt. Einen Monat nach dem Untergang des Öltankers "Erika", bei dem 10 000 Tonnen Öl vor der französischen Atlantiküste ausgelaufen sind, sind die Aufräumarbeiten vorangeschritten. Wenn alles gut geht, werden die auf einer Strecke von 500 Kilometern verschmutzten Strände schon bald wieder gesäubert sein.

Unklar ist jedoch, was mit den mehreren hundert Tonnen Ölschlamm geschehen soll, die zu Tage gefördert wurden. Bisher wandern sie in Depots, die vor allem auf den betroffenen Inseln nur provisorisch eingerichtet worden sind. Schon jetzt ist absehbar, dass die Kapazität der Auffanglager nicht ausreicht. Wie es um die Endlagerung oder eine eventuelle Weiterverarbeitung aussieht, weiß man selbst im Pariser Umweltministerium derzeit nicht zu sagen.

Die Abfallrichtlinie der EU schreibt vor, dass Verwertung der Entsorgung vorzuziehen sei. Die Ausführung wird von den Mitgliedsstaaten geregelt, in Deutschland durch das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz. "Der Spielraum ist nicht groß", sagt ein Sprecher des Umweltministeriums in Schleswig-Holstein. Die Behörde war gefordert, als nach der Havarie der Pallas 1998 dem Wattenmeer eine Ölpest drohte. Damals konnte das meiste Öl aus dem Wrack geborgen werden, nur wenig gelangte an den Strand.

Nach der Bergung wurde das Öl-Sand- oder Öl-Wassergemisch in speziellen Containern zwischengelagert. Das Verfahren für die Entsorgung sei einfach, erklärt ein Sprecher der Kieler Behörde. Das Öl werde von Wasser oder Sand getrennt und nach dem Abfallschlüssel klassifiziert. Danach entscheide sich, ob es zu Schmiermittel weiterverarbeitet werden kann oder bei der Zementherstellung für die Zufeuerung gebraucht wird. Sand werde aufbereitet und beim Bauen verwertet, Wasser entsorgt.

Auf dem offenen Meer treibendes Öl wird teilweise mit Bindemitteln versetzt, so dass es schwer wird und auf den Meeresboden absinkt. Als Naturprodukt werde es im Laufe der Jahre zersetzt, sagt ein BUND-Sprecher. Dasselbe gelte für Ölschlamm auf Sondermülldeponien. "Allerdings dauert das zehn, 20 Jahre oder noch länger." Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, verendete, ölverseuchte Tiere oder Ölschlamm einfach zu verbrennen. "Heikel" nennt dies der BUND-Sprecher, denn dabei würden Schadstoffe frei.

Offenbar hat Frankreich aus der letzten großen Ölpest der "Amaco Cadiz" aus dem Jahre 1978 nicht viel gelernt: Der damals eingesammelte Ölschlamm lagert zum Teil noch heute in Depots in der Hafenstadt La Rochelle. Bis zum Untergang der "Erika" war er schlicht vergessen worden.

Erik Bonse, Raoul Fischer

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