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Naturkatastrophe: Dutzende Tote bei Überschwemmungen in Algerien

Vier Jahre hatte es in der Region um die Stadt Ghardaia nicht geregnet - dann fielen sintflutartige Niederschläge. Der Innenminister Algeriens spricht vom schlimmsten Unwetter in diesem Jahrhundert.

In Algerien sind mindestens 31 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben gekommen. Mindestens 50 weitere wurden in der normalerweise sehr trockenen Region um die Stadt Ghardaia verletzt, wie ein staatlicher Radiosender am Freitag berichtete. In der Stadt versammelten sich mindestens 5000 Menschen, um gegen die aus ihrer Sicht nur schleppend angelaufene Hilfe zu protestieren. Soldaten wurden in die Region geschickt. Innenminister Noureddine Yazid Zerhouni sprach vom schlimmsten Unwetter in diesem Jahrhundert.

Rund tausend Menschen wurden durch das Unwetter obdachlos, wie das Radio berichtete. Hunderte Freiwillige und Mitarbeiter der muslimischen Organisation Roter Halbmond kümmerten sich um die Obdachlosen. Die Gas- und Stromversorgung funktionierte am Freitag zwar in weiten Teilen wieder, es gab jedoch zu wenig Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs. Das Innenministerium schickte Zelte, Generatoren und 400 Tonnen Erste-Hilfe-Produkte in die Region. Soldaten sollen Plünderungen verhindern. Nach den Radioberichten stieg das Wasser in einigen Teilen der Stadt Ghardaia, die rund 600 Kilometer südlich von der Hauptstadt Algier liegt und auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes steht, zeitweise bis zu acht Meter hoch.

Proteste wegen unzureichender Hilfe

Zerhouni sagte am Donnerstag nach einem Überflug über die betroffene Region, dass 300 bis 600 Häuser überschwemmt seien. Demnach waren auch Straßen überflutet und Telefonverbindungen durch das Wasser zerstört. Rund 5000 Menschen versammelten sich im Zentrum der Stadt Ghardaia, um gegen die nach ihrer Meinung unzureichende Hilfe für die Flutopfer zu protestieren, wie ein Teilnehmer sagte. Sie forderten schnellere Hilfsmaßnahmen, mehr Lebensmittel und Material zum Instandsetzen der beschädigten Häuser. Sicherheitskräfte verhinderten, dass die Demonstranten bis zur örtlichen Verwaltung vordrangen.

Ein Bewohner der Region Ghardaia sagte am Telefon, die Bevölkerung gehe von rund 100 Opfern aus und bis zu 1000 überschwemmten Häusern. Seinen Angaben zufolge begannen die Unwetter am Montag in der Gegend, in der es seit vier Jahren nicht mehr geregnet hatte. Der Regen sei seitdem immer stärker geworden.

In Algerien hatte es in den vergangenen Tagen in mehreren Regionen stark geregnet. In Djelfa weiter nördlich starben am Dienstag zwei Menschen, nachdem das Wasser in zwei Trockentälern, sogenannten Wadis, schnell angestiegen war. Bei Überflutungen im Jahr 2001 waren in Algerien mehr als 800 Menschen ums Leben gekommen. (jam/AFP)

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