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Palin Leads Campaign Rally In Virginia

© GETTY IMAGES/AFP

Neue Enthüllungen: Ms. Extravaganza

Sarah Palin erregt die Öffentlichkeit - immer neue Skurrilitäten werden bekannt.

Die Wahl haben Amerikas Republikaner verloren. Im Mittelpunkt der Nachbetrachtungen stehen jedoch nicht politische Analysen, sondern Vizekandidatin Sarah Palin und ihre Charakterzüge. Was mittlerweile ans Licht kam, widerlegt das Bild einer Frau, die das nationale Interesse über persönliche Vorteile stellt. Details über ihre Shoppingtouren beschäftigen nun die Öffentlichkeit. Aufsehen hatte bereits vor dem Wahltag die Nachricht erregt, dass sie 150 000 Dollar aus Wahlkampfmitteln der Partei für Kleider und kosmetische Betreuung ausgegeben hatte. Viele Bürger hatten freilich Verständnis, dass Kleidung und Styling im Fernsehzeitalter mit über den Erfolg entscheiden. Sie rümpften die Nase über die Höhe des Betrags.

Palin hält dem entgegen, das „extravagante Makeover“ sei nicht ihre Idee gewesen. John McCains Berater hätten es mit Blick auf ihre Fernsehinterviews, den Nominierungsparteitag und die Wahlkampfauftritte empfohlen.

Nun berichtet „Newsweek“, McCain- Beraterin Nicolle Wallace habe Palin vorgeschlagen, sich drei Kombinationen für den Parteitag Anfang September sowie drei weitere für den Wahlkampf zuzulegen; als Budget waren 25 000 Dollar vorgesehen. Laut „Washington Post“ blieb es aber nicht einmal bei den 150 000 Dollar, die die Republikaner an die Kommission zur Überwachung der Wahlkampfkosten meldeten. Palin habe die Kampagne mit weiteren „mehreren Zehntausend Dollar für Bekleidung, Makeup und Schmuck“ für ihre ganze Familie belastet, darunter seidene Boxershorts für ihren Mann Todd und 13 Koffer, um all die Designerware zu transportieren. Noch im Oktober habe sie sich weitere Sendungen mit Einkäufen während ihrer Wahlkampftour schicken lassen. „Die Hinterwäldler von Wasilla auf Plündertour bei Neiman Marcus von Küste zu Küste“, spottete ein anonymer McCain-Mitarbeiter in „Newsweek“ unter Anspielung auf Palins Heimatstadt in Alaska und den Namen einer hochpreisigen Modekette. Sie habe sechsstellige Rechnungsbeträge in Kaufhäusern angehäuft. Das kam heraus, heißt es, als sich Untergebene mit der Bitte um Erstattung ihrer Auslagen an die Partei wandten. Palin habe ihre Einkäufe mit Kreditkarten niedriger Mitarbeiter bezahlen lassen, die deutlich weniger verdienen als sie. Laut „Los Angeles Times“ hat die Republikanische Partei Rechtsanwälte nach Alaska geschickt, um ein Verzeichnis der Waren anzufertigen und sie sicherzustellen, soweit möglich. Sie sollen für wohltätige Zwecke gespendet werden.

Palin kämpft jetzt um ihre politische Zukunft und gibt in diesen Tagen eine Reihe von Fernsehinterviews – was ebenfalls Charakterkritik auslöst. Als Vizekandidatin müsste sie McCain den Vortritt lassen und still halten, bis er sich äußert, bemerkt die „New York Times“. Palin verhalte sich „Sarah-zentrisch“. Am Wahlabend war sie mit einer eigenen Rede zur Niederlage erschienen und musste sich von McCains Beratern sagen lassen, es sei üblich, dass nur der Spitzenkandidat spreche. „Ich hatte eine großartige Rede dabei, wir hätten was Neues ausprobieren können“, sagt Palin nun.

Am heutigen Donnerstag treffen sich die republikanischen Gouverneure in Miami. Mit ihren TV-Auftritten arbeitet Palin daran, als potenzielle Präsidentschaftskandidatin 2012 oder 2016 im Gespräch zu bleiben. Die Basis wolle „eine Frau, eine Mutter, jemanden, der unser Land so sehr liebt“, sagte sie Greta van Susteren, Moderatorin des konservativen Senders Fox, für die sie ein Elch-Ragout zuhause kochte. „Ich fühle: Okay, Gott, wenn du eine Tür für mich öffnest – und darum bete ich ständig – dann lass mich diese offene Tür nicht verpassen.“

Die Rückkehr nach Alaska ist politisch schwierig, da Palin als Revoluzzerin gegen das korrupte Parteiestablishment Gouverneurin geworden war. Auf gelegentliche Unterstützung der dortigen Demokraten, wie bisher, kann sie nach ihren Attacken auf Barack Obama nicht mehr setzen. Sie hofft womöglich auf den Senatssitz des Republikaners Ted Stevens, der eventuell bald wegen Bestechlichkeit zurücktreten muss. Alles scheint derzeit möglich: Palins politische Versenkung oder ihr Aufstieg nach Washington.

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