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Scotland Yard hat die Entführung nachgestellt. Das Video zeigt hier eine Szene auf dem Tennisplatz.

© Reuters

Neue Offensive: Fall Maddie: Bringen die Bilder den Durchbruch?

Die von Scotland Yard veröffentlichten Phantombilder sollen einen deutsch sprechenden Mann zeigen, der ein blondes Kind zum Strand getragen haben soll. Sehen Sie hier auch einen Ausschnitt aus der BBC-Rekonstruktion, die Mittwoch bei "Aktenzeichen XY ..." gezeigt wird.

In den Fall der vor Jahren verschwundenen Madeleine McCann kommt überraschend Bewegung. Nach der Veröffentlichung neuer Phantombilder will Chefermittler Andy Redwood von Scotland Yard mit den Eltern Kate und Gerry McCann auch nach Deutschland und in die Niederlande reisen. Hier werden sie am Mittwochabend in „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ auftreten.

In britischen Zeitungen wurden am Montag zwei Phantombilder eines zwischen 20 und 40 Jahre alten Mannes veröffentlicht, der sich zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Appartements der Familie McCann in Praia da Luz aufgehalten haben soll. Das sagten zwei befragte Zeugen unabhängig voneinander aus. Weil es sich um zwei Zeugen handelt, fallen wohl auch die Phantonbilder unterschiedlich aus.

Scotland Yard bezeichnet den Mann nicht als Verdächtigen

Sie beschrieben ihn als mittelgroßen Weißen mit kurzem braunen Haar und ohne Bart. Er habe womöglich mit einem anderen Mann auf Deutsch gesprochen und soll am Abend des Verschwindens von Madeleine McCann, dem 3. Mai 2007, mit einem Kind auf dem Arm beobachtet worden sein. Dieses soll möglicherweise mit einem Schlafanzug bekleidet gewesen sein, wie Zeugen berichteten.

Diese beiden Phantombilder sollen denselben gesuchten Mann zeigen.
Diese beiden Phantombilder sollen denselben gesuchten Mann zeigen.

© Reuters

Am Montagabend wurde die BBC-Rekonstruktion zum Fall Maddie in England gezeigt

„Unabhängig davon, ob der Mann der Schlüssel zum Durchbruch bei den Ermittlungen ist oder nicht, ist es für uns von entscheidender Bedeutung, ihn zu finden und mit ihm zu sprechen“, erklärte Chefermittler Andy Redwood am Montag. „Wir haben Zeugen, die ihn zur Tatzeit in der Nähe der Ferienanlage gesehen haben.“ Als „Verdächtigen“ wollte Scotland Yard den Gesuchten allerdings ausdrücklich nicht bezeichnen. Dennoch geben die neuen Zeugenaussagen und Phantombilder der Polizei Grund, den Fall komplett neu aufzurollen. „Wir setzen alles wieder zurück auf Anfang und werden alles noch einmal prüfen und analysieren, nichts ist selbstverständlich“, sagte Redwood im Hinblick auf die Bedeutung der neuen Entwicklungen in der vielgesehenen britischen Sendung „Crimewatch“ am Montagabend.

Neben den bereits veröffentlichten Phantombildern sollen in den nächsten Tagen Fahndungen nach weiteren Gesuchten eingeleitet werden. Nach Angaben des britischen „Telegraph“ sprechen mindestens zwei der neu in den Fokus geratenen Männer deutsch.

Aus diesem Grund will Scotland Yard jetzt auch die deutsche und niederländische Öffentlichkeit stärker in die Ermittlungen miteinbeziehen. Chefermittler Andy Redwood teilte mit, er werde persönlich nach Deutschland und in die Niederlande reisen. In beiden Ländern ist die portugiesische Algarve ein beliebtes Ferienziel.

Nach seinem ersten Auftritt in der britischen Sendung „Crimewatch“ werden er und die Eltern Kate und Gerry McCann im niederländischen „Opsporing Verzocht“ am Dienstag zu sehen sein und schließlich bei „Aktenzeichen XY“ diesen Mittwoch im ZDF auftreten. Dies bestätigte die Agentur Presse Partner Preiss im Auftrag des ZDF. Der Sender kündigte bereits an, die Sendezeit der von Rudi Cerne moderierten Show von 90 auf 120 Minuten zu verlängern.

Madeleine McCann, genannt Maddie, war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve verschwunden.

Die portugiesische Polizei hatte den Fall nach 14 Monaten zu den Akten gelegt. Zwischenzeitlich gerieten Gerry und Kate McCann selbst in Verdacht, inzwischen entschuldigten sich die portugiesischen Ermittler jedoch dafür bei Maddies Eltern. Die britische Polizei ihrerseits ermittelt seit rund zwei Jahren wieder in dem Fall. Dabei befragten sie nach eigenen Angaben 442 Personen und machten 41 mögliche Verdächtige aus – zu Festnahmen kam es jedoch nie.

Angesichts der neuesten Entwicklungen äußerten sich auch Madeleines Eltern wieder hoffnungsvoll. „Sechs Jahre lang haben wir nicht aufgegeben, weltweit nach unserer Tochter zu suchen“, sagten die McCanns dem ZDF. „Jetzt gibt es neue Informationen, neue Hoffnung. Wir freuen uns sehr, dass uns ,Aktenzeichen XY’ die Gelegenheit gibt, den deutschen Zuschauern die neuen Ermittlungsansätze zeigen zu dürfen. Vielleicht können sie uns helfen, Madeleine doch noch zu finden.“ mit AFP/dpa

Torben David[London]

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