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New York: Kündigungsgerüchte um "Vogue"-Chefin Wintour

Der Teufel ist hinter ihr her: Anna Wintour, gefürchtete Chefin der US-„Vogue“, war Vorlage für den Erfolgsfilm „Der Teufel trägt Prada“ mit Meryl Streep. Nun soll sie angeblich gefeuert werden. Das freut viele.

Von Andreas Oswald

Millionen Menschen kennen den Namen der amerikanischen „Vogue“-Chefin Anna Wintour, obwohl sie das Blatt noch nie gelesen haben. Sie gilt als mächtigste Frau der Modewelt und ihr Ruf als berüchtigte und gefürchtete Chefin war die Vorlage für den Erfolgsfilm „Der Teufel trägt Prada“ mit Meryl Streep in der Hauptrolle. In diesem Film sagt sie ihrer Assistentin Sätze wie: „Die Details deiner Inkompetenz interessieren mich nicht.“ Gnadenlos, zerfressen von Ehrgeiz, gegen alle Welt kämpfend – sie ist der alles verschlingende Drache, vor dem sich nicht nur ihre Mitarbeiter fürchten, sondern vor allem die Stardesigner. Diese umwerben sie zwar, weil sie auf sie angewiesen sind, gleichzeitig, so heißt es, fürchten und hassen sie sie.

Jetzt ist da dieses Gerücht in der Welt, und Anna Wintour hat den Fehler gemacht, das Gerücht auch noch zu kommentieren. Dem Boulevardblatt „The New York Post“ sagte sie: „Ich habe nicht die Absicht, ,Vogue‘ jetzt oder in absehbarer Zukunft zu verlassen.“ Sie scheint schon etwas gefasster zu sein. Wenige Tage zuvor hatte sie auf einer Gala fast die Fassung verloren. Ein Modejournalist fragte sie ganz offen, ob sie bald gehe. „Das ist eine sehr rüde Frage. Bitte lassen Sie mich alleine“, sagte sie nach Angaben des britischen „Independent“. Die britische Presse verfolgt sehr genau die Karriere von Wintour. Sie ist Britin und ihr Vater war einst ein bekannter Journalist des „Evening Standard“.

Wird wahr, was im Film vorhergesagt wird?

Es ist zwar nur ein Gerücht, aber es beschäftigt die New Yorker wie kaum ein anderes Thema. Wird jetzt wahr, was in dem Film „Der Teufel trägt Prada“ am Ende mit ihr geschieht? Darin wird sie von einer Jüngeren aus Paris ersetzt. Die Jüngere aus Paris, die jetzt im Gespräch ist, heißt Carine Roitfeld, und ist Chefin der französischen „Vogue“. Auch sie nahm bereits Stellung zu den Berichten. Sie sei bei der französischen „Vogue“ sehr glücklich, sagte sie. Ein ziemlich schwaches Dementi. Dass die Gerüchte täglich weitergesponnen werden, liegt sicherlich an der Schadenfreude, die die Medien und die Modeszene empfinden, nachdem sie sich jahrzehntelang von der Frau schlecht behandelt fühlten. Sie galt als eiskalt, „Nuclear Wintour“ war ein Spitzname, der ihr gegeben wurde, „Stalin auf Stilettos“ ein anderer. Lauren Weisberger, ihre einstige Assistentin, wurde von ihr jahrelang schikaniert. Sie revanchierte sich mit einem Buch, auf dem der Film und sein Titel beruhen. Darin schreibt sie: „Warum habe ich mich von dieser allen Freuden des Lebens abholden Teufelin dermaßen schikanieren lassen?“

Wintour, die im nächsten Jahr 60 Jahre alt wird, hatte das Blatt vor 20 Jahren übernommen. Es galt damals als langweilig, die Auflage stagnierte. Wintour machte daraus das mächtigste Modemagazin der Welt. Jetzt gehen Auflage und vor allem Anzeigen zurück. Vor allem die Tatsache, dass die amerikanische „Elle“ im Anzeigengeschäft an „Vogue“ vorbeigezogen ist, heizt die Gerüchte weiter an. Aber ist die französische Chefin besser? Carine Roitfeld gilt als avantgardeorientiert. Das würde der eher populären US-Ausgabe wohl kaum guttun. Und die Modewelt wäre um eine schillernde Person ärmer.

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