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Panorama: Nicht spucken

Experten: Sars verhält sich tückischer als bisher gedacht

Schanghai (dpa). Im Kampf gegen Sars verfügt Schanghai drastische Geldbußen gegen jeden, der in der Öffentlichkeit spuckt oder uriniert. Wer dabei erwischt wird, muss ab sofort 200 Yuan (25 Euro) bezahlen, berichtete die Tageszeitung „Shanghai Daily“. Dies sei eine vier Mal höhere Geldbuße als bisher.

Das Verbot dürfte vielen Chinesen schwer fallen, ist es doch nahezu überall üblich, ausgiebig zu spucken und die Nase ohne Taschentuch zu reinigen. Wer in China in ein Restaurant geht und sich zu anderen Chinesen an einen großen runden Tisch setzt, erlebt, dass die Tischnachbarn Speisereste ungeniert auf den Tisch spucken und Knorpelstücke dabei gelegentlich bis fast an den Teller eines anderen Gastes fliegen.

Die Hoffnung auf eine Ausrottung des SarsErregers sinkt. Er verhält sich tückischer, als bisher gedacht. In Hongkong warnten Wissenschaftler, das Virus verändere sich „wie ein Mörder“, der seine Fingerabdrücke verwische. „Wir müssen damit rechnen, dass wir für ein halbes Jahr oder noch länger mit Sars konfrontiert werden“, sagte der deutsche Virologe Wolfgang Preiser dem Fernsehsender n-tv. Vielleicht sei für immer mit Einschleppungen in andere Länder zu rechnen. „Der Schlüssel für die weitere Entwicklung liegt in China.“

Die Bundesregierung hat unterdessen zehn Millionen Euro zur Bekämpfung der Seuche zur Verfügung gestellt. Auf Bitten des Bürgermeisters von Peking, Wang Qishan, würden Beatmungs- und Röntgengeräte nach China geliefert, teilte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Sonntag in Berlin mit.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO reagierte besorgt auf Berichte aus Hongkong, wonach Patienten erneut erkrankt waren, nachdem sie die Krankenhäuser als geheilt verlassen hatten. WHO-Experte David Heymann sagte, die Rückfälle könnten auf eine Behandlung mit Hormonen zurückzuführen sein, die eventuell zu früh abgebrochen worden sei. Wissenschaftler entdeckten Mutationen des Virus, von dem derzeit zwei Stämme bekannt sind. „Die rasche Evolution ist so ähnlich wie ein Mörder, der versucht, seine Fingerabdrücke oder sein Erscheinen zu verändern, um nicht erwischt zu werden“, sagte Professor Dennis Lo von der Universität in Hongkong.

Durch die jahrelangen Vorarbeiten deutscher Wissenschaftler könnte die Entwicklung eines Medikaments gegen den Sars-Erreger erheblich beschleunigt werden, berichtete der „Spiegel“. Wissenschaftler aus Würzburg und Lübeck hätten das humane Coronavirus 229E, das beim Menschen Schnupfen auslöst, eingehend erforscht und seien dabei, erste Hemmstoffe zu testen. Auch der Sars-Erreger wurde als neues Corona-Virus identifiziert.

Um eine Ausbreitung in Peking unter den 1,37 Millionen Schülern zu verhindern, bleiben die chinesischen Schulen vorerst für zwei weitere Wochen geschlossen. Dagegen nimmt die Deutsche Botschaftsschule am heutigen Montag nach den Osterferien wieder den Schulbetrieb auf. Den etwa 300 Schülern und Kindergartenkindern wird bei Betreten jeweils die Köpertemperatur gemessen.

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