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Panorama: Nickerchen am Arbeitsplatz: Absolution für Büro-Schläfer

Im niedersächsischen Vechta rollt der städtische Beamte in der Mittagspause die Isomatte auf dem Büroboden aus und döst ein Viertelstündchen zwischen Aktenschränken. Nörgler fühlen sich bestätigt: Im öffentlichen Dienst verdienen Nichtstuer ihr Geld im Schlaf.

Im niedersächsischen Vechta rollt der städtische Beamte in der Mittagspause die Isomatte auf dem Büroboden aus und döst ein Viertelstündchen zwischen Aktenschränken. Nörgler fühlen sich bestätigt: Im öffentlichen Dienst verdienen Nichtstuer ihr Geld im Schlaf. Doch das Nickerchen am Arbeitsplatz soll die Aufmerksamkeit erhöhen und die Leistungsfähigkeit steigern. In den USA liegt das so genannte "Power Napping" bereits seit einigen Jahren im Trend.

Nach der industriellen und der technologischen Revolution kündigt sich nun ein weiterer Umbruch in der Arbeitswelt an, glaubt zumindest Peter Wippermann, Chef des Hamburger Trendbüros. "In den Zeiten von Handy und Internet verschmelzen Arbeit und Freizeit." Für den hochmobilen Menschen des 21. Jahrhunderts werde das Wohnzimmer zum Büro und umgekehrt.Die Dienst-Siesta sei nicht nur leistungsfördernd, sondern entlaste auch die geplagten Rücken der Büroarbeiter. Durch Bandscheibenschäden entsteht Trendforscher Wippermann zufolge in Deutschland ein volkswirtschaftlicher Schaden von 35 Millionen Mark im Jahr.

In zahlreichen US-Unternehmen hat sich "Power Napping" bereits durchgesetzt. Amerikanische Schlafforscher wollen den wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit des Büroschlafes erbracht haben. So zeigt unter anderem eine Studie der Cornell- University, dass eine 20-minütige Schlafpause die Motivation erhöht und Fehler verhindert. In Vechta wird "Power Napping" seit einem halben Jahr praktiziert und von der AOK unterstützt. Die teilnehmenden Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind mit Eifer bei der Sache, wie der städtische Pressesprecher versichert. 153 von insgesamt 180 Angestellten und Beamten seien "Power Napper". Ob der Dienstschlaf auch die Zufriedenheit der Bürger mit der Verwaltung erhöht, sollen jetzt Arbeitswissenschaftler feststellen.

Chris Linke[Stefan Fuhr]

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