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Niedersachsen: Kleinkind stirbt offenbar an Mangelernährung

Im Landkreis Hildesheim ist ein Kleinkind verdurstet. Grund ist aber offenbar nicht eine Vernachlässigung des Kindes, vielmehr sollen die Eltern von einer Heilpraktikerin falsch beraten worden sein.

Hildesheim - Die Staatsanwaltschaft Hildesheim ermittelt nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" wegen des tragischen Todes eines Kleinkindes. Wie das Blatt berichtete, ist das Mädchen nach den bisherigen Erkenntnissen an Flüssigkeitsmangel gestorben. Das niedersächsische Sozialministerium ist nach eigenen Angaben vor kurzem über den Fall in Kenntnis gesetzt worden.

"Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen", sagte Oberstaatsanwalt Bernd Seemann. Die Eltern seien offenbar von einer Heilpraktikerin über die Ernährung des Kindes falsch informiert worden. Die Mutter habe den falschen Rat befolgt und die Stillzeit reduziert. Dadurch habe das Kind zu wenig Flüssigkeit bekommen und sei daran schließlich gestorben. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass das Kind in der aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammenden Familie vernachlässigt wurde. Ein zwei Jahre altes zweites Kind der Familie sei in guter Verfassung. Gegen die Heilpraktikerin werde ebenfalls ermittelt.

Die Eltern des Kindes waren am Dienstag mit ihrer kranken Tochter in ein Hospital gefahren. Dort konnten die Ärzte jedoch nur noch den Tod des Mädchens feststellen, schrieb das Blatt.

"Wachsam müssen alle sein"

"Der neue Fall ist sehr tragisch, in seiner Dimension aber scheinbar nicht mit anderen Fällen von Kindervernachlässigung zu vergleichen", sagte die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU). Der Fall zeige erneut, dass Kinderschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. "Wachsam müssen alle sein, Behörden und Mediziner wie auch das direkte Lebensumfeld der Betroffenen."

Die Ministerin kündigte an, anlässlich der 2. Niedersächsischen Kinderschutzkonferenz im Frühjahr 2007 den Dialog über effiziente Modelle der aufsuchenden Familienhilfe mit Kinderschutzbund, Krankenkassen, kommunalen Spitzenverbänden oder Ärzteverbänden fortzusetzen: "Der reflexartige Ruf nach mehr Kindervorsorgeuntersuchungen reicht nicht aus. Das kann nur ein Baustein sein, der aber offensichtlich im neuerlichen tragischen Fall aus Hildesheim nicht gegriffen hat." Man müssen dahin kommen, noch mehr Familien gegebenenfalls vor Ort aufzusuchen und bereits bestehende Hilfsangebote transparenter zu machen. "Aber ich betone: Eltern müssen sich auch helfen lassen." (tso/AFP/dpa)

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