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Ölpest: BP-Arbeiter: Leck war lange bekannt

Neue Enthüllungen zur Katastrophe in den USA: In einer Dokumentation über die Ölpest im Golf von Mexiko hat die BBC neue Vorwürfe gegen die Sicherheitskultur von BP erhoben. Es könnte weit mehr Öl auslaufen als bisher bekannt.

Kernzeuge des Programms „Panorama“ war der Bohrinselarbeiter Tyrone Benton, der nach eigener Aussage „Wochen vor der Explosion“ auf der Plattform „Deepwater Horizon“ einen Defekt an einem entscheidenden Teil des Blowout Preventer (BOP) entdeckt haben will. Der Ausfall dieses Sicherheitsgeräts ist die Ursache dafür, dass seit Wochen Öl mehr oder weniger ungehindert ins Meer fließt.

„Wir sahen das Leck an dem Gehäuse. Und wir informierten die Vertreter der Firma. Sie konnten dieses Teil abschalten und ein anderes anschalten.“ Die Aussage Bentons bezieht sich auf einen „Control Pod“, der als „Gehirn“ des BOP bezeichnet wird. Benton zufolge hat sein Vorgesetzter sowohl BP als auch den Betreiber der Bohrinsel, die Firma Transocean, per E-Mail von dem Fehler informiert. Ob das leckende Teil vor der Explosion noch einmal zum Einsatz kam oder nicht, konnte Benton nicht sagen. BP schickte nach der Katastrophe Unterwasserroboter zum Leck und versuchte, den BOP zu reparieren, ohne Erfolg. Die BBC zitiert als Experten aber Professor Tad Patzek von der University of Texas, der den Umgang mit dem BOP-Leck für fahrlässig hält: „Wenn man Hinweise darauf hat, dass der BOP nicht richtig funktioniert, muss man ihn unter allen Umständen reparieren.“

Laut BBC hat BP zu den Vorwürfen erklärt, für die Wartung und den Betriebseinsatz des BOP sei der Plattformbetreiber Transocean verantwortlich gewesen. Transocean betonte, drei Tage vor dem Unglück sei das Gerät getestet worden. In dem Beitrag wird den Ölbohrern außerdem vorgeworfen, bei der Zementierung des Bohrloches unter zu großem Zeitdruck gehandelt zu haben. Mehrere Arbeiter hätten den hohen Arbeitsdruck hervorgehoben. „Zu viele Jobs wurden gleichzeitig gemacht“, sagt Augenzeuge Benton. Verantwortlich für die Zementierung war der US-Konzern Halliburton.

Aufsehen erregt nun auch ein internes BP-Dokument, nachdem das defekte Bohrloch bis 100 000 Barrel Öl pro Tag freisetzen könnte – doppelt so viel wie bislang angenommen. BP betonte allerdings, es handle sich um eine rein theoretische Annahme. Die neuen Enthüllungen zogen aber neue Kritik an BP nach sich. Amerikanische Senatoren werfen dem Unternehmen nicht nur vor, aus Kostengründen bei der Sicherheit geschlampt zu haben, sondern auch das Ausmaß der Krise verschleiert und mit Informationen hinterm Berg gehalten zu haben.

BP Chef Tony Hayward bewies indes erneut wenig Fingerspitzengefühl bei seinem Krisenmanagement. Nach der Demütigung seiner Anhörung vor dem amerikanischen Kongress vergangene Woche entspannte er sich am Wochenende bei einer Segelregatta auf der Isle of White. Unter den wenigen, die zu seiner Verteidigung eilten, war der frühere britische Außenminister David Miliband. „Er ist verantwortlich für die Handlungen seines Unternehmens. Aber das heißt nicht, dass er nicht einmal einen freien Tag haben kann“, sagte Miliband.

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