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Jörg Haider

© dpa

Österreich: 25.000 Menschen erweisen Jörg Haider die letzte Ehre

Bei der offiziellen Trauerfeier erschienen nicht nur die österreichische Regierung, Politiker, Freunde und Familienangehörige, um den tödlich verunglückten Landsmann Jörg Haider die letzte Ehre zu erweisen. Auch Mitglieder rechter Burschenschaften waren zahlreich vertreten. Unklar ist, wann der umstrittene Rechtspopulist im Familienkreis beigesetzt wird.

Rund 25.000 Menschen haben am Samstag bei einer offiziellen Trauerfeier in Klagenfurt Abschied von dem umstrittenen österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider genommen. Der tödliche Autounfall des 58-jährigen Kärntner Landeshauptmanns vor einer Woche hatte besonders in seinem Bundesland extreme Trauer ausgelöst. Haider, der Chef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) war, saß betrunken am Steuer und war deutlich zu schnell gefahren.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Sarg Haiders in einer Prozession durch die Hauptstadt Kärntens getragen. Zur offiziellen Abschiedsfeier vor dem Rathaus kam fast die gesamte österreichische Regierungsriege, angeführt von Bundespräsident Heinz Fischer und dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Auch Haiders ehemalige politische Weggefährten, Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, reisten nach Klagenfurt. Ein von einigen Medien befürchteter Aufmarsch von NS-Sympathisanten oder Vertretern europäischer Rechtsparteien blieb aus.

"Er war jemand, der niemanden kalt gelassen hat "

Als Chef der rechten Partei FPÖ und später des davon abgespaltenen BZÖ hatte Haider in den vergangenen Jahrzehnten die österreichische Politik entscheidend geprägt und die Rechten als dritte Kraft im Land etabliert. International bekannt wurde er, als die konservative Volkspartei ÖVP im Jahr 2000 eine Regierungskoalition mit der rechten FPÖ einging und Österreich deshalb mit EU-Sanktionen belegt wurde. Der Rechtspopulist provozierte immer wieder mit rechten Äußerungen oder fremdenfeindlichen Aktionen. Zuletzt hatte der BZÖ-Chef Ende September bei der österreichischen Parlamentswahl mit rund elf Prozent Zustimmung Erfolge gefeiert, in Kärnten erhielt er rund 39 Prozent.

"Er war jemand, der niemanden kalt gelassen hat - im Positiven wie im Negativen", sagte Gusenbauer bei der Trauerfeier. Gerade die Reaktionen auf seinen Tod hätten gezeigt, dass  Haider Menschen bewegt und starke Emotionen ausgelöst habe. Er attestierte dem Rechtspolitiker ein feines Gespür für die Sorgen der Menschen und mögliche Veränderungen. "Das heißt nicht, dass alle Antworten, die er auf Veränderungen gegeben hat, auch allgemein anerkannt waren", sagte er.

Andere Redner beklagten mehrfach vor dem mit roten Rosen geschmückten Sarg, in Kärnten sei "die Sonne vom Himmel gefallen". Haider werde in Kärnten immer da sein, seine Spuren seien ewig, sagte sein Nachfolger als Landeshauptmann, Gerhard Dörfler.

In der ersten Reihe saßen in schwarzen Dirndln Haiders  Witwe Claudia und seine beiden erwachsenen Töchter. Auch die Mutter des Rechtspolitikers war da. Auf dem Weg zur Feier zu deren 90. Geburtstag war Haider am frühen Samstagmorgen vor einer Woche tödlich verunglückt. Mit stark überhöhter Geschwindigkeit und 1,8 Promille Alkohol im Blut kam er bei Klagenfurt mit dem Auto von der Straße ab und überschlug sich mehrfach. Er war sofort tot.

Muammar al-Gaddafi und die rechte Szene Österreichs erweist Haider die letzte Ehre

Weiterer Ehrengast war der Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi, Saif al Islam, der mit Haider befreundet war. Vertreter von mehreren rechten Burschenschaften reckten ihre Degen in die Höhe, Weltkriegsveteranen kamen aus ganz Österreich mit ihren Fahnen, auch Vertreter der Bergwacht, der Feuerwehr, des Bundesheeres und der Polizei nahmen in Ehrenuniform Aufstellung. Zudem kamen viele Kärntner Chöre und Blaskapellen. Die Stimmung in den Klagenfurter Straßen war bedrückt, viele Menschen weinten.

Haiders Leichnam soll später eingeäschert und im engsten Familienkreis im Kärntner Bärental beigesetzt werden. Ein Termin dafür ist nicht bekannt. (ml/dpa)

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