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Nun meldet sich das Mordopfer Reeva Steenkamp noch einmal zu Wort.

© dpa

Update

Oscar Pistorius weiter in Haft: Letztes YouTube-Video von ermordeter Freundin aufgetaucht

Während Oscar Pistorius wegen Selbstmordgefahr in der Polizeistelle rund um die Uhr bewacht wird und die Medien weiter über den Tathergang spekulieren, tauchte nun ein letztes Video des Mordopfers im Internet auf.

Nach dem gewaltsamen Tod der Freundin des südafrikanischen Sprinterstars Oscar Pistorius ist ein voraufgezeichnetes Fernsehinterview mit dem Model im Internet aufgetaucht. In dem am Freitag bei YouTube erschienenen Video spricht Reeva Steenkamp darüber, wie wichtig es sei, einen bleibenden Eindruck im Leben zu hinterlassen - eine Äußerung, die ihren Tod noch eindringlicher erscheinen ließ. Bei dem Beitrag handelte es sich um einen Ausschnitt zur Ehrung der 29-Jährigen, bevor am Samstagabend die ganze Folge einer Realityshow mit dem Model ausgestrahlt werden sollte.

"Die Art, wie man geht und seinen Abschied nimmt, ist so wichtig“, sagt Steenkamp, die in dem Interview im gepunkteten Bikini unter Palmen zu sehen ist. „Entweder hat man auf positive oder auf negative Weise einen Eindruck hinterlassen.“ In dem für die Sendung „Tropika Island of Treasure“ gedrehten Ausschnitt gibt Steenkamp auch den bis zu drei Millionen Zuschauern pro Woche Ratschläge, die wie eine Reflexion über ein vorzeitig beendetes Leben klingen: „Bewahrt einfach Integrität und Klasse und bleibt immer Euch selbst treu, ich werde Euch alle so sehr vermissen“, sagt das blonde Model.

Hohe Klickraten haben derzeit auch Videos mit dem Superstar der Olympischen und Paralympischen Spiele und jetzigen mutmaßlichen Mörder im Internet. Viele Sportfans gucken sich noch einmal seine großen Erfolge über 100, 200 und 400 Meter auf Youtube an. Aber auch ein Reisewerbe-Video mit Pistorius und einer seiner Exfreundinnen, Samantha Taylor, auf den Seychellen wird bereits kommentiert. "I bet Taylor is thankful she left him. It could have been her", schrieb einer ("Ich wette, Taylor ist dankbar, dass sie ihn verlassen hat. Es könnte auch sie gewesen sein.")

In vielen Videos, bei Auftritten als Idol vor Schulklassen, spricht Pistorius davon, dass die weltweite Vorbildfunktion, die ihm zukam, auch viel Verantwortung mit sich bringe. Wenn er mit dem Leistungssport aufhöre, wolle er sich mehr seinen Charityprojekten für junge Behinderte kümmern. Damit ist es nun wohl auf tragische Weise vorbei.

Der Paralympics-Sieger Pistorius soll seine Freundin am Donnerstag in seinem Haus in einem Nobelvorort von Pretoria erschossen haben. Am Freitag wurde der 26-Jährige wegen Mordes angeklagt. Pistorius bestreitet den Vorwurf. Sein Onkel, Arnold Pistorius, erklärte am Samstag, sein Neffe sei „vor Schock“ ganz „benommen“. „Wir alle trauern um Reeva“, erklärte er in einer Mitteilung. Die Familie versuche den Sportler „in diesen schrecklichen Umständen“ zu unterstützen. Den Mordvorwurf wies Arnold Pistorius entschieden zurück und zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe entkräften ließen. Auch die Familie und das Management von Pistorius bestreiten den Mordvorwurf. Der tödliche Geschehen im Hause des Profisportlers sei eine „schreckliche Tragödie“.

Pistorius wird derweil wegen Selbstmordgefahr in der Polizeizelle rund um die Uhr beobachtet. Dies berichtete der südafrikanische Fernsehsender ENCA am Samstag. Er wirkte bei dem ersten, etwa 40 Minuten langen Hafttermin vor Gericht am Freitag in Pretoria niedergeschlagen. Der Anwalt von Pistorius sprach von einem „extrem traumatisierten Geisteszustand“ seines Mandanten.

Zu Ehren von Reeva Steenkamp soll am Dienstag ein Gedenkgottesdienst in Port Elizabeth stattfinden. Sie werde später in Anwesenheit der Familie begraben. Die 29-Jährige war Juristin, die ihr Geld aber vor allem als Model und Fernsehstar verdiente. Am Dienstag wird auch die Verhandlung gegen Pistorius vor dem Gericht in Pretoria wieder aufgenommen. Dann entscheidet sich nach dem Willen der Anwälte, ob er gegen Kaution freigelassen wird.

Unklarheit besteht weiter über den Tathergang. Die Polizei bestätigte bisher nur, dass Steenkamp mit Schüssen in den Kopf, in Arme und Beine tot im Hause von Pistorius gefunden worden war. Auch die Tatwaffe, auf Pistorius zugelassen, sei sichergestellt worden. Der Profisportler und das Opfer seien beim Eintreffen der Polizei allein im Haus gewesen. Es befindet sich in einer streng bewachten, ummauerten Luxus-Wohnsiedlung. Südafrikanische Medien berichteten, dass Steenkamp durch eine Badezimmertür erschossen worden sei. Nachbarn hatten demnach vor den Schüssen eine lautstarke Auseinandersetzung im Haus Pistorius gehört, was in der Vergangenheit schon häufiger passiert sein soll. Die Polizei sei deswegen am Abend vor der Tat gerufen worden. Bestätigt hatten die Behörden nur, dass es im Domizil von Pistorius schon mehrfach zu Vorfällen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt gekommen sei.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pistorius, seine Freundin „vorsätzlich“ erschossen zu haben. Das Gericht in Pretoria wollte am Freitag zunächst weder über die Mordanklage noch über die Frage entscheiden, ob Pistorius gegen eine Kaution aus der Polizeihaft entlassen werden könnte. Das hatten seine Anwälte beantragt.

Pistorius war 2012 in London als erster beidseitig beinamputierter Sportler auf Hightech-Karbon-Prothesen bei Olympischen Spielen gestartet. Bei den Paralympics gewann der auch als „blade runner“ bekannte Profi sechs Mal. (AFP)

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