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longchamp

© dpa

Piraten: Deutscher Tanker vor Somalia entführt

Piraten haben vor Somalia einen deutschen Tanker mit 13 Besatzungsmitgliedern gekapert. Zuvor hatte das Schiff eigens einen Tag gewartet, um sich einem geschützten Konvoi anzuschließen.

Somalische Piraten haben am Donnerstag im Golf von Aden den deutschen Tanker "Longchamp" in ihre Gewalt gebracht. Das bestätigten ein Mitarbeiter der Reederei in Nairobi sowie ein Sprecher des Hamburger Schiffsfinanzierers MPC, der an dem Schiff beteiligt ist. Nach bisherigen Erkenntnissen halten sich sieben Piraten an Bord des Schiffes auf, das nun Kurs Somalia laufe.

Die Piraten konnten den 3400 Tonnen großen Ein-Hüllen-Tanker in den frühen Morgenstunden kapern, obgleich es in einem internationalen geschützten Konvoi fuhr und die indische Marine noch einzugreifen versuchte, sagte der MPC-Sprecher. Ein Sprecher der Organisation Seafarers Assistance Programme in Nairobi hatte von einem "heftigen Schusswechsel" berichtet. Der indonesische Kapitän des Schiffes hat in einem kurzen Telefonat erklärt, dass die zwölf weiteren Besatzungsmitglieder von den Philippinen wohlauf sind.

Schiff trotz geschütztem Konvoi gekapert

Landkarte von Somlia
Somalia: Die Piraten haben die "Longchamp" im Golf von Aden entführt. -

© Jens Jeske

Das knapp 100 Meter lange Schiff war unterwegs von Europa nach Asien. Es habe den Suez-Kanal durchquert und eigens einen Tag gewartet, um sich dem Konvoi anzuschließen, sagte der Sprecher. Der 1990 gebaute Tanker transportiert Flüssiggas. Er gehört der Gesellschaft MPC Steamship, wird aber von der Hamburger Reederei Bernhard Schulte bereedert. Gechartert hatte die "Longchamp" eine Reederei aus dem liberianischen Monrovia. Das Schiff fährt allerdings unter der Flagge der Bahamas.

Dritte Entführung in diesem Jahr

Der Tanker sei nun aus dem Konvoi ausgeschieden und steuere auf die somalische Küste zu, sagte der MPC-Sprecher. Er rechne mit einer Lösegeldforderung. Das Schiff sei versichert gegen die Folgen von Krieg, Terrorismus und Piraterie.

Vor der somalischen Küste sind in diesem Jahr bereits drei Schiffe von Piraten gekapert worden. Im Kampf gegen die Seeräuber sind zur Zeit vier Schiffe, darunter auch eine deutsche Fregatte, und drei Aufklärungsflugzeuge im Rahmen der Anti-Piraten-Mission "Atlanta" der EU im Einsatz. Sie sollen vor allem Containerschiffe und Tanker vor Angriffen im Golf von Aden schützen, der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien.

Unterdessen forderte der sicherheitspolitische Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner, Piraterie aktiv zu bekämpfen. Die Entführung des deutschen Gastankers verdeutliche, dass eine reine Begleitung von Schiffen nicht ausreiche, um dem Problem der Piraterie Herr zu werden. "Es ist vor allem notwendig, den Piraten ihre Schiffe wegzunehmen und damit Piraterie unmöglich zu machen", sagte Stinner und fügte hinzu: "Vorfälle wie im Dezember, wo die deutsche Fregatte Piraten hat laufen lassen, darf es definitiv nicht mehr geben." Das vom Bundestag beschlossene Mandat für "Atalanta" enthalte alle dafür notwendigen Kompetenzen, die endlich voll ausgeschöpft werden müssten. (jm/AFP/dpa/ddp)

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