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Piraten: Nasser Tod mit Millionen

Nach der Freigabe des Tankers „Sirius“ sind an der somalischen Küste einige der Kidnapper verunglückt.

Sie wollten sich als Helden und Neumillionäre feiern lassen, stattdessen fanden mindestens drei somalische Piraten in der Nacht zu Samstag den Tod auf stürmischer See: Ihr mit neun Männern besetztes Schnellboot kenterte mit zu hoher Geschwindigkeit in einem Unwetter, nur vier der Seeräuber konnten sich stundenlang schwimmend an Land retten, zwei weitere Männer gelten als vermisst. Dabei hatte der Abschluss des bisher größten Coups der Piraten vor der somalischen Küste zunächst eher an einen erfolgreichen Streich in James-Bond-Manier erinnert.

Aus einem Hubschrauber wurde ein Fallschirm mit dem Lösegeld, dass nach unbestätigten Berichten drei Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) betrug, an Bord des saudischen Supertankers „Sirius Star“ geworfen, den die Seeräuber Mitte November vor der kenianischen Küste gekapert hatten. Die Piraten zählten die Beute und verließen das Schiff, das am Samstag mit der 25-köpfigen Besatzung internationale Gewässer erreichte.

Doch während die Seeleute des mit zwei Millionen Barrel Rohöl beladenen Supertankers den glücklichen Ausgang der zweimonatigen Gefangenschaft gefeiert haben dürften, konnten sich die Seeräuber nicht lange an der Beute freuen. Unklar ist noch, wie viel Geld von der See verschlungen worden ist. Eine Piratenleiche wurde mit 153 000 Dollar Lösegeld in den Taschen am Strand angeschwemmt. Fischer in den nahe gelegenen Küstenorten dürften ihre Netze jetzt auch nach den verschwundenen Dollars auswerfen, und Strandgutsammler haben Hochkonjunktur, seit am Wochenende im Küstenort Hobyo Plastikbeutel mit Dollarbündeln an Land geschwemmt wurden.

Unmut dürfte der Verlust zumindest eines Teils der Millionenbeute bei den Vermittlern ausgelöst haben, die zwei Monate lang die Verhandlungen mit den Schiffseignern über das Lösegeld geführt hatten: Nach den somalischen Piratenregeln steht ihnen der gleiche Anteil zu wie den am Überfall beteiligten Seeräubern, die in ihren Heimatdörfern wegen des illegal angehäuften Reichtums in der Regel bewundert und als Stütze der örtlichen Wirtschaft des Krisenstaates betrachtet werden. Piraterie ist in Somalia, wo seit 1991 Bürgerkrieg herrscht und weder eine stabile Regierung noch eine eigene Küstenwache existieren, zum einträglichsten Geschäft geworden: Die UN schätzen, dass 2008 mehr als 120 Millionen Dollar erpresst wurden.

Am Sonntag stellten die Piraten auch die Freigabe eines ukrainischen Frachters mit 33 Panzern an Bord in Aussicht: In den laufenden Verhandlungen könnte die Lösegeldforderung von ursprünglich 20 und jetzt fünf Millionen Dollar weiter gesenkt werden, sagte ein Sprecher der Piraten an Bord der „MV Faina“; er hoffe auch diesmal auf eine „fruchtbare Vereinbarung“.

Die Einsicht „Unrecht Gut gedeiht nicht“ dürfte sich am Golf kaum durchsetzen und die Piraten zum Rückzug bewegen. Der nasse Tod gehörte für die auf Seeräuberei umgestiegenen Fischer schon immer zum Berufsrisiko. (dpa/Tsp)

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