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Panorama: Polizei soll Leichenöffnung verhindern Anatomie-Professor will

Verbot Londons übergehen

London (dpa). Der umstrittene deutsche AnatomieProfessor Gunther von Hagens will die von ihm geplante öffentliche Sektion einer Leiche in London trotz eines Verbots der britischen Regierung durchführen. 24 Stunden vor der geplanten Sektion hatte das britische Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass die Öffnung der aus Deutschland importierten Leiche vor Zuschauern gegen das britische Anatomie-Gesetz verstoße. Von Hagens sagte dazu am Dienstagabend: „Es erinnert mich an Zeiten, zu denen Geistliche noch allein für sich selbst das Recht in Anspruch nahmen, die Bibel zu lesen.“ Von Hagens, Gründer des Heidelberger Instituts für Plastination, wollte die Sektion am Mittwochabend in den Räumen seiner Ausstellung „Körperwelten“ im Osten Londons durchführen. Die Veranstaltung, die erste ihrer Art in Großbritannien seit 170 Jahren, ist nach Angaben seiner Mitarbeiter ausverkauft. Fast 500 Interessierte hätten bereits Karten zum Preis von zwölf Pfund (20 Euro) erworben.

Von Hagens habe keine Lizenz für die Sektion, hieß es in der Mitteilung des Gesundheitsministeriums. Auch für das von ihm benutzte Gebäude fehle eine Erlaubnis. „Es scheint, dass mit der geplanten Aktion ein strafbares Verbrechen nach dem Anatomie-Gesetz vorliegt“, hieß es weiter. Die Polizei sei angewiesen worden, „angemessene Maßnahmen“ zu ergreifen.

Nach der Interpretation seiner Rechtsberater liege kein Gesetzesverstoß vor, meinte dagegen von Hagens. Er bat die Öffentlichkeit angesichts des Verbots um „breite Unterstützung“. „Die Zeiten, zu denen medizinische Erkenntnisse den Experten vorbehalten blieben, sind endgültig vorbei“, sagte er. Er wolle mit seiner Aktion zur Förderung der „Laienanatomie“ beitragen. Die Ausstellung „Körperwelten“, die weltweit Millionen von Zuschauern angezogen, aber auch immer wieder Proteste hervorgerufen hat, ist in London seit März von mehr als 500 000 Menschen besucht worden. Mehr als zwei Drittel der Besucher haben laut von Hagens die öffentliche Sektion befürwortet.

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