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Problembär: "Bruno" nahe Tegernsee aufgetaucht

Nach zweitägigem Versteckspiel ist Braunbär "Bruno" am Montag in Kreuth nahe dem oberbayerischen Tegernsee aufgetaucht. In der Nacht riss er zwei Schafe, verletzte drei weitere und brach zwei Bienenstöcke auf.

Kreuth - Die Elchhunde der finnischen Bärenjäger nahmen tagsüber zwar eine Fährte von «Bruno» auf. Der Bärenexperte im bayerischen Umweltministerium, Manfred Wölfl, hielt es aber für unwahrscheinlich, dass es dem Fangteam noch am selben Tag gelingen könnte, «JJ1» zu erwischen.

Das Katz-und-Maus-Spiel von «Bruno» mit seinen skandinavischen Jägern geht in die zweite Woche. Seit sieben Tagen sind die Bärenfänger hinter dem Eindringling her, doch immer wieder ist ihnen «JJ1» entwischt, egal ob am Sylvensteinspeicher, dem Brauneck in Lenggries oder in Kochel am See. Dort spazierte er in der Nacht zum Samstag seelenruhig durch den Ort und rastete vor dem Polizeirevier, ehe er für zwei Tage von der Bildfläche verschwand. Die auf das Aufspüren von Bären spezialisierten Hunde wollen «JJ1» stellen, damit ihn ein Tierarzt mittels Narkosegewehr betäuben kann, um ihn anschließend einzufangen. Noch ist offen, ob «Bruno» zurück ins Trentino oder in ein Gehege nach Poing bei München gebracht wird.

Der Braunbär wurde am Montag kurz nach 7 Uhr in Kreuth gesehen, wie der Sprecher des bayerischen Umweltministeriums, Roland Eichhorn, der Nachrichtenagentur dpa sagte. Im Ortsteil Riedlern riss er zwei Schafe, zwei Tieren biss er in den Kopf, ein Lamm verletzte er schwer an einem Lauf. Hunger hatte «Bruno» offensichtlich nicht, denn er fraß nicht von seiner Beute. Dafür räumte er zwei Bienenstöcke aus, einen davon im Kreuther Ortsteil Scharling. Sowohl dort als auch in Riedlern leben jeweils mehrere hundert Menschen.

«Man konnte den Fußabdruck des Bären deutlich erkennen», sagte ein Schafhalter der dpa. «JJ1» drückte einen Zaun ein, um auf die Schafweide zu gelangen. Ein Gemeindesprecher ergänzte, der Bär sei in Riedlern mitten durchs Grundstück eines Rathausmitarbeiters gestapft. Danach bewegte sich der seit über vier Wochen im deutsch- österreichischen Grenzgebiet umherstreunende Braunbär wieder Richtung Alpen.

"Das Team ist unschlüssig"

Im Gebiet um Wildbad Kreuth waren ihm die Jäger tagsüber dicht auf den Fersen. «Die Hunde haben eine Fährte aufgenommen, der Verlauf hat sich aber als nicht eindeutig erwiesen», dämpfte Wölfl Hoffnungen, die Fangaktion in den Kreuther Bergen stehe unmittelbar vor dem Erfolg. «Das Team ist unschlüssig, wie es weiter verfahren soll.» Es solle alles unternommen werden, um die Fährte nicht zu verlieren.

Unterdessen bleibt den Jägern und ihren Hunden nicht mehr viel Zeit. Ende der Woche läuft der Vertrag der Landesregierungen von Bayern und dem österreichischen Bundesland Tirol mit dem am Montag um einen weiteren Elchhund verstärkten Fangteam aus. Die Kosten in Höhe von zusammen 25.000 Euro teilen sich Bayern und Tirol je zur Hälfte, so dass auf den Freistaat pro Tag knapp 1.000 Euro entfallen. Möglicherweise, so deutete Eichhorn an, werde der Einsatz verlängert.

Weil «Bruno» immer mehr die Scheu vor dem Menschen verliert, raten die Behörden der Bevölkerung zu erhöhter Vorsicht. «Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge», sagte Ministeriumssprecher Eichhorn. Noch in dieser Woche soll eine weitere Risikoanalyse über das Verhalten des Bären erstellt werden. Nach wie vor gelte aber die Devise, «Bruno» lebend zu fangen. Ein Abschuss dürfe nur das letzte Mittel sein, bekräftigte Eichhorn. (tso/dpa)

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