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Protest gegen chinesische Herrschaft: Hundertster Tibeter zündet sich an

Es ist eine traurige Zahl: 100 Tibeter sahen keinen anderen Ausweg mehr, als sich selbst anzuzünden. Wie so viele vor ihm starb auch jetzt wieder ein Mann mit dem Namen des Dalai Lama auf den Lippen. Auch außerhalb von Tibet nehmen die Selbstverbrennungen zu.

Erneut haben sich Tibeter aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über ihr Volk verbrannt. Damit sei die Zahl der Tibeter, die sich in ihrer Heimat mit Benzin übergossen und anzündeten, auf 100 gestiegen, teilte die in London ansässige Organisation Free Tibet am Mittwoch mit. „Dieser grausige Meilenstein sollte für die chinesischen Machthaber ein Quell der Scham sein“, erklärte Free-Tibet-Direktorin Stephanie Brigden.

Der 37 Jahre alte Lobsang Namgyal, ein ehemaliger Mönch des Kirti Klosters in Ngaba, soll sich bereits vor zehn Tagen in der Provinz Sichuan in Brand gesetzt haben. Dabei rief er den Namen des Dalai Lama, wie Free Tibet mitteilte. Allerdings habe die Bestätigung des Todes so lange gedauert, weil viele Menschen aus Furcht vor Verhaftungen sich nicht mehr trauten, frei am Telefon zu sprechen oder das Internet zu benutzen.

Am Mittwoch, als die Tibeter das 100-jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeitserklärung begingen, zündete sich ein weiterer tibetischer Mönch an. Dieser Vorfall geschah nach Polizeiangaben in Kathmandu im benachbarten Nepal, wo viele Exiltibeter leben. Der Mönch erlitt schwere Verbrennungen und schwebt in Lebensgefahr.

Nach Informationen von Exiltibetern war es bereits die zweite Selbstverbrennung in Nepal, außerdem setzten sich in den vergangenen Jahren vier Tibeter in Indien in Brand. Damit liegt die Gesamtzahl bei 106 - ein Drittel der Verzweiflungstaten ereigneten sich seit November 2012.

Die tibetische Exilregierung wies noch einmal darauf hin, dass sie die Tibeter bitte, nicht zu einer solch drastischen Maßnahme zu greifen. „Aber manche Tibeter sehen in ihrer Verzweiflung keine andere Möglichkeit mehr“, sagte Sprecher Lobsang Choedak im indischen Dharamsala.

Exil-Tibeter gedenken den toten Mönchen.
Exil-Tibeter gedenken den toten Mönchen.

© AFP

„China setzt erfolglos auf brutale Unterdrückung, Propaganda und Bestechung: Proteste und Widerstand werden aber weitergehen, so lange den Tibetern ihre Freiheit verweigert wird“, meinte Brigden von Free Tibet. Außerdem würden Tibeter nun massenhaft verhaftet und kollektiv für die Selbstverbrennungen verantwortlich gemacht. Erst in der vergangenen Woche wurden nach offiziellen Angaben 70 Tibeter in Westchina festgenommen, weil sie Selbstverbrennungen unterstützt oder dazu ermutigt haben sollen. (dpa)

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