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Prozess im Tschad: Arche de Zoé soll eine Million pro Kind bezahlen

Die französische Organisation Arche de Zoé muss sich im Tschad in einem Prozess wegen Kindesentführung verantworten. Den Mitarbeitern der Hilfsorganisation drohen nun bis zu 20 Jahre Zwangsarbeit, sollte diese nicht die geforderten 103 Millionen Euro aufbringen.

Im Prozess gegen die französische Hilfsorganisation Arche de Zoé wegen versuchter Kindesentführung im Tschad haben die Anwälte der Familien eine Million Euro für jedes der 103 Kinder gefordert. Sie beschuldigten die sechs Angeklagten, die Kinder "gestohlen" zu haben, hieß es nach französischen Medienangaben in Paris.

Die vier Männer und zwei Frauen hatten im Oktober versucht, 103 afrikanische Kinder nach Frankreich auszufliegen und in Pflegefamilien zu geben. Sie hatten erklärt, Waisenkinder aus der sudanischen Krisenregion Darfur vor dem Tod retten zu wollen. Allerdings stellte sich heraus, dass die meisten Kinder keine Vollwaisen waren und aus dem Tschad stammten. Den Arche de Zoé-Mitgliedern drohen bis zu 20 Jahre Zwangsarbeit. Das Gericht in N'Djamena könnte nach inoffiziellen Angaben bereits am Mittwoch ein Urteil sprechen.

Französische Regierung wollte die Organisation von dem Vorhaben abhalten

"Die Weißen haben die Kinder gestohlen, um sie nach Frankreich mitzunehmen", sagte der Vater eines der Kinder vor Gericht. Er hatte sein Kind nahe der sudanesischen Grenze einem Mittelsmann übergeben. "Man hatte uns gesagt, sie würden in eine Schule in der Provinzstadt Abéché geschickt." "Das ist Kinderdiebstahl", sagte der Anwalt einer der Nebenkläger. "Manche Leute halten Kinder für eine Handelsware." Drei Tschader und ein Sudanese sind wegen Komplizenschaft mitangeklagt.

Der Gründer der Organisation, Eric Breteau, erklärte vor Gericht, die Kinder seien ihnen von Dorfältesten als Waisen aus dem Sudan vermittelt worden. Ferner sei die französische Regierung über das Projekt informiert gewesen. Die Regierung in Paris erklärte, sie habe mehrfach vergeblich versucht, Arche de Zoé von illegalen Vorhaben abzubringen.

Französische und belgische Pflegefamilien sollten die Kinder aufnehmen und hatten dafür zum Teil mehrere tausend Euro bezahlt. (mist/dpa)

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