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Francesco Schettino, Ex-Kapitän der Costa Concordia, am Dienstag vor Gericht in Grosseto.

© AFP

Prozess um Costa Concordia: Kapitän Francesco Schettino schiebt Schuld auf Offiziere

Im Prozess um die Havarie der Costa Concordia im Theater von Grosseto wurde nach zwei Jahren Ex-Kapitän Francesco Schettino vernommen. Er schiebt alle Schuld auf seine Offiziere. Sehr glaubwürdig ist das nicht.

Francesco Schettino, Ex-Kapitän der vor Giglio auf Grund gelaufenen Costa Concordia, wurde im Prozess hart ins Kreuzverhör genommen. "Wenn meine Anordnungen umgesetzt worden wären, hätte es diese Havarie nie gegeben.“ Auf dieser Linie verteidigt sich der einstige Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, vor dem Tribunal in Grosseto. Nachdem das Gericht in den letzten zwei Jahren weit mehr als hundert Zeugen zum Unfall des Kreuzfahrtschiffes am 13. Januar 2012 gehört hatte, kam an diesem Dienstag der 54-Jährige selbst zu Wort.

In einem teils hitzigen Schlagabtausch mit dem Staatsanwalt versuchte Schettino zu beweisen, dass nicht er es war, der das 300 Meter lange Schiff mit seinen mehr als 3000 Passagieren zu nahe an die Klippen der toskanischen Insel Giglio gelenkt hatte, sondern dass ihn seine Offiziere nicht auf die tatsächliche gefährliche Position hingewiesen hatten.

„Das Schiff war von dem Kurs abgekommen, den ich geplant hatte“, sagte Schettino, „die Offiziere hätten mir das melden müssen. Aber alle waren still. Vielleicht weil sie den Mut nicht hatten.“ Als er dann kurz nach 21.30 Uhr, also etwa eine Viertelstunde vor der Havarie, das Kommando auf der Brücke ergriffen habe, „habe ich eine heiß brodelnde Pfanne übernommen, ohne es zu wissen“, sagte Schettino. Und dann sei es für das von ihm selbst eingeleitete Wendemanöver „um vier Minuten zu spät“ gewesen.

Francesco Schettino bestätigt indirekt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Die Anklagevertreter gehen davon aus, dass Schettino bewusst, aus Waghalsigkeit, und um dem aus Giglio stammenden Chefkellner am letzten Abend der Reise einen Gefallen zu erweisen, allzu nahe auf die Insel zugehalten hat. Bestätigt sehen sich die Staatsanwälte durch ein Telefonat des Kapitäns mit einem pensionierten Kollegen an jenem Abend, den Schettino gefragt hatte, ob „auch noch 0,3 Seemeilen vor der Küste genügend Wasser unter dem Kiel“ sei. Tatsächlich stieß die Costa Concordia dann 0,28 Seemeilen vor der Küste auf die Klippen von „Le Scole.“ Schettino versichert, er selbst habe auf jeden Fall „einen Abstand von einer halben Meile“ angeordnet und auch einhalten wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, bei der Übernahme des Kommandos gar nicht nach der genauen Position gefragt zu haben – Schettino bestätigte dies, indem er darauf verwies, dass die Entfernung zur Küste gar nicht ausdrücklich auf den Radarschirmen aufgeschienen sei.

Bei der Havarie sind 33 Menschen ums Leben gekommen. Schettinos Vernehmung geht mindestens noch diesen Mittwoch weiter; wahrscheinlich nicht vor Januar folgen die Plädoyers. Mit dem Urteil erster Instanz wird für das Frühjahr gerechnet. Die von Schettino beschuldigten Offiziere haben mit dem Gericht einen Deal geschlossen und sind, wenn, dann mit minimalen Geldstrafen davongekommen. Mancher aus der Besatzung ist bei der Reederei Costa geblieben und sogar befördert worden. Dies, so rügen die Rechtsvertreter der geschädigten Passagiere und der Hinterbliebenen, könnte so manche Zeugenaussage im Sinne des Unternehmens beeinflusst haben. Dessen Prozessstrategie war von Anfang an eindeutig: die Alleinschuld liege bei Francesco Schettino. Das kommt billiger: Costa bleibt dann vor teuren Schadenersatzzahlungen verschont.

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