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Mirjam

© dpa

Prozessbeginn: "Ich bin lieb und friedlich"

Seit heute muss sich der mutmaßliche Mörder der 13-jährigen Mirjam vor dem Freiburger Gericht verantworten. Er soll das Mädchen im April in ein Gebüsch gezerrt und zu Tode geprügelt haben. Sein Motiv ist weiterhin unklar.

Sie war völlig arglos und ihrem Mörder hilflos ausgeliefert: Auf dem Weg zur Schule wurde die 13-jährige Mirjam aus dem südbadischen Weindorf Auggen vom Fahrrad gerissen, in ein Gebüsch gezerrt und ermordet. Die Bluttat am 20. April erschütterte das ganze Dorf. Knapp drei Wochen später nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest. Der 31 Jahre alte Arbeiter wohnte in der 2500 Einwohner zählenden Gemeinde südlich von Freiburg nur wenige Meter von seinem späteren Opfer entfernt. Am Mittwoch hat in Freiburg der Prozess gegen den Mann begonnen.

"Ich bin schüchtern, ruhig und zurückhaltend. Ich bin lieb und friedlich. Und ich bin hilfsbereit", sagt der Angeklagte, als er vom Vorsitzenden Richter zu seiner Person befragt wird. Zur Person äußert sich der Angeklagte, der in der Nähe von Auggen eine Sonderschule besuchte und seine Lehre nicht beendet hat, noch öffentlich. Als er zur Tat befragt wird, müssen die Zuhörer gehen. Da es um Einzelheiten aus dem Sexualleben des Angeklagten geht, verhandelt das Gericht hinter verschlossenen Türen.

"Die Frage nach dem Warum beschäftigt uns alle noch immer"

In dem Prozess geht es vor allem um das Motiv des Mannes, der bei der Polizei bereits ein Geständnis abgelegt hat. "Die Frage nach dem Warum beschäftigt uns alle noch immer", sagt Auggens Bürgermeister Fritz Deutschmann. "Warum musste Mirjam sterben?" Zwei Tage nach ihrem gewaltsamen Tod hätte die Schülerin in ihrem Heimatort Konfirmation gefeiert.

Staatsanwalt Stephan Zäh sagt, der Angeklagte habe eine ungeheure Brutalität an den Tag gelegt. Er habe seinem Opfer aufgelauert, auf das Mädchen eingeschlagen, es getreten und getötet. Die 13-Jährige, die mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule war, sei dem Täter hilflos ausgeliefert gewesen. "Der Angriff kam für das Opfer völlig unerwartet. Das Mädchen war wehrlos."

Er plante eine Vergewaltigung, hatte jedoch Angst vor den Folgen

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft plante der Mann ein Sexualverbrechen. Er habe seinen Plan aber nicht ausgeführt, weil er plötzlich Angst vor den Folgen bekommen habe. Als der Mann knapp drei Wochen später festgenommen wird, finden die Ermittler auf seinem Computer 263 Dateien mit kinderpornografischen Bildern.

Nach Angaben des Staatsanwaltes wollte der Angeklagte bereits zwei Wochen vor Mirjams Ermordung ein Mädchen überfallen und vergewaltigen. Weil er damals von Passanten gestört wurde, ließ er von dem Vorhaben ab. Zum Überfall auf Mirjam entschloss sich der Mann spontan, als er mit seinem Motorroller auf dem Weg zur Arbeit an dem Mädchen vorbeifuhr, sagt Zäh. Weil der Weg, auf dem beide fuhren verlassen war, sei es zur tödlichen Attacke gekommen.

Jürgen Ruf[dpa]

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