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Raumfahrt: Weltraumschrott zwingt ISS zu Ausweichmanöver

Chinesischer Weltraumschrott hat die Internationale Raumstation ISS vor dem Außenbordeinsatz zweier Astronauten zu einem Ausweichmanöver gezwungen. Bereits im März musste sich die ISS-Crew vor Weltraummüll in eine angedockte Kapsel flüchten.

Wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte, wurde die ISS mit dem zurzeit angedockten Space Shuttle "Discovery" am Sonntag um 180 Grad gedreht. Dadurch wurde größerer Abstand zu einem rund zehn Zentimeter großen Stück der oberen Stufe einer chinesischen Rakete geschaffen, das am Montag an der ISS vorbeifliegen sollte - ausgerechnet während geplanter Wartungsarbeiten am Äußeren der Station.

Wie ein Sprecher der Nasa-Bodenzentrale in Houston sagte, wurde die Station mit Hilfe des "Discovery"-Antriebs geringfügig abgebremst. Das Manöver dauerte drei Stunden. "Bereits einen Zentimeter große Stücke stellen eine Gefahr für die ISS dar", sagte der bei der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa für Weltraumschrott zuständige Experte Heiner Klinkrad. Die Objekte erreichten Geschwindigkeiten von mehr als zehn bis elf Kilometern pro Sekunde. "Das sind rund 40.000 Stundenkilometer", sagte Klinkrad. Im schlimmsten Fall könnte der Weltraumschrott die Schutzschilde durchschlagen und erhebliche Schäden anrichten.

13.000 gefährliche Objekte

Die Astronauten Richard Arnold und Joseph Acaba stiegen am Montag zu ihrem dritten und letzten Außenbordeinsatz der "Discovery"-Mission aus. Sie sollten sich rund sechseinhalb Stunden lang im Freien aufhalten. Auf dem Programm stand unter anderem die Verlegung eines kleinen Waggons, der auf einer Art Schiene auf dem "Rücken" der ISS entlangläuft. Außerdem wollte das Duo weiter an einer Halterung mit einer Box basteln, in der Vorräte verstaut werden können. Sie hatte sich bei einem Außeneinsatz am Samstag nicht richtig bewegen lassen. Zum Abschluss wollten sich die Astronauten dann trennen: Der eine sollte den Greifer des ISS-Roboterarmes schmieren, der andere den Sicherungsschalter eines Gyroskops zur Zielausrichtung der Station neu verkabeln.

Am 12. März hatte Weltraummüll die Astronauten an Bord der ISS kurzzeitig zur Flucht in eine angedockte Sojus-Kapsel gezwungen. Das Teil passierte nach Angaben der Nasa, ohne Schäden an der Raumstation zu verursachen. Im Falle eines Einschlags hätte die aus zwei Amerikanern und einem Russen bestehende Crew mit der Sojus-Kapsel schnell abdocken können.

Derzeit sind nach Esa-Angaben rund 13.000 Objekte registriert, die größer als zehn Zentimeter sind und eine Gefahr für Satelliten oder Raumstationen darstellen könnten. Insgesamt gebe es bis zu 600.000 Objekte, sagte Esa-Experte Heiner Klinkrad. Rund ein Drittel von ihnen bewege sich im erdnahen Bereich, das heißt in einer Höhe von unter 2000 Kilometern. (nal/dpa)

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