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© dpa

Regierungsflugzeug: Eine neue Maschine für die Kanzlerin

Die Zeit von Pleiten, Pech und Pannen bei Flügen deutscher Regierungsmitglieder soll bald der Vergangenheit angehören. Regierungsflugzeuge mit Abwehrraketen sollen die Sicherheit erhöhen.

Am Mittwoch übernahmen Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf und Luftwaffeninspekteur Aarne Kreuzinger-Janik in Hamburg einen Airbus A319 als erstes Flugzeug im Zuge der Flottenerneuerung der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Rund eine Milliarde Euro lässt sich der Staat die Erneuerung der betagten Flotte kosten, die in der Vergangenheit immer wieder zu Flugstreichungen, Notlandungen und Zwischenfällen bei Dienstreisen von Regierungsmitgliedern geführt hat.

Inzwischen gibt es kaum einen deutschen Spitzenpolitiker, der noch keine bangen Minuten in einem Regierungsjet erlebt hat. Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier musste 2006 wegen eines drohenden Druckabfalls im Sturzflug in Wien landen. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel gab es vor Jahresfrist auf dem Weg zu einem EU-Gipfel in Brüssel wegen eines überhitzten Triebwerks eine ungewollte Zwischenlandung in Hannover.

Derzeit verfügt die Regierungsstaffel über sechs 25 Jahre alte Challenger-Kurzstreckenjets für bis zu 16 Passagiere und drei 1989 gebaute, von der DDR-Interflug „geerbte“ Airbus A310-Langstreckenjets. Zwei davon dienen als deutsche „Air Force One“ und Ersatzmaschine. Staatssekretär Wolf sprach gestern von zunehmenden technischen Beanstandungen, die „zu verringerter Verfügbarkeit und vermehrten Flugausfällen“ geführt haben. Außerdem haben die Flugzeuge zu geringe Reichweiten und können bei extremen Witterungsbedingungen nur begrenzt operieren.

Die gestern übergebene Maschine ist der erste von zwei A319-Mittelstreckenjets, die mit 44 Sitzen ausgestattet sind und über eine Reichweite von 7410 Kilometern verfügen. Damit gelangt man ohne Zwischenlandung bis nach Peking oder Washington. Beim Überführungsflug nach Berlin-Tegel wurde der Airbus zeitweilig von zwei Tornado-Kampfjets eskortiert. Der erste Regierungsflug wird im April mit Bundeskanzlerin Angela Merkel erfolgen, sagte Wolf. Auf sie und andere Regierungsvertreter wartet viel Komfort, den es bisher nur auf den Langstreckenmaschinen gibt. Gleich hinter dem Cockpit befindet sich das VIP-Abteil mit zwei Schlafsesseln und einem Dreier-Sofa, das sich ebenfalls in ein Bett verwandeln lässt. Direkter Zugang besteht zum Sanitärbereich mit eigener Dusche. Es folgt ein Konferenzraum mit zwei Vierer-Sitzgruppen, an den sich der eigentliche Passagierbereich anschließt. Dieser Kabinenteil kann für medizinische Evakuierungsflüge binnen weniger Stunden zu einer fliegenden Intensivstation umgebaut werden.

Der zweite A319 folgt im Juli. Ergänzt werden die beiden Airbusse durch vier ebenfalls zweistrahlige Global-5000Businessjets des kanadischen Herstellers Bombardier. Deren Auslieferung erfolgt Ende 2011. Als neue „Air Force One“ werden zwei von der Lufthansa gebraucht übernommene, vierstrahlige Airbus A340-300-Langstreckenjets dienen. Die erste Maschine wird der Luftwaffe zum Jahresende, das zweite Flugzeug Mitte 2011 übergeben. Mit 142 Plätzen werden sie es den Regierungsvertretern erlauben, künftig mit größeren Delegationen als bisher zu reisen.

Auch die terroristische Bedrohung wurde bei der neuen Flotte berücksichtigt. Im Gegensatz zu ihren ungeschützten Vorgängern werden alle neuen Regierungsmaschinen mit Abwehrsystemen ausgestattet, die auf das Flugzeug abgefeuerte Lenkflugkörper nicht nur ablenken, sondern zerstören.

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