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Wasserwelt. „Aqua Mondo“, das subtropische Schwimmbad des Ferienparks Bispinger Heide, ist vor allem bei Kindern der große Hit.

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Center Parcs: Kurzer Weg zur Rutsche

Center Parcs bieten alle möglichen Vergnügungen unterm schützendem Dach. Weil’s Kindern gefällt, bleiben Eltern über Nacht.

Das Rennen steht acht zu fünf, und das Kind hat immer noch nicht genug. Mit schrumpeligen Fingern zupft es sich den Badeanzug zurecht, die roten Augen strahlen. Papa gibt nach. Zum 14. Mal geht es die Treppe zur Wildwasserrutsche hinauf, vom Innenbecken unter der hohen Glaskuppel raus in den norddeutschen Nieselregen und die blubbernde Rinne hinunter. Mit seiner Schwimmweste ist das Kind klar im Vorteil, die vorgeschriebene Sitzposition wird zugunsten der effektiveren Bauchlage ignoriert. Kurz holt der Vater auf – nur um in der nächsten Kurve mit Wucht an den Bahnrand geschwemmt zu werden. Das Zielfoto ist eindeutig: neun zu fünf. Das tropische Erlebnisbad „Aqua Mundo“ ist die Hauptattraktion im Park Bispinger Heide, einem von 20 Urlaubsresorts der Marke Center Parcs.

Das Konzept der Anlagen lautet seit 45 Jahren: Erholung „gleich um die Ecke“, mit weitläufigen Ferienhaussiedlungen in der Natur, gleichzeitig Action und Animation à la Cluburlaub. Die Idee kommt offenbar an. Rund 15 Millionen Übernachtungen verzeichneten die Parks in Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich im vergangenen Jahr. Doch eignen sich Ferien zwischen Badespaß, Bungalow und Bingoabend wirklich für jeden?

Im lauwarmen Wasser des Babybeckens sitzt Familie Dubois aus dem niedersächsischen Schöningen, die Kaffeebecher in der Hand. Oma Helga, deren elegante Frisur das Planschen mit Enkel Noah verblüffend gut überstanden hat, ist begeistert von all den Möglichkeiten. Der „Indoor-Spielplatz, der Streichelzoo, das Schwimmbad: Für die Kleinen ist es toll.“

Die Werbung verheißt Entschleunigung für alle

Schön einsam schaukeln in den Wellen allerdings nur Frühaufsteher. Die autofreien Straßen der Anlage sind noch in Morgennebel gehüllt, da pilgern bereits die ersten Gäste mit Schwimmtieren behängt in Richtung Tropen. Spätestens um zehn beginnt eine wahre Völkerwanderung. Nur nicht stressen, wir haben Urlaub, redet die Mutter der Langschläfer sich die Lage schön und füttert erst mal die beiden Enten, die vom See herüberkommen. Auch beim Nachbarn pocht das Paar keck mit den Schnäbeln an die Terrassentür.

Nervenkitzel. Eingesackt, festgeschnallt und hochgezogen, dann der freie Fall…

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Wenn jeder was gibt, müssen die Tiere bald auf Diät. Rund 800 Bungalows sind auf dem 100 Hektar großen, bewaldeten Gelände verteilt – zugegeben: so geschickt, dass man beim flüchtigen Blick aus dem Fenster meint, in der Wildnis zu wohnen. Doch zur Rechten wie zur Linken ist heute Morgen schon ordentlich Leben in der Bude. Die Frau mit Dackel aus der 523 spendiert Filtertüten, das Frühstück ist gerettet.

„Erleben Sie Nähe“, lautet denn auch das Motto von Center Parcs – womit nicht die netten Nachbarn, sondern das angestrebte Urlaubsgefühl gemeint sein dürfte. „Entschleunigung für alle, nicht weit von zu Hause, perfekt für Familien, Paare und Freunde“, verheißt die Werbung. Erstere sind in Bispingen klar in der Überzahl. Auf dem Spielplatz gegenüber sitzt Kornell Adolph mit seinen Kindern Kimberly und Kenny und schraubt Seifenblasen auf, die der Nachwuchs beim „Kids-Bingo“ gewonnen hat. Schon zum sechsten Mal macht die Familie aus Dresden hier Urlaub und gönnt sich diesmal ein renoviertes „Vip-Haus“ mit drei Bädern, Außengrill und Terrassenmöbeln im Rattan-Look.

In der Nebensaison sind die Preise günstig

Und, auch mal Ausflüge gemacht in die echte Welt? Der Familienvater schüttelt den Kopf und klärt die Park-Debütanten milde lächelnd auf: „Wir haben doch alles: Schwimmbad, Spielplätze, Brötchen-Bringdienst, Orry und Woops.“ Bitte was? Na, Orry, Woops, Rep und Bing. Mit Shows, „Kids-Disco“ und Gutenachtgeschichten bestreiten Schauspieler-Kobolde die Kinderanimation. Mensch, da wollten wir doch auch hin.

Waldviertel. Trotz der vielen Bungalows auf der Anlage spürt man die Nachbarn kaum.

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Für eineinhalb Stunden werden Drei- bis Achtjährige zu Indianern, Geheimagenten, Tierpflegern oder Seeräubern. Während die Streichelzoo-Azubis schon um 9 Uhr antreten mussten, wäre die für 11 angesetzte Piratennummer durchaus im Bereich des Möglichen gewesen. Doch als die Familie mit Schlaf in den Augen den Bäcker ansteuert, schrubbt die Mannschaft auf der angrenzenden Kinderbühne bereits das Deck.

Dann eben Basteln in der Kreativwerkstatt. Am Tresen wird ein T-Shirt erworben, dem das Mutter-Tochter-Team mit Pferde-Vorlage und Stoffmalstiften zu Leibe rückt. Angenehm leer ist es in dem Atelier, unter der Decke summt träge ein Ventilator. Am Tisch nebenan geben Nicole und Dirk aus Halle dem T-Shirt ihres Sohnes Felix die künstlerische Abschlussnote. Auch sie sind Wiederholungstäter, übertreffen mit acht Aufenthalten sogar die Adolphs.

„Das Schwimmbad ist super, da ist man wetterunabhängig“, meint Vater Dirk. „Aber wir machen auch sonst viel.“ Sie leihen Räder, fahren Boot, spielen Bowling. Nach vier Jahren immer im selben Haus merken sie jedoch, dass „hier und da was gemacht werden müsste“. In der Nebensaison seien die Preise günstig, doch bald kommt Felix zur Schule. „Wenn wir dann 1500 Euro für eine Woche zahlen, ist das schon etwas anderes.“

„Sind die Kinder entspannt, ist man es auch.“

Ans Geld dachten auch Martin Froelich und seine Frau. „Eine Woche Cluburlaub auf den Kanaren hätte uns 2500 Euro gekostet, weil wir ein Extrazimmer für die Kinder wollten“, erzählt der Mann aus Neuenhagen, während Tochter Feli auf dem Riesentrampolin herumhopst. Hier kostet es weniger als die Hälfte, Flugkosten erübrigen sich. Martin Froelich sieht mit Jeans und Outdoorjacke eher aus wie einer, der Kanuurlaub in Schweden macht. Kommt er hier auf seine Kosten? „Ach, Sie kennen das ja“, sagt er im Unter-uns-Eltern-Tonfall. „Sind die Kinder entspannt, ist man es auch. Feli fährt voll auf die Animation ab. Ich war an der Kletterwand – und das Essen schmeckt auch.“ Was will man mehr. Die Trampolin-Stoppuhr piept, auf zur nächsten Attraktion.

Erst Klettern, dann Bogenschießen. Oder lieber die Drahtseil-Rutschpartie über den See mit anschließendem Zehn- Meter-Fall auf der Riesenschaukel? Es ist ja nicht so, dass Eltern hier nichts zu tun hätten. Für fast alle Angebote gibt es feste Zeiten; eine frühe Buchung sichert den Platz. Zehn Euro kosten etwa eineinhalb Stunden Bogenschießen oder eine Runde Seilrutschen. Beim Minigolf sind Erwachsene mit sechs Euro dabei, eine Stunde Badminton kostet 15 Euro. Oder man lässt sich verwöhnen. Das Wellnesscenter „Nature & Spa“ bietet Saunen, Massagen und Schönheitsbehandlungen.

Okay, vielleicht morgen, das Kind ist hungrig. Also auf in eins der Restaurants im „Market Dome“: Haxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree kostet zwölf Euro, der Kinderteller mit Nürnberger Würstl im „Bispinger Brauhaus“ fünf Euro. Ganz gemütlich geht es zu auf der mit hellen Steinen gepflasterten Plaza. Bis unters Dach wachsen tropische Pflanzen, Holzstege überbrücken kleine Wasserläufe mit Goldfischen und Schildkröten. Am Ufer sieht man lebende Flamingos und Papageien, dezente Musik kommt vom Band.

Dort hinten zieht Familie Dubois mit Schwimmutensilien vorüber. „Wir auch noch mal!“, bettelt das Kind zwischen zwei Gabeln mit Kartoffelbrei. Zum Glück haben die Tropen bis 21 Uhr geöffnet.

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