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Kippe, gut entsorgt.

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Nord- und Ostsee: Rauchfreier Strand

Keine Zigaretten in Abschnitt D: An Nord- und Ostsee gibt es qualmfreie Strände. Manche Orte lehnen das ab.

Dreimal war Ulli schon in Göhren auf Rügen in Ferien. Doch nun, so schreibt er im „Rügen Blog“, einer Info- und Plauderecke im Internet, sei Schluss. Und auch Angela will fortan im Urlaub lieber „in Binz bleiben“. Der Grund: Göhren hat einen Nichtraucherstrand ausgewiesen. Die erste „qualmfreie“ Sandmeile in Mecklenburg-Vorpommern, gerade mal 100 Meter lang am Strandabschnitt D.

Was in Göhren nun die Gemüter erregt, ist auf der Nordseeinsel Föhr ein alter Hut. Schon 1998 wurden hier drei Nichtraucher-Strände ausgewiesen, zwei in Wyk und einer in Uttersum. „Das war die Folge der damals gestarteten Aktion ,Sauberer Strand für unsere Kinder‘ “, erklärt Sandra Lessau von Föhr Tourismus. Die Strände „in bester Lage“ nähmen vor allem Familien gut an. Rauchende Gäste hätten genügend Alternativen, insgesamt 37 Strandabschnitte gebe es auf Föhr. Die Strandaufsicht, die auch darüber wacht, ob etwa Drachen außerhalb des „Drachenstrandes“ steigen, passt auch aufs Rauchverbot auf. Aber falls sich ein Gast im „falschen“ Strandkorb eine Zigarette anzünde, würden ihn die drumherum sitzenden Feriengäste sicher auf seinen Fauxpas hinweisen. Noch mehr Nichtraucherstrände seien aber nicht geplant auf Föhr. Alles müsse doch im vernünftigen Rahmen bleiben. „Warum sollen unsere Gäste nicht rauchen dürfen?“, fragt Sandra Lessau. Auch manch ein Insulaner schmöke schließlich gern.

Auch auf der Nordseeinsel Langeoog gibt es längst „aufgrund der Anregung von Gästen“ drei Nichtraucherstrände. Keinen einzigen qualmfreien Strandkilometer findet man indes in der Lübecker Bucht. „Da gibt es keine Nachfrage“, sagt Stephan Muuss, Landesverbandsvorsitzender der Strandkorbvermieter. Raucher und Nichtraucher urlaubten in Timmendorfer Strand seit jeher „in gutem Miteinander“.

Auch auf Usedom läuft es offenbar so. „Wir bauen auf die Vernunft unserer Gäste“, sagt Mike Golon. Als Verwaltungsangestellter auf der Insel ist er auch für die Strände zuständig. „Seit fünf Jahren mache ich den Job, und in der ganzen Zeit hat sich erst ein einziger Gast über Raucher beschwert“, erzählt er. Es gebe einfach keine Nachfrage nach Nichtraucherstränden. Außerdem könne man den Strand nicht noch mehr „zerteilen“. „Wir haben ja schon FKK- und Hundestrände. Bekommen wir nach den eventuellen Nichtraucherstränden dann auch Strände nur für Frauen oder nur für Singles?“, fragt Golon ironisch. Während es in Göhren einfach sei, am relativ überschaubaren Strand einen Nichtraucherbereich auszuweisen, sei das in den Kaiserbädern mit ihren zwölf Strandkilometern schwierig. Wenn Ahlbeck einen Nichtraucherstrand hätte, würden Gäste dann wohl auch in Bansin und Heringsdorf einen verlangen. Wohin sollte das führen?

Mehr als über den Qualm ärgern sich Urlauber über Kippen im Sand. Doch hier zeichnen sich bei den Rauchern offenbar Verhaltensänderungen ab. „Kaum jemand wirft seine Kippe einfach so weg“, heißt es an Nord- und Ostsee. Geholfen haben auch die mittlerweile fast überall gratis verteilten Strandaschenbecher. „Die Leute holen sich die Dinger morgens beim Strandkorbvermieter und geben sie dort abends – gefüllt – wieder ab“, sagt Stephan Muuss. Das laufe prima. Eine Million dieser Pappteile mit Aluboden verteile man in dieser Saison in der Lübecker Bucht.

Die „Kippensärge“ machen nun auch anderswo Furore. Ausgegeben werden sie etwa an einigen Küstenabschnitten Mallorcas und der Kanarischen Inseln. Strände mit Rauchverbot gibt es in diesen südlichen Urlaubsgebieten allerdings nicht, noch nicht.

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