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Kia_Zilina

© Stefan Jacobs

Žilina, km 2680: Fernost nach West

In Žilina hat die Globalisierung nichts mitgenommen, sondern etwas gebracht: Auf der grünen Wiese im Flusstal vor der nordslowakischen Stadt steht eine glänzende Fabrikhalle. Seit Dezember baut Kia hier den Ceed, einen in Deutschland designten Kompaktwagen für die Europäer.

In Žilina hat die Globalisierung nichts mitgenommen, sondern etwas gebracht: Auf der grünen Wiese im Flusstal vor der nordslowakischen Stadt steht eine Fabrikhalle, deren Glanz so gar nicht passen will zu der Stadt mit ihrer Patina aus Staub und Dreck. Vor der Fabrik dagegen leuchten Raseninseln wie vorm Berliner Kanzleramt, zwischen Rosenstöcken und Gras schwingt ein Gehweg. Durch eine verglaste Gebäudebrücke schweben halbfertige Autos von einem Hallenteil zum anderen. Eins pro Minute. Lauter Kia Ceeds. Hyundai-Kia, einer der größten Konzerne Asiens, hat das Werk für eine Milliarde Euro errichtet.

Seit Dezember wird hier der Ceed gebaut, ein in Deutschland designter Kompaktwagen für die Europäer. Das Autoleben beginnt im linken Teil der Halle, wo Stahlrollen in Stücke geschnitten werden und in haushohen Pressen verschwinden. Auf der anderen Seite kommen Karosserieteile heraus. Sie wandern in ein Hängeregal und weiter zwischen tanzenden Robotern durch die Lackiererei zum Fließband. Die Arbeiter tragen weiße T-Shirts und rote oder gelbe Latzhosen. Rot sind die der Monteure, gelb die der Qualitätskontrolleure. Hin und wieder steht ein Grüppchen Koreaner diskutierend um ein Problem herum. Gelächelt wird selten. Von der Wand ruft ein Plakat: "Bringe die Fehlerquote auf Null!"

Weil es in Žilina zwar Maschinenbauer gab, aber keine Autoindustrie, hat Kia Fachkräfte von allen Universitäten des Landes abgeworben. Die erste Schicht war schnell besetzt, die zweite steht seit März, die dritte soll 2009 beisammen sein. Die meisten der zurzeit 2300 Beschäftigten sind keine 30 Jahre alt. 500 Euro verdienen sie im Schnitt. Die EU hat die Ansiedlung mit fast 15 Prozent gefördert. Die Arbeitslosenquote in Žilina ist von 14 auf sieben Prozent gesunken, allein seit Jahresbeginn haben vier neue Hotels aufgemacht, bis zu 10000 neue Jobs soll Kia in die Stadt bringen.

Auch jenseits von Žilina tut sich was: Der Staat baut die zugesagte Autobahn nach Bratislava. Eine deutsche Firma lieferte die Fabriktechnik von den Fließbändern bis zu den Transportwagen, und die Zeitungen melden, dass Hyundai in der Nähe eine weitere Fabrik errichten will, die ab 2009 Getriebe für die Autos aus Žilina herstellen soll. Spätestens in jenem Jahr soll die Slowakei im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl der weltgrößte Autoproduzent sein. Denn auch VW und Peugeot haben an grauen Stadträndern glänzende Hallen errichtet. Stefan Jacobs

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