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Reise: Im Wohnwagen übers Wasser

Brandenburgs Tourismuspreis für Charterkonzept

Von Andreas Austilat

Markus Frielinghaus hat große Pläne. In seinem Computer hat er sie schon mal vorweggenommen: Auf einer Deutschlandkarte tauchen da flächendeckend kleine Symbole mit seinem Firmen-Logo „Freecamper“ auf. Donnerwetter, schon so viele? Nun, das ist einstweilen Theorie, sein Unternehmen stehe erst am Anfang, sagt der hoch aufgeschossene 42-Jährige, der mit seinem dünnen Bart und der runden Brille immer noch aussieht wie ein Student. Realität ist gegenwärtig eine Station, im Ziegeleipark Mildenberg bei Zehdenick, 50 Kilometer nördlich von Berlin. Doch warum sollen es nicht wirklich bald viel mehr werden? Denn die Idee klingt gut, so gut, dass sie jetzt während der ITB mit dem Tourismuspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet wurde.

Frielinghaus will dem Wohnwagen das Schwimmen beibringen. Zugegeben, die Idee ist nicht ganz allein seine, in Teterow ganz in der Nähe der Müritz sitzt die Firma Water-Camper und fertigt Hausboote mit Wohnwagen an Deck, die man auch chartern kann. Doch Frielinghaus hat das Thema variiert: Er vermietet nur den Untersatz, einen Katamaran, zwölf Meter lang, fast vier Meter breit, auf den der Charterkunde seinen eigenen Wohnwagen setzt.

Das bringt verschiedene Vorzüge mit sich, zum Beispiel den: Kofferpacken und Endreinigung entfallen, bleibt ja alles im Wohnwagen. Oder den: Bootstourismus ist nicht gerade die preiswerteste Urlaubsform. Bringt der Kunde sein Domizil aber mit, wird die Sache zumindest ein wenig günstiger. Eine Woche muss man beim Freecamper mit 600 Euro in der Neben-, 1100 Euro in der Hauptsaison veranschlagen, für entsprechend weniger gibt es verlängerte Wochenenden. Welchen Luxus man erwarten darf und wie viele Passagiere Platz haben, liegt vor allem daran, was der eigene Wohnwagen zu bieten hat – bis zu acht Meter lang darf er sein. Der Freecamper liefert eine 12-Volt-Stromversorgung über die mit 216 Amperestunden mächtig große Bordbatterie, an die der Wohnwagen angeschlossen wird. Damit kommt man gut ein paar Tage aus – wenn man seinen Kühlschrank nicht auf Strom, sondern auf Gas laufen lässt. Im Hafen gibt es bei Netzanschluss 220 Volt, wie auf dem Campingplatz.

Den echten Camper aber wird wohl weniger das Kostenargument locken als vielmehr die Aussicht, mit seinem Heim auf Rädern noch ein Stück unabhängiger zu werden – auch wenn das Ganze weniger an eine Jacht als eher an eine Fähre erinnert. Der Steuerstand befindet sich auf einem erhöhten Plateau am Heck, von dem aus der Skipper sein Gefährt überblicken kann. Bugstrahlruder sollen beim Manövrieren helfen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, wird die Saison ab April zeigen.

Wie ist Frielinghaus auf die Idee gekommen? Ja, er ist auch Camper, seit sechs Jahren wenigstens, seit er Familienvater ist. Aber das trifft ja auf viele Camper zu, die sich auch nicht hätten träumen lassen, dass sie mal im Wohnwagen Urlaub machen würden, bevor sie eigene Kinder hatten. Erfahrungen im Wassertourismus hat der Diplomsportlehrer aus Bielefeld, der heute in Röbel an die Müritz lebt, schon seit 1995. Damals eröffnete er die Kanubasis in Mirow, die er heute noch betreibt.

Frielinghaus glaubt fest an den Erfolg seines Konzeptes. Vor allen Dingen ist er sicher, die Wassersportregion Brandenburg und Mecklenburg für neue Kundenkreise erschließen zu können, für Wohnwagenbesitzer aus den campingaffinen Ländern Skandinaviens und Benelux zum Beispiel. „Wassercamping, so etwas kennen die noch nicht“, und ein vergleichbar großes Revier, das von Berlin über die Müritz bis an die Elbe reicht, haben die zu Hause auch nicht. Nur eine Gruppe muss vorerst leider draußen bleiben: die Wohnmobilisten. Wohnmobile sind zu hoch und zu schwer. Noch. Frielinghaus arbeitet bereits an einer Lösung.Andreas Austilat

Mehr im Internet unter www.freecamper.de oder telefonisch: 03 99 23 / 716 26

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