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Last Minute: Endspurt Ferien sind Ferien

Wer Berlin in Richtung Süden verlassen will, findet Angebote. Nur: Billig ist nichts mehr zu haben.

Die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit wächst: Für viele ist dies kein Sommer, um entspannt in die Ferien zu fahren. Die Lust am Kofferpacken haben die meisten Deutschen aber nicht verloren: Ende April lag der Reisebüroumsatz für den Sommer zwar unter dem guten Vorjahreswert – aber nur um 5,4 Prozent, wie die GfK-Marktforschung für den Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin ermittelt hat. „Auch in Krisenzeiten ist Urlaub ein Thema“, glaubt Volker Böttcher, Chef der Tui Deutschland in Hannover. Am Haupturlaub werde nicht gespart, Juli und August seien sogar „hervorragend gebucht“.

Ohne Wirkung bleibt die Krise aber nicht: Das Interesse an All-inclusive-Ferien ist weiter gestiegen – und gebucht wird vielfach später im Jahr als sonst.

„Urlaub ohne Nebenkosten“ werden All-inclusive-Ferien genannt. Besonders Familien entscheiden sich derzeit verstärkt für Hotels, in denen nicht für jede Cola an der Bar extra bezahlt werden muss, sagt Matthias Brandes vom Reisekonzern Thomas Cook in Oberursel (Hessen): „Budgetsicherheit ist ein großes Thema.“ Bei Tui sieht man das genauso: Beim Branchenprimus führt jede zweite Pauschalreise ans Mittelmeer inzwischen in eine All-inclusive-Anlage, erklärt Böttcher. Doch auch abseits solcher Hotels sei zu beobachten, dass Touristen jetzt noch stärker auf ein gutes Preisleistungsverhältnis achten, sagt DRV-Sprecher Torsten Schäfer: Es gehe nicht darum, billig zu verreisen, „aber darum, das Maximum aus dem Urlaub herauszuholen“.

Last Minute boomt. L’tur meldete im Mai ein Buchungsplus von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr und fast doppelt so viele Buchungen in den ersten beiden Juniwochen. „Last Minute ist so angesagt wie seit fünf Jahren nicht mehr“, sagt L’tur-Vorstandsvorsitzender Markus Orth.

Wer bis jetzt noch nicht weiß, wohin die Reise gehen soll, findet bei „Europas Marktführer für Spontanreisen“ trotzdem noch reichlich Angebote. Allerdings nicht zu Schnäppchenpreisen. Wer eine Woche Korfu (vom 25.7.) in der gehobenen All-inclusive-Kategorie haben möchte muss dafür ab Berlin knapp 1300 Euro hinblättern. Eine Reise im gleichen Zeitraum nach Monastir kostet mit Halbpension in der gehobenen Kategorie 854 Euro. Auch in Bodrum und Antalya finden sich zahlreiche Angebote in ähnlichem Preisrahmen. „Es gibt noch Flüge überallhin, und die Hotels sind ja nie ganz ausgebucht“, sagt ein Mitarbeiter auf der kostenfreien Hotline 00800 / 21212100.

„Ab Mitte Juli haben wir nur noch Restplätze“, sagt dagegen Madeleine Schneider vom KaDeWe-Reisebüro. Die kleinen griechischen Inseln, auf die nur einmal in der Woche ein Flieger gehe, seien längst „weg“, Angebote in Tunesien, auf Mallorca und in der Türkei könne sie noch machen, aber „viel ist auch da nicht mehr zu holen“. Vom Ansturm der Urlauber auf die Balearen seien die Insulaner wohl selbst überrascht. Auf Mallorca, so meldete jetzt ein Rundfunksender der Insel, seien Mietwagen bereits zu 95 Prozent ausgebucht. „In Erwartung eines schlechteren Geschäfts habe man viel weniger Leihautos vom Festland geordert“, weiß Madeleine Schneider.

Noch gibt es, auch zum Berliner Ferienbeginn Mitte Juli, Flüge in die Sonne. Bei Air Berlin zum Beispiel finden sich noch diverse freie Plätze nach Mallorca oder Antalya. Nur die Preise sind vergleichsweise hoch. Für einen Flug auf die spanische Sonneninsel muss man ab 380 Euro berappen, ein Antalya-Flug kostet an dem begehrten ersten Ferienwochenende knapp 470 Euro.

Viele Deutsche, so lautete die Prognose, werden in diesem Sommer im eigenen Land Urlaub machen. Die Annahme scheint sich zu bewahrheiten. Zwischen Harz und Heide und in Bayern stehen noch etliche Unterkünfte zur Wahl, aber an den Küsten der Nord- und Ostsee wird es knapp. Wer im Juli/August in den Kaiserbädern von Usedom Ferien machen will, hätte sich früher entscheiden müssen. Einzelne Ferienwohnungen könne man noch bekommen, sagt Simone Podratz in der Usedomer Buchungszentrale, Hotelbetten seien aber kaum noch frei. Zumindest in den günstigeren Kategorien. Wer für ein Doppelzimmer mehr als 100 Euro pro Tag ausgeben kann, hat Chancen. Und wenn es regnet und Urlauber absagen? „Dann“, weiß Simone Podratz aus Erfahrung, „stoßen sofort Nachrücker in die Lücken.“

Wer allerdings abseits der üblichen Ferienziele fahndet, kann in dieser Saison durchaus ein Schnäppchen machen. So wirbt etwa die größte baltische Hotelkette Reval mit 20 Prozent Rabatt in ihren Häusern in Estland, Lettland und Litauen. Riga, durch den nahen Ostseestrand im Sommer besonders empfehlenswert, bietet eine Übernachtung ab 42 Euro mit Frühstück. Mit „Summer Savers“ werben auch die Swissôtel Hotels & Resorts in 15 Ländern weltweit. Zwischen dem 1. Juli und dem 12. September werden Urlaubern 15 Prozent auf die beste verfügbare Rate offeriert (www.swissotel.com).

Urlaubsländer wie Schweden und Großbritannien betonen gleichzeitig in Kampagnen wie „britainforless.de“, um wie viel günstiger der Urlaub bei ihnen aufgrund des günstigen Euro-Wechselkurses inzwischen geworden sei. Auch für diese Länder kann man sich noch kurzfristig entscheiden.

Auch Kreuzfahrten sind eine Alternative. Tui Cruises bietet Kurzentschlossenen für Juli-Abfahrten mit dem neuen Vier-Sterne-Plus-Liner „Mein Schiff“ zehntägige Fahrten für 999 Euro an. Vom 7. bis 18. Juli erleben die Passagiere zum Beispiel „Baltische Impressionen“, vom 29. Juli bis zum 8. August werden Norwegens „faszinierende Fjorde“ sowie Oslo und Bergen erkundet. Rabatt im Juli gewährt auch Arosa für seine sechstägige Flusskreuzfahrt auf der Donau ab/bis Passau. Ab 599 Euro ist diese „klassische“ Tour zu haben.

Wer sein Urlaubsglück in Brandenburg sucht, bekommt zur Übernachtung gleich noch ein Cabrio dazu. 65 Euro pro Person kostet dieses Angebot des Sorat Hotel in Cottbus. Inklusive sind 200 Freikilometer, genug, um die Spreewald-Region luftig zu entdecken. (mit dpa)

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