zum Hauptinhalt
Das portugiesische Kolonialerbe von Ibo, Hauptstadt der gleichnamigen Insel vor der Küste Mosambiks, wartet noch auf seine Restaurierung.

© gws

Lockruf der Ferne: Tausend Fische warten schon

Dreißig Inseln liegen vor der Küste Mosambiks, mit guten Tauchgründen und kolonialen Bauten.

Vom Himmelbett fällt der Blick vorbei an ein paar Kokospalmen direkt auf den weißen Sandstrand. Dort legen die Holzboote der Fischer mit ihren riesigen Trapezsegeln an, Frauen tragen den Fang des Tages in Schüsseln auf dem Kopf weg. Ihre Spuren im Sand wird in ein paar Stunden die Flut wieder wegspülen. Wenn es auf Erden ein Paradies geben sollte – auf den Mosambik vorgelagerten Inseln wirkt es ganz nah.

Zwei große Archipele liegen verstreut im Indischen Ozean vor der 2700 Kilometer langen Küste des ostafrikanischen Landes, das im Norden an Tansania und im Süden an Südafrika grenzt: die Quirimbas ganz im Norden und der Bazaruto-Archipel im Süden.

Die Quirimbas zählen mehr als 30 Inseln – wobei aus touristischer Sicht insbesondere Vamizi, Medjumbe, Matemo und Ibo Island interessant sind. Keine Frage, das Juwel dieser Inselwelt ist Ibo. Ein Rohdiamant sozusagen, denn noch wirkt die Insel auf den ersten Blick etwas unwirtlich. Vom Tourismus weitgehend unentdeckt, von den Einheimischen gar als „Geisterinsel“ bezeichnet, begegnet der Besucher auf Schritt und Tritt den Überresten einer Geschichte, die von Sklaven-, Gold-, Silber-, Kaffee- und Elfenbeinhandel, Piraterie und portugiesischer Kolonialherrschaft bestimmt wurde. Die Inselhauptstadt mit ihren einst prächtigen Kolonialvillen, ehemaligen Handelshäusern, beeindruckenden Verwaltungsgebäuden, Kirchen und den mehr oder weniger gut erhaltenen Resten dreier von den Portugiesen im 18. Jahrhundert angelegten Forts liegt weitgehend verlassen da und bröckelt vor sich hin. Der Begriff „morbider Charme“ ist vielfach strapaziert – hier trifft er tatsächlich zu. Es gibt derzeit Versuche, die historisch wertvolle Bausubstanz zu sichern, ob es gelingt, ist fraglich. Die kaum wahrzunehmende Bevölkerung hat sich eher außerhalb der Stadt angesiedelt, in traditionellen Hütten. In den Ort kommen die Menschen nur, um eine der öffentlichen Wasserzapfstellen zu nutzen oder um ein Versorgungsschiff zu empfangen. Doch es gibt eben auch Palmenstrände, Korallenriffe und dazu die Ibo Island Lodge, in der sich neben modernem Komfort vor allem afrikanische Lebensart mit der entsprechenden Freundlichkeit und Gelassenheit findet.

Wesentlich ausgeprägter ist die touristische Infrastruktur auf Vamizi, Medjumbe und Matemo, wo recht luxuriöse Resorts zu finden sind. Keine riesigen Anlagen, sondern dezent unter Palmen hingetupfte Bungalows, in denen eine überschaubare Zahl von Gästen unterkommt, die vor allem die Ruhe und die Unterwasserwelt an vorgelagerten Riffs schätzen.

Der Bazaruto-Archipel gilt als populärster Archipel Mosambiks und umfasst die vier Hauptinseln Bazaruto, Benguera, Magaruque und Santa Carolina. Nur 35 Kilometer vom Festland entfernt, sind die Inseln ab Vilanculos – hier liegt ein sehenswertes Naturschutzgebiet direkt an der Küste – schnell erreicht. Qualitativ hochwertige Unterkünfte, wunderschöne Badestrände und jede Menge Wassersport – vom Schnorcheln über Hochseefischen bis zum Segeln – verwöhnen den Urlauber.

Hauptattraktion der Inseln, die 1971 zum Marine National Park ernannt wurden, sind auch hier die Korallenriffe, die aufgrund des Reichtums an bunten Tropenfischen und des kristallklaren Wassers zu den besten Tauchrevieren der Welt zählen. Schon bei einer Bootstour kann man Delfine und Meeresschildkröten, mit etwas Glück auch Wale oder Dugongs, eine Art von Seekühen, beobachten. Deren gesunde Population ist jedoch auf 150 bis 200 Tiere geschrumpft, sie weiden vor den Küsten des Archipels auf den Seegrasbänken. Die vegetarischen Meeressäuger sind seit Langem durch illegale Netzfischerei bedroht.

Die 3000 Insulaner hielten sich allerdings an die Fischereivorschriften, sagt die Biologin Karen Allen, die als Leiterin des Seekuhschutzprojektes auf der Insel lebt. „Probleme machen die Fischer, die vom Festland rüberkommen.“

Die natürlichen Voraussetzungen für einen wachsenden Tourismus sind auf dem Archipel also vorhanden. Neben den Seekühen leben an den Riffs zwischen den Inseln fünf verschiedene Arten von Meeresschildkröten. Die Gewässer zählen außerdem zu den besten Fischgründen im südlichen Afrika für Speerfischarten wie Marline, und Segel- beziehungsweise Fächerfische. Ambitionierte südafrikanische Angler wissen das längst und reisen dafür mehr als tausend Kilometer mit ihren eigenen Booten an.

Auf Benguerua, einem sandigen 55-Quadratkilometer-Eiland, das seit 1971 Teil des Bazaruto-Archipel-Nationalparks ist, gibt es drei Lodges. Wer hier wohnen will, braucht schon eine besser gefüllte Reisekasse. Ebenso wie auf den Quirimbas hat sich ein gewisser Luxustourismus entwickelt.

Dass Mosambik auf dem Weg zu einem Urlaubsziel von internationalem Format Ambitionen hat, ist schon bei der Anreise nicht zu übersehen. Der Flughafen der Hauptstadt Maputo verwandelt sich aus der alten Barackenform gerade in einen Glaspalast, das Hauptgebäude ist bereits fertig. Neue Teerstraßen haben das Land in den vergangenen Jahren zugänglicher gemacht, und auch das Netz an Hotels und Herbergen wird entlang der endlosen Strände am warmen Indischen Ozean nach und nach dichter.

Kamen vor drei Jahren noch vier von fünf Besuchern aus dem benachbarten Südafrika, ist es jetzt nur noch jeder Zweite – der Markt für europäische und amerikanische Touristen wächst. Und das, obwohl die Visapflicht und die hohen Flugpreise etliche Touristen nach wie vor abschrecken. mit gws

Insbesondere die Inseln Mosambiks sind (mal wieder) von diversen Reiseveranstaltern ins Programm genommen worden. Handicap für Reisende aus Europa ist bislang die etwas umständliche Fluganreise. Reisebüros erteilen Auskunft. Nützliche Information zum Land und den Inseln auch unter mosambiktourismus.de.

Christian Selz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false