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Reise: Schulen für Straßenkinder

Der neue Verein „Futouris“ bündelt nachhaltige Projekte der Reisebranche

Touristen sind anspruchsvoller geworden. Viele wollen nicht nur ein schönes Hotel und gutes Essen. Sie möchten auch etwas sehen vom Urlaubsland ihrer Wahl, sehen es als Bereicherung, auch den Alltag der Menschen kennenzulernen. In manchen ärmeren Gegenden der Welt kann das ernüchternd sein. Denn das Leben dort spielt sich in der Realität selten so pittoresk ab wie in den bunten Reisekatalogen dargestellt. Straßenkinder in Indien, verschmutzte Flüsse in Südamerika, Küstenerosion in Indonesien, Abholzung der Wälder in Peru – solche Wahrnehmungen trüben das sonnige Urlaubsgefühl. Und manch ein Gast fragt den Reiseleiter dann: „Kann man da nichts tun?“

Einige Veranstalter haben bereits begonnen, sich in Projekten zu engagieren. Mit der Gründung von „Futouris – die Nachhaltigkeitsinitiative“ im Januar dieses Jahres sollen nun bestehende Projekte vernetzt und neue angeschoben werden. Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehören Tui, Thomas Cook, Neckermann Reisen, Gebeco und Airtours. Futouris steht unter der Schirmherrschaft des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

14 Projekte hat der junge Verein bis jetzt initiiert. Darunter etwa die Förderung einer Schule für Straßen- und Waisenkinder in Kathmandu, eine Wasseraufbereitungsanlage in Quito und ein Unterstützungsprogramm gegen Menschenhandel in Taschkent. Betroffene Frauen sollen hier die Möglichkeit bekommen, ihre Traumata zu verarbeiten und Berufsausbildungen zu starten.

Zu den Zielen von Futouris gehört die Verbesserung der Lebensverhältnisse, aber auch der Schutz von Natur und Umwelt. So wird zum Beispiel nicht nur ein Windpark in der Türkei gefördert, sondern auch die Einrichtung von effizienteren Kochstellen im Andenhochland in Peru. Wenn dort nicht mehr, wie bisher, offene Feuerstellen genutzt würden, könnte man – so die Rechnung – den Ausstoß von 20 000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden.

Jedes Mitglied beteiligt sich mit 13 500 Euro pro Jahr an Futouris. Für die Reiseriesen im Bunde ist das anscheinend eine zu verschmerzende Ausgabe. „Aber wir wollen auch die Mittelstandsunternehmen für die Initiative gewinnen“, sagt Inga Meese, Geschäftsführerin von Futouris. Und für die seien 13 500 Euro „keine kleine Summe“. Die Vision sei, in jedem Urlaubsland mindestens eine Nachhaltigkeitsinitiative zu fördern, mithin 400 Projekte unter seinen Fittichen zu haben. Dabei hofft Futouris auch auf Unterstützung der Reisekunden. „Viele möchten sich engagieren und wissen nicht, wie“, sagt Jens Hulvershorn, Marketingleiter von Gebeco in Kiel. Manche verteilten im afrikanischen Busch Bonbons und Kugelschreiber oder drückten einem Kind gar einen 50-Euro-Schein in die Hand. „Das stellt dann das soziale Dorfgefüge auf den Kopf“, sagt der ehemalige Reiseleiter, der schon die ganze Palette der Unvernunft bei (wohlmeinenden) Touristen erlebt hat.

Bei Futouris können Urlauber nun gezielt Projekte fördern, deren Stand sich – immer aktuell – auf der Website des Vereins verfolgen lässt. Reisende sollen auch die Möglichkeit haben, die Projekte an den jeweiligen Orten zu besuchen. Auch das ist wesentlicher Teil bei der von Futouris angestrebten Vernetzung. Der Verein versteht sich als Plattform der Reisebranche, und dass der Vorsitzende Andreas Koch gleichzeitig Leiter der Hotelberatung und Produktentwicklung bei Tui Deutschland ist, tut dabei nichts zur Sache. „Wir haben ja auch die Konkurrenten im Verein“, sagt Koch. Hella Kaiser

Mehr dazu im Internet unter:

www.futouris.org

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