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Ganz nobel. Wer es sich leistet, seinen Fiffi an Bord vom Butler ausführen zu lassen, wird ja wohl das obligatorische Trinkgeld nicht vergessen. Oder?

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Servicegebühren: Kuvert für den Kellner

Wer bekommt was und wie viel? Tipps fürs richtige Trinkgeld auf Kreuzfahrten.

Ein Kreuzfahrtschiff ist kein Hotel – auch was das Trinkgeld betrifft. Während einer Seereise wird der Kontakt zum Personal Tag für Tag enger, gleichzeitig wächst beim Passagier oft die Verunsicherung. Wer bekommt eigentlich Trinkgeld von all den dienstbaren Geistern an Bord? Nur die Kabinenstewardess und der Tischkellner? Oder auch der Concierge, das Personal im Wellnesscenter, der Saalchef – oder gar der Klavierspieler in der Bar? Und welche Summen sind angemessen, will man doch weder protzig noch geizig erscheinen?

Bei diesem Thema prallen Kulturen aufeinander. So kommen Japaner nie auf die Idee, überhaupt irgendjemandem Trinkgeld zu geben. Das gilt als Beleidigung. So sehen es auch Chinesen. Wogegen US-Amerikaner eher in den Boden versinken, bevor sie weniger als 15 Prozent Trinkgeld geben. Und die Erfahrung (nicht nur) auf Schiffen lehrt: Den Deutschen ist das Thema eher unangenehm. Grundsätzlich sind die Reiseweltmeister allenthalben als sparsam, um nicht zu sagen, als geizig verschrien.

Viele Reedereien mit internationalem Publikum sind dazu übergegangen, das Trinkgeld in den Reisepreis zu inkludieren. Das machen beispielsweise Hurtigruten, Crystal Cruises, Regent Seven Seas Cruises, Silversea Cruises, Carnival Cruises oder Seabourn Cruise Line. Doch auch auf den Schiffen von Aida Cruises und Tui-Cruises kann der Gast theoretisch das Thema Trinkgeld vergessen.

Theoretisch. Denn auch bei den All-inclusive-Schiffen freuen sich die Angestellten über ein paar zusätzliche Euro hier und da. „Der Passagier kann nach dem Bezahlen des Reisepreises für null Euro Nebenkosten an Bord gehen – wenn er keine Landausflüge bucht“, sagt Conny Rausch, Sprecher von Crystal Cruises. „Aber natürlich kann der Gast dem Kellner etwas zustecken, wenn der Service super ist.“

Ziemlich unkompliziert ist das Thema Trinkgeld, wenn die Reederei einen Betrag gleich vom Bordkonto des Gastes abbucht. Das behagt allerdings nicht jedem, wenn ihm die Entscheidung so rigoros abgenommen wird und im Schnitt acht bis zwölf Euro pro Tag, je nach Kreuzfahrtgesellschaft, quasi ungefragt aus der Brieftasche entnommen werden. Mancher Passagier möchte schließlich selbst entscheiden, ob der Service einen Extra-Obolus wert war oder nicht.

Bei US-amerikanischen Reedereien herrscht Trinkgeldpflicht. Norwegian Cruise Line zum Beispiel bucht eine „Servicepauschale“ von zehn US-Dollar (7,50 Euro) am Tag ab, jedes Kind älter als drei Jahre ist mit fünf Dollar dabei.

Die britische Reederei Cunard belastet das Bordkonto pro Tag und Kabine mit 11 bis 13 Dollar, je nach gebuchter Kategorie. Royal Caribbean International lässt dem Gast die Wahl: automatische Abbuchung einer empfohlenen Summe (knapp zwölf Dollar) vom Bordkonto oder persönliches Trinkgeld, das am Ende in einen Umschlag gesteckt wird, den die Reederei in den Kabinen auslegt.

Theoretisch kann der Gast bei Unzufriedenheit diese Servicepauschalen zurückfordern. Besser wäre es jedoch, Mängel umgehend beim Tischkellner oder bei der Kabinenstewardess anzusprechen. Das schafft in der Regel schnell Abhilfe, und der Gast muss sich nicht weiter ärgern.

Nur ein Crewmitglied kriegt nichts

Bitte nicht knausern. Für dienstbare Geister darf es gern etwas mehr sein.
Bitte nicht knausern. Für dienstbare Geister darf es gern etwas mehr sein.

© Foro: p-a

Beim Trinkgeld zu knausern, trifft die Crew mitunter hart. Auf Kreuzfahrtschiffen, vor allem den US-amerikanischen, sind die „Tipps“ oft ein fester Bestandteil des Gehaltes. Hier bekommen Servicekräfte wie in den Restaurants an Land meist nur ein sehr niedriges Grundgehalt. Sie sind auf gutes Trinkgeld angewiesen. Das ist auf den deutschen Schiffen zwar anders, aber glänzend bezahlt wird Servicepersonal auf Schiffen generell selten.

Ganz klassisch wird bei Hapag-Lloyd- Kreuzfahrten das Trinkgeld noch direkt vom Gast gegeben, Empfehlungen spricht die Reederei nicht aus. „Wer möchte, dass die gesamte Crew profitiert, kann das Trinkgeld mit einem entsprechenden Hinweis in einem Umschlag an der Rezeption abgeben“, sagt Gabi Haupt, Leiterin Produktmanagement der „Europa“. Der Beitrag fließe dann in den Crew Fond, aus dem Veranstaltungen, Ausflüge oder Geschenke fürs Personal finanziert werden.

Auch bei Phoenix und Transocean liegen am Abend vor der Abreise Briefumschläge zum Füttern in den Kabinen. Einen ähnlichen Weg gehen die Trinkgelder bei Cunard: „Die Tipps wandern in einen großen Topf und werden dann unter der Crew aufgeteilt, damit auch die ,Unsichtbaren‘ hinter den Kulissen etwas davon haben“, sagt Sprecher Philipp Markhardt.

Grundsätzlich „getippt“ werden die Kabinenstewardess, der Tisch- und der Weinsteward, seltener der Oberkellner. Wer mag, kann auch die Spa-Mitarbeiterin bedenken oder die Rezeptionistin – wen man eben als besonders hilfreich für sich fand. Dieses Vorgehen hat vor allem auf der „Deutschland“ der Peter-Deilmann-Reederei Tradition. „Alle Mitarbeiter, die direkt im Gästekontakt stehen, bekommen das Trinkgeld direkt“, sagt Pressesprecherin Kornelia Kneissl. „Für alle fleißigen Hände hinter den Kulissen kann der Gast am Ende ein Kuvert hinterlassen oder einen Betrag von der Bordrechnung abbuchen lassen.“

Trinkgeld geben kann der Gast, wann immer er mag, üblich ist es eher am Ende eines Törns. „Auf dem Schiff hat jeder im Rahmen einer Reise ein paar feste Bezugspersonen unter der Besatzung, zu denen er eine doch sehr persönliche Beziehung aufbaut“, sagt Gabi Haupt von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Daher werde auf einem Schiff auch nicht wie im Hotel ständig für Einzelleistungen getippt, sondern bevor man von Bord geht. Manche Gäste legen auch am Anfang einer Reise einen Tipp hin, oder dritteln – am Anfang, in der Mitte und am Ende. Das macht vor allem bei längeren Törns Sinn.

Zu viel oder zu wenig Trinkgeld – das ist auch eine Frage der gesamten Reisekosten. Wer eine 5000-Euro-Reise bucht, dem sollte ein besonders aufmerksamer Service schon ein paar hundert zusätzliche Euro wert sein. Bei einer einwöchigen Reise für 1000 Euro gelten 50 bis 80 Euro Trinkgeld als angemessen. Auf amerikanischen Schiffen sind pro Gast und Tag zwei oder drei Dollar für das Zimmermädchen üblich und fünf Dollar für den Kellner – als Untergrenze.

Als völlig unmögliches Verhalten eines Gastes gilt, wenn er auf einer Kreuzfahrt die Kellner auf Trab hält und das Kabinenpersonal mit Sonderwünschen rotieren lässt – am Ende jedoch beim Trinkgeld kneift. Es gibt auch nur ein Crewmitglied, das keinesfalls mit einem Obolus bedacht werden sollte: der Kapitän.

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