zum Hauptinhalt

Rettungshunde in der Ausbildung: "Sie ist fast schon wichtiger als meine Freundin"

In ihrem Job fliegt Sina auf vier Pfoten im Helikopter mit, lässt sich in unwegsames Gelände abseilen und rast auf Skiern die Piste hinunter.

Farching - In der Freizeit fährt sie auch gerne auf einem Motorrad oder einem Mountainbike mit. Auf dem Hundeplatz in Farching nahe Garmisch in Oberbayern ist die Schäferhündin jedoch an diesem Abend gewissermaßen "beruflich". Sina ist Rettungs- und Lawinenhund der bayerischen Bergwacht und muss mit ihrem Besitzer Andreas Lipf zum wöchentlichen Training antreten.

Schließlich steht am Wochenende eine wichtige Prüfung an, die beide bestehen wollen. Sina soll sich als Flächensuchhund qualifizieren. Damit könnten Lipf und sein Hund auch zum Auslandseinsatz in Erdbebengebiete gerufen werden. "Sina ist sehr gelehrig und so aufmerksam - ein toller Hund", schwärmt Lipf, der die Schäferhündin vom Welpenalter an zum Rettungshund ausgebildet hat.

"Sie ist fast schon wichtiger als meine Freundin"

Bei seinen hauptberuflichen Jobs als Almhirte und im Winter bei der Bergwacht hat er sie täglich bei sich. "Sie ist fast schon wichtiger als meine Freundin", fügt er etwas leiser hinzu. Sina spitzt die Ohren und schaut ungeduldig zu Lipf hinauf. Auf seinen fast geflüsterten Befehl hin legt sie sich augenblicklich nieder. Erst müssen die anderen fünf Hunde, die an diesem Tag beim Training sind, den Geschicklichkeitsparcours bewältigen. Dann ist Sina an der Reihe.

Mühelos klettert sie ein schmales, steiles Brett hinauf, überwindet ein Spitzdach und geht über eine Wippe. Anschließend wird Folgsamkeit geübt. Die Tiere müssen liegen, während das Herrchen sich entfernt - und dürfen erst auf Befehl loslaufen. Abwarten ist nicht Sinas Stärke. Lipf weist sie streng zurecht, erst dann folgt die Hündin.

Ausbildung zum Rettungshund dauert drei Jahre

"Die Hunde müssen von Anfang an ihre Aufgabe gewöhnt werden," erklärt Hans-Peter Gallenberger, ebenfalls Rettungshundeführer. Sein Schäferhund Jeff ist mit seinen acht Jahren bereits ein "alter Hase" im Geschäft. Die Ausbildung der Hunde dauert Gallenberger zufolge drei Jahre. Bereits in ihrem ersten Lebensjahr müssen die Tiere etwa das Geräusch der Rotorblätter eines Helikopters kennen lernen oder das Fahren im Skilift üben.

Zu manchen Lawinenopfern arbeiten sich die Hundeführer auf Skiern vor, wie Lipf erklärt. "Dabei tragen wir die Hunde auf den Schultern. Dazu müssen uns die Tiere unbedingt vertrauen, sonst würden sie sofort hinunterspringen." Die Hauptaufgabe, das Suchen von Lawinenopfern im Winter oder von vermissten Wanderern im Sommer, ist dabei eine der leichteren Übungen für die Hunde. Dabei machen sich die Hundeführer den natürlichen Spieltrieb und die Neugierde der Tiere zunutze, wie Gallenberger erklärt.

Arbeit mit den Hunden als Hobby

Zwar ist die Arbeit mit den Hunden für alle Männer ein Hobby, das ihnen viel bedeutet. Aber ihre Tätigkeit als Rettungs- und Lawinenhundeführer verlangt ihnen auch einiges ans Entbehrungen ab. Urlaub sei schlicht "nicht drin", da man die Hunde nicht einfach für die Zeit abschieben könne, sagt Lipf. Aber auch das häufige Training und die Einsätze sind sehr zeitaufwändig für die allesamt ehrenamtlich tätigen Rettungs- und Lawinenhundeführer, wie Gallenberger sagt: "Das kann man eigentlich nur leisten, wenn man selbstständig ist". Der 48-Jährige betreibt hauptberuflich eine Almhütte im Karwendelgebirge.

Zugleich werden die Männer nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes, dem die Bergwacht zugeordnet ist, immer häufiger zu Einsätzen gerufen - eine Folge des zunehmenden Tourismus. Im vergangen Jahr bewältigte die Bergwacht allein acht Lawinenbergungen und 65 Sucheinsätze - viele davon mit Unterstützung der Rettungs- und Lawinenhundestaffel. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false