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Wagner

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Richard-Wagner-Festspiele: Viel Bravo

Katharina Wagner eröffnet die Bayreuther Festspiele mit den „Meistersingern“. Der erwartete Skandal bleibt aus.

Ein klein wenig verlegen schaut Angela Merkel, als sie ganz vorne in der Loge sitzt. Das Publikum erwartet sie, es schaut zu ihr auf. Sie genießt das nicht, wie ein anderer das vielleicht genossen hätte. Sie untersucht die große traditionelle Amtskette des Bayreuther Bürgermeisters, die er wie jedes Jahr um den Hals trägt. Damit überbrückt sie ein wenig Zeit. Mit der Neuinszenierung der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ sind am Mittwoch in Bayreuth die 96. Richard-Wagner-Festspiele eröffnet worden. Das mit Spannung erwartete Regiedebüt von Katharina Wagner, der Urenkelin des Komponisten, erwies sich bis zur Halbzeit als Spektakel mit erheblichem Aktionismus und gutem Humor. Das Publikum genoss die Inszenierung sichtlich, wie viele Bravo-Rufe nach dem 2. Akt zeigten. Die Freude war einhellig, wenn auch nicht überschwänglich. Der ganz große Wurf schien es nicht zu sein, vor allem, was das Musikalische angeht. Die 29-Jährige Regisseurin gilt als mögliche Nachfolgerin ihres 87-jährigen Vaters Wolfgang Wagner an der Spitze der Festspiele.

Hunderte Schaulustige sowie Kameraleute und Fotografen hatten sich schon Stunden vor Beginn die besten Plätze vor dem Königsportal gesichert. Dort begrüßten der Festspielchef, seine Frau Gudrun und die gemeinsame Tochter Katharina eine große Schar von Ehrengästen, angeführt von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso. Nicht minder freundlich wurden die beiden Altbundespräsidenten Walter Scheel und Roman Herzog von den Schaulustigen empfangen. Traditionell geben sich bei der Premiere auch namhafte Vertreter aus der Wirtschaft und dem Showgeschäft die Ehre. Zu ihnen zählten BMW-Chef Norbert Reithofer, Jette Joop sowie die Schauspieler Robert Atzorn, Edgar Selge und Christian Wolff. Viel Applaus erhielten auch die Hügel-Stammgäste Thomas Gottschalk, Roberto Blanco, Margot Werner und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Hinter den Kulissen wurde bis zuletzt an den neuen „Meistersingern“ gefeilt. „Es gab technische Probleme“, räumte die Regisseurin bei einer Pressekonferenz wenige Stunden vor der Premiere ein. In ihrer Inszenierung wollte Katharina Wagner erstmals in Bayreuth auch zur problematischen Rezeptionsgeschichte der Oper im Nationalsozialismus Stellung nehmen. „Das ist für diesen Ort neu, das ist hier noch nicht geschehen“, sagte sie.

Katharina Wagner stellte sich im Vorfeld auf eine starke Ablehnung und nur wenig Beifall für ihre moderne Inszenierung ein. Ausgebuht zu werden, gehöre zum Berufsbild eines Regisseurs, sagte sie. Ihr sei es in ihrer Interpretation weder um plumpe Provokation noch um einen bloßen Skandal gegangen. Tsp

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