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Neugierig. Zahlreiche Touristen betrachten durch eine Plexiglaswand das Geschehen am Trevi-Brunnen, der 1735 von dem Architekten Nicola Salvi gebaut wurde.

© AFP

Rom: Wie das Restaurieren des Trevi-Brunnens für das Publikum inszeniert wird

Rom lässt den Trevi-Brunnen restaurieren und kam auf die Idee, die Arbeiten als Spektakel für das Publikum zu inszenieren. Ein Laufsteg führt die Gäste ganz nah an die Skulpturen heran.

Es gibt Leute, die baden im Trevi-Brunnen. Das ist zwar seit Anita Ekbergs dienstlichem Dolce-Vita-Geplansche jedwedem Sterblichen verboten, aber man weiß es ja: in steigendem Alkoholpegel gehen bei manchen Zeitgenossen alle Hemmungen unter, und außerdem ist es ja so furchtbar schön romantisch.

Nun ist den Stadtgewaltigen in Rom die wahrscheinlich einzig wirksame Abwehrstrategie eingefallen. Sie haben den Brunnen trockengelegt. Aber nicht nur der meist nächtlichen Badegäste wegen, sondern in der Hauptsache, um das üppige barocke Wassertheater und die Palastfassade, aus denen die Marmor- und Travertinklippen herausbrechen wie aus gewachsenem Fels, wieder einmal gründlich zu restaurieren.

Sie tun es auf unerwartet kreative Weise: Weil man eine Weltberühmtheit wie diesen Brunnen nicht für sechzehn Monate oder mehr hinter Bretterwänden verstecken kann, besteht der Bauzaun diesmal aus Plexiglas. Und angesichts der Tatsache, dass das edle Werk von einem edlen italienischen Modehaus gesponsert wird – von Fendi –, drängte sich die andere, noch revolutionärere Idee praktisch von selber auf: Man installierte einen Laufsteg.

Laufsteg. Besucher können dicht an den Skulpturen vorbeigehen und bei der Restaurierung zuschauen.
Laufsteg. Besucher können dicht an den Skulpturen vorbeigehen und bei der Restaurierung zuschauen. Die ersten waren der Direktor der Capitolinischen Museen, Claudio Parisi Presicce, Bürgermeister Ignazio Marino und Fendi-Chef Pietro Beccari.

© dpa

Das hat zur Folge, dass Rombesucher nun in luftiger Höhe direkt über das Brunnen-Bassin flanieren können. Sie kommen damit den dramatisch bewegten Statuen des Gottes Oceanus, seiner Rösser und seiner Meeres-Fabelwesen näher als je zuvor. Restaurationsarbeiten als Inszenierung für das Publikum. Selbst mythische Gestalten der Neuzeit sind plötzlich zum Greifen nah: Bildschirme zeigen Anita Ekberg & Co. in allen einschlägigen cineastischen Liebesszenen.

Der Trevi-Brunnen ist eine gute Geldquelle für Rom

Und nicht mal auf den Münzwurf, auf das klassische Ritual aller Besucher des Trevi-Brunnens, müssen die Touristen verzichten. Die Stadt Rom hat eigens eine kleine Plastikwanne aufgestellt und mit Wasser gefüllt, damit es auch im Baustellenmodus leise „blubb“ macht und nicht blechern klimpert, wenn rückkehrhungrige Gäste ihre Geldstücke im Bassin versenken.

Seien wir ehrlich: Dabei hat Rom weniger an die Touristen gedacht als an sich selber. Jedes Jahr fischen Stadtbedienstete ungefähr eine Million Euro aus den lichtblauen Wellen. Das Geld kriegt die Caritas. Und der Trevi-Brunnen bleibt auch in dieser Hinsicht ein Wunderwerk: die wahrscheinlich einzige öffentliche Baustelle der Welt, die nicht nur nichts kostet, sondern auch noch Geld produziert.

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