zum Hauptinhalt

Rosenmontagsumzüge: Karneval erreicht Höhepunkt

Mit dem Rosenmontag hat der Karneval in Deutschland seinen Höhepunkt erreicht. Pünktlich um 11:11 Uhr setzten sich in Köln und Mainz die Rosenmontagszüge in Marsch.

Mainz/Köln - «Helau», «Alaaf» - mehr als zwei Millionen Narren und Jecken haben am Rosenmontag ausgelassen den Höhepunkt des Straßenkarnevals gefeiert. Fußballweltmeisterschaft, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die große Koalition sowie die Regionalpolitik waren die beherrschenden Themen der vielen Mottowagen in den Kilometer langen Umzügen. Schunkelnd, singend und tanzend trotzten die bunt kostümierten Menschen in Mainz, Köln und Düsseldorf Dauerfrost und Schneefall. Gefeiert wurde auch im Südwesten und selbst im Norden des Landes.

In Mainz, wo während des Zuges trockenes Wetter herrschte, lautete das Motto in Anspielung auf die Fußball-WM: «Die Welt sei Gast - wir laden ein zur Fassenacht in Mainz am Rhein». Bunte Fastnachtswagen, Musikgruppen, Tanzformationen und Reitergarden reihten sich aneinander. Singend und tanzend machten mehr als 9400 Aktive auf der 7,2 Kilometer langen Zugstrecke mit, an der sich nach Schätzung der Veranstalter rund eine halbe Million Menschen vergnügten.

Zu einem Hauptblickfang des 105. Rosenmontagszugs seit der Gründung des Mainzer Carnevals-Vereins im Jahre 1838 gehörte ein Motivwagen mit Angela Merkel (CDU) und dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU). Während eine riesige Merkel-Figur mit einem Hammer auf eine Tafel mit dem Aufdruck «Mehrwertsteuer» schlug, fuhr die Stoiber-Imitation in Richtung des Verkehrsschildes «München» und ließ den Hinweis «Berlin» hinter sich.

Von der WM inspirieren ließen sich auch die Macher des Kölner Mottos: «E Fastelovendsfußballspill» (Ein Karnevalsfußballspiel) titelten sie. Einer der großen Motivwagen trug die Aufschrift «Janz Kölle es balla-balla» (Ganz Köln ist bekloppt). Und was wäre die Domstadt ohne den schon wieder abstiegsbedrohten Bundesligisten 1. FC Köln. Sehnsüchtig reckte Clubchef Wolfgang Overath auf einem Motivwagen am oberen Ende einer Wippe die Hand in Richtung Tabellenspitze, während gleichzeitig Torjäger Lukas Podolski mit der Clubzeitung des FC-Bayern in der Hand das untere Ende verlässt.

Auf einem bis zum Schluss geheim gehaltenen Wagen war eine die Peitsche schwingende Angela Merkel als jecke Domina in Lack und Leder zu sehen. Vor ihr kniete der deutsche Michel mit Halsband, Handschellen und Lackstring. Daneben die Aufschrift: «Michels selbstgewählte Domina».

In Düsseldorf schlängelte sich unter dem Motto «Nit quake - make» (Nicht quatschen - machen) der mit 6,5 Kilometern längste Rosenmontagszug, den Düsseldorf je hatte, durch die schunkelnde Menge. Ein Motivwagen zeigte eine Angela Merkel mit riesiger Oberweite, in der eine kleine Figur von SPD-Chef Matthias Platzeck eingequetscht wird. Der Schriftzug lautete: «Große Koalition». Auf Beistand von Oben hofften die Kicker der drittklassigen Fortuna Düsseldorf. Zu sehen war eine Figur von Papst Benedikt XVI im Fortuna-Trikot. Auch das Thema Arbeitslosigkeit und leere Kassen wurde aufs Korn genommen: Ein sprichwörtlicher Pleitegeier in den Nationalfarben wurde flankiert vom Spruch der Imagekampagne «Du bist Deutschland» mit dem Zusatz «Wieder fünf Millionen Arbeitslose».

Hunderttausende jubelten auch in Bonn, Aachen, Münster und dem Ruhrgebiet den Zugteilnehmern zu. Ausgelassen gefeiert wurde auch in Fulda und im hessischen Herbstein.

Auch im Südwesten Deutschlands erreichte die Fastnacht am Rosenmontag einen Höhepunkt. Zehntausende Zuschauer feierten am Montag die tollen Tage. Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) wurde in Freiburg mit dem Narrenpreis der Breisgauer Narrenzunft ausgezeichnet. In Rottweil bewunderten rund 20.000 Menschen die springenden Narren. In Schramberg verfolgten rund 25.000 Schaulustige die Da-Bach-na-Fahrt auf der Schiltach.

Mehr als 15.000 Narren aus ganz Schleswig-Holstein trafen sich in der norddeutschen Karnevalshochburg Marne. Nach der Erstürmung des Rathauses formierten sich sich mehr als 1000 Menschen zum, nach Veranstalterangaben, größten Rosenmontagszug im Land.

Mit einem Hauch von Südamerika leitete Venedig die letzten Tage seines bunten Karnevalstreibens ein. Unter dem Motto «Noche de tango argentino» (Nacht des argentinischen Tangos) haben Tänzer, Tango- Schulen und Dj's aus Buenos Aires den Narren am Canal Grande kräftig eingeheizt. Die heißen Klänge ließen die Kälte und das schmuddelige Nieselwetter auf dem Markusplatz für ein paar Stunden vergessen.

Kostüme, Tanz und heiße Rhythmen gibt es aber nicht nur in Europa: Karneval wird derzeit auch in Brasilien und in New Orleans in den USA gefeiert. In Rio de Janeiro liefen Umzüge der berühmten Sambaschulen.

Noch bis zum Aschermittwoch feiern die Narren, dann ist der Karneval in Deutschland vorbei. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false