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Russland: Viele Tote nach Unfall auf Atom-U-Boot

Ein defektes Löschsystem löst eine Katastrophe aus: Auf einem russischen U-Boot fordert das Unglück mindestens 20 Menschenleben. Das Kriegsschiff war gerade erst in Dienst gestellt worden. Strahlung soll aus dem atomgetriebenen Boot nicht ausgetreten sein.

Bei einem Unfall an Bord eines atombetriebenen U-Boots der russischen Pazifik-Flotte sind nach Militärangaben mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, 21 weitere wurden verletzt. Bei einer Testfahrt am Samstag auf offener See sei das Feuerlöschsystem plötzlich losgegangen, sagte Marinesprecher Igor Dygalo am Sonntag. Nach seinen Angaben waren während des Unfalls 208 Menschen an Bord des U-Boots: neben 81 Marinesoldaten vor allem Konstrukteure sowie Techniker der Werft. Das U-Boot selbst sei nicht beschädigt worden und habe seinen Rückweg zu einem Hafen der Küstenregion Primorije angetreten. Der Haupthafen dort ist Wladiwostok.

Nach Berichten der Nachrichtenagentur Ria Nowosti ereignete sich der Unfall im russischen Teil des Japanischen Meers. Laut einem Militärexperten wurde das Löschsystem durch "technische Fehler" ausgelöst - möglicherweise durch Programmier- oder Betriebsfehler der Konstrukteure, die an Bord Tests vorgenommen hätten. Aktiv wurde das System demnach in höchstens zwei Kammern des U-Boots. Der Brandschutz bei U-Booten ist sehr kompliziert und aufwändig. Bricht ein Feuer aus, wird der betroffenen Kammer Sauerstoff entzogen oder der Brand mit Hilfe eines Gases erstickt - für Menschen, die sich in der Kammer aufhalten, wird es lebensgefährlich.

Unfall ruft Erinnerungen an "Kursk" wach

Laut Marinesprecher Dygalo wurde das U-Boot von einem Zerstörer und einem Rettungsschiff begleitet. Die Verletzten seien zur ersten Behandlung auf den Zerstörer gebracht worden. Zu ihrem Zustand äußerte sich Dygalo nur vage. Offen ließ der Sprecher auch, um welchen U-Boot-Typ es sich handelte. Er versicherte aber, das Boot und sein Atomreaktor seien nicht beschädigt, an Bord sei keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow habe Präsident Dmitri Medwedew informiert. Dieser habe umfassende Aufklärung des Vorfalls sowie "größtmögliche Unterstützung" für die Hinterbliebenen der Opfer gefordert.

Militärstaatsanwälte der Pazifik-Flotte nahmen inzwischen Ermittlungen auf. Nach Angaben von Ria Nowosti handelt es sich bei dem Unglücksboot um ein Jagd-U-Boot des Typs Nerpa (Nato-Bezeichnung Akula). Ein Vertreter der Werft in Komsomolsk am Amur, wo es gebaut wurde, berichtete, es habe erst Anfang November seinen ersten Tauchgang absolviert.

Der Unfall ruft Erinnerungen an die Katastrophe der "Kursk" am 12. August 2000 wach: Nach der Explosion eines Torpedos war das Atom-U-Boot in der Barentssee gesunken, alle 118 Seeleute an Bord starben. Lange wurde die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Katastrophe im Dunkeln gelassen. Der damalige Präsident Wladimir Putin setzte zunächst seine Ferien fort. Zu spät ließen die russische Behörden Hilfe aus dem Ausland zu. Das Verhalten der Behörden sorgte damals in Russland und im Ausland für scharfe Kritik. (sf/AFP)

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