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Panorama: Sars in Taiwan – mehr als ein Einzelfall?

Ein Kranker löst in ganz Asien Besorgnis aus. Und Singapur stellt 70 Leute vorsorglich unter Quarantäne

Erstmals seit Anfang September hat es in Asien einen neuen Sars-Fall gegeben. Ein Mitarbeiter in einem Forschungslabor in Taipeh habe sich bei der Arbeit mit dem Virus infiziert, teilten Taiwans Behörden am Mittwoch mit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei der Ansteckung vermutlich um einen Einzelfall. Trotzdem standen nach Bekanntwerden des Falls die Telefone bei Taiwans Gesundheitsbehörden nicht mehr still. Viele Menschen legen sich wieder Gesichtsmasken an.

Der 44-jährige erkrankte Forscher habe sich vermutlich vor zwei Wochen in einem Labor in einem Militärkrankenhaus in Taipeh mit dem Virus des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (Sars) infiziert, berichtete Taiwans Gesundheitsministerium. Der Mann sei mittlerweile in einem stabilen Gesundheitszustand und könne ohne Probleme atmen. Weitere Infektionen mit dem Virus, das dieses Frühjahr in Asien mehr als 700 Menschen getötet hatte, seien bisher nicht bekannt, hieß es in Taipeh. In Taiwan und Asien reagierten die Aktienmärkte dennoch mit deutlichen Kursverlusten.

Mögliche Ursache für die Ansteckung war nach Ansicht der Behörden in Taiwan ein Arbeitsunfall am 5. Dezember in dem Labor, in dem mit dem Sars-Virus geforscht wurde. Der Mann sei anschließend zu einer Konferenz nach Singapur gereist und habe nach seiner Rückkehr erste Krankheitssymptome gezeigt. Die Regierung in Singapur gab bekannt, dass es in dem Stadtstaat bisher keine neuen Sars-Fälle gebe.

Dennoch leiteten die Behörden in Singapur strenge Vorsichtsmaßnahmen ein. Wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte, wurden 70 Menschen unter Quarantäne gestellt, die mit dem an Sars erkrankten taiwanischen Forscher während dessen Besuch in dem Stadtstaat Kontakt hatten. Nach Angaben einer Ministeriumssprecherin handelt es sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Auch China, das im Frühjahr am stärksten von Sars betroffen war, meldete keine neuen Fälle. Peking hatte Anfang des Jahres versucht, den Ausbruch der Epidemie zu vertuschen. In der Folge konnte sich die Krankheit stark ausbreiten. Gesundheitsexperten rechnen seit längerem damit, dass Sars ähnlich wie eine Grippewelle im Winter neu ausbrechen könnte.

Von dem Fall in Taiwan gehe vermutlich diese Gefahr nicht aus, erklärte ein WHO-Sprecher. „Zu diesem Zeitpunkt sieht es so aus, als ob es sich um einen isolierten Fall handelt. Es begrenzt sich auf ein Labor", sagte WHO-Sprecher Peter Cordingley dem Nachrichtensender Channel News Asia.

Wissenschaftler vermuten, dass das Sars-Virus seinen Ursprung in Südchina hatte, wo es von einem Wildtier auf den Menschen übergesprungen sein könnte. Seitdem die WHO Anfang Juli offiziell das Ende der Sars-Epidemie erklärt hatte, gab es weltweit nur einen Fall. Anfang September hatte sich in Singapur ebenfalls ein Labormitarbeiter mit dem Virus infiziert. Weitere Ansteckungen gab es damals nicht.

Harald Maass[Peking]

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