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Panorama: Schreck auf den ersten Blick

Zigaretten in Australien nur in Einheitspackung.

Von Katrin Schulze

Die Bilder sehen furchteinflößend aus, und genau das ist auch ihr Zweck. Verfaulte Zähne, Tumore in der Lunge und verstümmelte Füße werden künftig riesengroß auf den Zigarettenpackungen in Australien zu sehen sein. So hat es der Oberste Gerichtshof am Mittwoch bestätigt, nachdem mehrere Tabakkonzerne gegen die Vorschriften geklagt hatten. Sie fürchten einen Verlust ihres Images und der Individualität, denn ab Dezember müssen die Päckchen nicht nur geschädigte Organe als Hauptmotiv zeigen, sondern zudem einheitlich olivgrün sein und sie dürfen keine Markenlogos enthalten. Generalstaatsanwältin Nicola Roxon, die früher Gesundheitsministerin war, sieht in der neuen Regelung einen „Wendepunkt für die weltweite Tabakkontrolle“.

Geht es nach Roxon, sollen die abstoßenden Bilder auch in anderen Teilen der Welt Menschen in Zukunft vom Rauchen abhalten. Australien hat sich bei den neuen Vorschriften an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation orientiert, und entsprechende Bestrebungen gibt es bereits in Großbritannien, Kanada und Neuseeland – für diese Länder könnte das jüngste Urteil als wegweisend gelten. Dass auch hierzulande zu derart drastischen Methoden gegriffen wird, ist bisher noch nicht vorstellbar. Zwar wird schon länger auch über Bilder auf Zigarettenpackungen nachgedacht, eine Mehrheit dafür hat sich in der Bundesregierung aber noch nicht gefunden.

Zur aktuellen Entscheidung in Australien möchte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung keine Meinung abgeben, man wolle abwarten, wie die EU-Kommission im Herbst entscheidet, heißt es aus der Geschäftsstelle. Dann steht eine Veränderung der Tabakrichtlinie zur Debatte, von dem Wegfall der Markennamen war in dieser allerdings bisher nicht die Rede. Vielmehr plant die EU-Kommission, die Warnhinweise auf den Schachteln zu vergrößern – sie sollen künftig bis zu einhundert, mindestens jedoch 75 Prozent der Packung ausmachen.

Generell ist umstritten, wie wirkungsvoll abschreckende Bilder, etwa von Raucherlungen oder Krebsgeschwüren, tatsächlich sind. Studien haben gezeigt, dass sie ehemalige Raucher durchaus davon abhalten können, wieder zur Zigarette zu greifen. Wer allerdings regelmäßig raucht, auf den wirken die Fotos nur sehr bedingt. Am besten, so hat es eine EU-Studie im Jahr 2009 gezeigt, lässt sich der Tabakkonsum immer noch über den Preis steuern.

In Australien kostet eine Schachtel Zigaretten umgerechnet immerhin um die 13 Euro, doch allein auf die Wirkung des hohen Preises wollen sich die Behörden offenbar nicht mehr verlassen. Obwohl der Anteil der Raucher in Australien, aber auch in der Gesamtbevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen hat, setzt man ab Dezember auf die Macht der Bilder.  Katrin Schulze

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