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Am Tatort in Malmö: Schwedens Polizei kommt bei den Ermittlungen gegen den Heckenschützen nicht wirklich weiter.

© Reuters

Schweden: Heckenschütze macht Jagd auf Einwanderer

Ein Heckenschütze versetzt Schwedens drittgrößte Stadt Malmö in Angst und Schrecken. Bis zu 15 Mal hat er seit einem Jahr auf dunkelhäutige Einwanderer geschossen.

Auf die Schlagzeilen hat der Heckenschütze von Malmö prompt reagiert. Kaum hatten Medien diese Woche erstmals groß über eine beängstigende Serie von Anschlägen auf dunkelhäutige Menschen berichtet, schlug der Unbekannte in Schwedens drittgrößter Stadt wieder zu. Am Donnerstagabend schoss er durch das Küchenfenster in eine Wohnung, traf eine 26-jährige Frau in den Rücken und eine 34-Jährige in die Hand. Bei 10 bis 15 ähnlich hinterhältigen Überfällen innerhalb eines Jahres kam eine junge Frau ums Leben. Mehrere der Opfer wurden schwer verletzt.

„Bisher haben wir absolut keine Zeugenaussagen, die uns einem Verdächtigen näher bringen könnten“, musste Fahndungschef Mats Lassén einräumen. Nach den Schüssen auf die Frauen in der Wohnung immerhin konnten Zeugen erstmals brauchbare Angaben über den flüchtenden Täter machen.

„Wir müssen uns darauf einrichten, dass er wieder zuschlägt“, sagte Lassén. Die Fahnder wollen nicht mitteilen, wie viele Anschläge dem Heckenschützen genau zugeschrieben werden. Von 10 bis 15 Fällen innerhalb der letzten zwölf Monate mit immer demselben Muster ist die Rede: Opfer sind stets Männer und Frauen schwarzer Hautfarbe, die in abendlicher Dunkelheit von hinten beschossen werden. Oft beim Warten an der Bushaltestelle. In keinem Fall habe sich irgendein konkretes Motiv ermitteln lassen.

Der wahrscheinlich 20 bis 40 Jahre alte Täter ziele stets auf den Oberkörper, teilte die Polizei mit. Das bedeute, dass er den Tod der Opfer in Kauf nehme. Gestorben ist zu Beginn der Anschlagsserie im letzten Oktober eine junge Schwedin. Sie war als einziges der bisherigen Opfer hellhäutig und wurde in ihrem Auto zusammen mit einem dunkelhäutigen Begleiter beschossen.

Schwedens Justizministerin Beatrice Ask nannte die Anschlagsserie „schrecklich“ und sagte massive Unterstützung für die Polizei im südschwedischen Malmö zu. Es werden böse Erinnerungen wach an den als „Lasermann“ bekanntgewordenen Heckenschützen Jan Ausonius, der 1991 und 1992 in Stockholm sowie Uppsala mit seinem Gewehr Jagd auf Ausländer gemacht hatte. Sie waren ihm generell verhasst, er wollte, dass sie aus Schweden verschwinden, sagte er später. Eins der Opfer starb, zehn wurden zum Teil schwer verletzt. Gefasst wurde der Mann nach einem Bankraub - und später wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Zehn Jahre später tötete in der US-Hauptstadt Washington ein Heckenschütze mit einem jugendlichen Helfer bei 13 Anschlägen zehn Menschen. John Allen Muhammad wurde gefasst, zum Tode verurteilt und 2003 hingerichtet. Damit es in Malmö keine weiteren Opfer mehr gibt, arbeitet die Kripo mit Hochdruck an einem „Täterprofil“ und hofft vor allem auf detailliertere Zeugenaussagen. Man ermittle „unter anderem in rechtsextremen Kreisen“, sagte ein Sprecher.

Ansonsten äußern sich die Experten noch betont zurückhaltend über einen Zusammenhang zwischen der Anschlagsserie und Ausländerfeindlichkeit. Im September schafften die betont zuwanderungskritischen Rechtspopulisten mit Forderungen nach drastisch weniger Zuwanderung erstmals den Sprung in den Reichstag. Malmö ist von den schwedischen Großstädten die mit dem höchsten Anteil an Zuwanderern. (dpa)

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