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Schweiz-Erweiterung: Pasta-Fondue mit Trollinger

Das Schweizer Gratisblatt 20 Minuten stößt mit Verve ins Sommerloch und sinniert darüber nach, was wäre, wenn die Schweiz plötzlich Großmacht wäre und benachbarte Regionen ihr beitreten würden.

Auch die Schweiz kennt das Sommerloch. Jenes Loch, in dem nichts ist außer Leere, vielleicht ab und an mal ein twitternder SPD-Mann, tanzende Fußballspieler oder ein singender Kicker. Nichts also, Leere, Sinnlosigkeit, mit der sich nicht mal Kringel auf der Glatze drehen lassen. Ich mag keine Sommerlöcher. Was die Schweiz dieser Tage in ihr Sommerloch geworfen hat, ist auch frei von Sinn, aber hübsch frei von Sinn. „20 Minuten“ heißt in der Schweiz ein Gratisblatt, 20 Minuten, weil das die durchschnittliche Zeit ist, die Pendler auf dem Weg zur Arbeit brauchen und in der sie die Nachrichten des Blättchens lesen können. Heute ist Nationalfeiertag in der Schweiz, ob der 1. August tatsächlich auch der Tag des Rütlischwurs ist, ist zwar nicht gewiss, aber nationaler Feiertag ist trotzdem. Es hat also eine gewisse Logik, dass „20 Minuten“ am Vorabend des Patriotismus darüber sinniert, wie es wäre, wenn das muntere Bergvolk im Herzen Europas plötzlich Großmacht wäre. Das wäre die Schweiz nämlich schlagartig, wenn alle Regionen, die der Schweiz angeblich beitreten möchten, es auch täten.

Im Detail sind das laut „20 Minuten“ Baden-Württemberg und Bayern, Letztere wahrscheinlich wegen der in der Schweiz bereits existierenden Maut. Des Weiteren Südtirol, die Lombardei, und im Februar 2014 gründete auf Sardinien der Zahnarzt Andrea Caruso die Gruppe „Canton Marittimo“, die sich für den Beitritt der Mittelmeerinsel als 27. Kanton starkmacht. Berlin hat sich, trotz seiner großen Alpenvereins-Affinität, noch nicht beworben, mangels Attraktivität der Schweiz, der Großflughafen Zürich-Kloten ist bereits fertig, da gib es nichts mehr zu verpfuschen. Das vermeintliche Begehren der Regionen ist aber zwecklos, juristisch ist da nichts zu machen. Auch wenn die Vorteile eindeutig auf Schweizer Seite lägen. Mit Marittimo hätte die Schweiz endlich Zugang zum Meer, bekäme eine Marine und müsste ihre Patrouillenboote nicht nur auf Grenzseen dümpeln lassen. Das kulinarische Angebot würde nicht mehr bei Geschnetzeltem und Fondue enden, sondern um Pizza, Weißwürste und Trollinger erweitert. Dank der Bayern würde die Schweiz die Niederländer überholen und auch mal Fußball-Weltmeister werden. Und wenn die bayerischen und baden-württembergischen Steuersünder erst mal Schweizer sind, sind sie keine Steuersünder mehr. Die Vorteile liegen auf der Hand. Allein, auch dieses Sommerloch wird sich füllen. Ausgeträumt, Grüezi, Schwyz.

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