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Schwerin: Begehbare Terrine im Küchengarten

Am Donnerstag beginnt die Bundesgartenschau 2009 – mit sieben Gärten rund ums Schloss. 55 Hektar sollen bunt blühen - mitten in der Stadt.

Verführerisch wird sie duften und mit satter Farbe locken wie ihre fruchtige Namenspatronin. Wer ihren Namen ausspricht, als gehöre er einer spanischen Schönheit, beginnt vielleicht zu träumen von Weite und Wärme. „Orangita“ heißt eine der neuen Rosenzüchtungen, die auf der Bundesgartenschau (Buga) im eher norddeutsch kühlen Schwerin vorgestellt wird.

Wenn Bundespräsident Horst Köhler am Donnerstag die Leistungsschau des deutschen Gartenbaus eröffnet, wird er für solche Details kaum Zeit haben. Doch nach dem Wunsch der Buga-Macher sollen Besucher ihren Blick ohnehin fürs Große und Ganze öffnen. Denn zum ersten Mal seit langem wurde für eine Buga keine Brachfläche an einem Stadtrand zum Blühen gebracht. Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt hat die Gartenschau genutzt, um ihren Stadtkern herauszuputzen.

Nun drängen sich sieben Gärten an sieben der großen und kleinen Schweriner Seen und eröffnen immer neue Blicke auf die Perle der einstigen großherzoglichen Residenzstadt: das Schloss mit seinen unzähligen Türmchen und Zinnen. Damit es aus möglichst vielen Blickwinkeln zu sehen ist, wurden entlang dem Ufer des Schweriner Sees neue Promenaden angelegt, zahlreiche Böschungen von Gestrüpp und Büschen befreit. Weil die Besucher auch die Rückseite des Schlosses bewundern sollen, wurde extra für die Zeit der Gartenschau ein 330 Meter langer Schwimmsteg in einer Bucht des Schweriner Sees verankert. Das gesamte Ausstellungsgelände rund um das Schloss herum ist 55 Hektar groß.

Einen Gang durch die Geschichte des Gartenbaus will Buga-Geschäftsführer Jochen Sandner den Besuchern präsentieren. Rechtwinklig und gestutzt kommt der vor 250 Jahren angelegte barocke Schlossgarten nun wieder daher. Zu DDR-Zeiten war er zum Volksgarten „verwildert“. Im Küchengarten der Großherzöge sollen Kräuter und Duftpflanzen in einer „begehbaren Terrine“ den Gästen Appetit machen. Der Förster-Garten ist der Pflanzenzucht-Koryphäe Karl Förster gewidmet, der hier vor 120 Jahren als Lehrling in Herzogs Garten mitbekam, wie man mit Rittersporn umgehen muss. Direkt unter den Mauern des Schlosses sprießen Fleißige Lieschen, Studentenblumen und Hyazinthen. Als Gartenbau der Zukunft preist Sandner die neu geschaffene „Schwimmende Wiese“, auf der überdimensionale bunte Mandarinenscheiben auf dem leicht gewellten Gelände zu liegen scheinen. Sie wird auch „Garten des 21. Jahrhunderts“ genannt. Natürlich leistet sich die Buga 2009 auch einen Naturgarten, eine Grabmalschau, einen neuen Heckenirrgarten und zahlreiche Spielplätze.

Knapp 75 Millionen Euro wird die Bundesgartenschau an Kosten verschlungen haben, wenn sie am 11. Oktober wieder ihre Pforten schließt. Den Großteil der Summe haben das Land und die Stadt bereits aus Fördertöpfen und Stadtsäckel beglichen. 19 Millionen Euro will Sandner, der schon bei den Gartenschauen in Cottbus, Gelsenkirchen und Potsdam an vorderster Front mitmischte, durch die Eintrittskarten für 1,8 Millionen erhoffte Besucher sowie durch Marketing und Sponsoren in die Kassen bekommen. Die Tageskarte kostet 16 Euro. Der Buga-Chef ist guten Mutes. Vor allem in den Sommermonaten wird in Schwerin und Umgebung nur schwer ein Zimmer zu bekommen sein. Hotels und Pensionen in der Region sind gut gebucht.

Wie vor jeder Bundesgartenschau stieß auch in Schwerin nicht jedes Projekt auf ungeteilte Zustimmung bei den Einheimischen. Zu viele Bäume seien für unnötige „Sichtachsen“ gefällt, zu viel Ufergestrüpp gerodet worden, klagten etwa die Umweltschützer vom Bund. Manche neue Promenade am morastigen Seeufer ist den Einheimischen schlicht zu teuer geraten. Außerdem blieb die Arbeit auf einigen Baustellen in der Stadt liegen, weil dafür kein Geld mehr übrig war. Aber in die Buga zu investieren fand die große Mehrheit der Stadtvertreter schlicht wichtiger.

www.buga-2009.de

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