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Phantombild

© Polizei

Sechsfach-Mord in Duisburg: Erste Reaktionen auf Phantombild

Nach dem Mord an sechs Italienern in Duisburg und der Veröffentlichung des Phantombildes eines unbekannten Zeugen sind bei der Polizei erste Hinweise eingegangen.

Die eingegangenen Hinweise seien aber noch nicht so konkret, dass von einer "heißen Spur" gesprochen werden könne, sagte ein Polizeisprecher. Seit Donnerstagabend sucht die Polizei mit einem Phantombild nach den Tätern. Es zeigt den dunkelhaarigen Fahrer eines Wagens, der sich kurz nach der Tat am Mittwochmorgen mit hoher Geschwindigkeit fluchtartig aus der Umgebung des Tatortes entfernt habe.

Die Duisburger Polizei geht bei dem Verbrechen inzwischen von einer Blutfehde zwischen zwei Familien im kalabrischen San Luca aus. Beide Clans werden der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta zugerechnet. Bei der Bluttat in der Nacht zum Mittwoch waren vor einem Restaurant in der Duisburger Innenstadt sechs Männer im Alter zwischen 16 und 38 Jahren erschossen worden.

Zwei Männer rasten im Auto davon

Nach Zeugenaussagen wurden in unmittelbarer Nähe des Tatorts zwei Männer gesehen, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten. Die Zeugen hätten beobachtet, wie die beiden in eine dunkle Limousine gestiegen seien und mit hoher Geschwindigkeit davonfuhren. Die Polizei sucht zudem nach Zeugen, die am Abend vor dem Mord in dem Restaurant waren, in dem sich auch die späteren Opfer aufhielten.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge seit längerem Hinweise darauf, dass italienische Mafia-Banden ein starkes Netzwerk in Deutschland unterhalten. Vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz, aber auch in anderen Länder gebe es eine Vielzahl von "Filialen" der so genannten Camorra, zitiert das Blatt aus einem geheimen Vermerk des BND aus dem Jahr 2004. Die 'Ndrangheta sei vor allem in Ostdeutschland aktiv. Neben Rauschgiftschmuggel, Geldwäsche und Schutzgelderpressungen liege der Schwerpunkt aber auf legalen Geschäften, die mit Gewinnen aus Verbrechen in Italien und anderen Ländern finanziert werden.

Deutschland als attraktiver Markt für organisierte Kriminalität

Nach Ansicht des Direktors der europäischen Polizeibehörde Europol, Max-Peter Ratzel, muss im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität  die Zusammenarbeit der EU-Länder verbessert werden. "Wichtige Informationen aus den EU-Ländern liegen Europol zum Teil nicht vor, weil nationale Behörden die europaweite Relevanz nicht erkennen und sie nicht weitergeben", sagte Ratzel der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Die italienische Mafia sei dabei nicht die größte kriminelle Gefahr in Europa. "Türkische, albanische oder nigerianische Gruppen spielen eine größere Rolle", erklärte Ratzel. Zwischen den Organisationen gebe es zudem enge Verflechtungen. Der Datenaustausch über Europol müsse deshalb effektiver gestaltet werden. Große Länder wie Deutschland seien durch organisierte Kriminelle besonders bedroht. Größe, Lage und Infrastruktur machten das Land zum besonders attraktiven Markt für Drogen- und Menschenhändler.  (mit ddp/dpa)

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