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Selbstverbrennung von Pfarrer: EKD schweigt

Nach der Selbstverbrennung des Pfarrers Weißelberg aus Protest gegen die Ausbreitung des Islams in Deutschland lehnt die Evangelische Kirche eine Stellungnahme ab. Landesbischof Kähler sieht keinerlei Konflikt mit dem Islam in Thüringen.

Eisenach/Erfurt - Der 73-jährige Weißelberg hatte sich am Reformationstag im Erfurter Augustinerkloster mit Benzin übergossen und angezündet. Er starb am Mittwoch an seinen schweren Verbrennungen in einer Hallenser Klinik. Nach Angaben der Erfurter Pröpstin Elfriede Begrich hatte er in Briefen die Sorge um die Ausbreitung des Islams in Deutschland als Motiv für seine Tat genannt. Er habe bereits seit Jahren bei Treffen und Versammlungen mehr Aufmerksamkeit für die Auseinandersetzung mit dem Islam gefordert und die Haltung der Kirche kritisiert.

Thüringens Landesbischof Christoph Kähler betonte unterdessen, dass die Auseinandersetzung mit dem Islam kein zentrales Thema in dem Bundesland sei. Anders als etwa in Nordrhein-Westfalen oder München sei dies in Thüringen "eine abstrakte Fragestellung", sagte der Bischof. In Thüringen gebe es nur etwa 3000 Moslems. Ihm sei keine Gemeinde bekannt, die Probleme mit Anhängern des Islams habe. Der Magdeburger Bischof Axel Noack habe noch im Frühjahr in seinem Synodalbericht Stellung genommen zum Verhältnis zwischen Christen und Moslems.

Streit über den Umgang mit dem Islam

Der Bischof räumte zugleich ein, dass in der evangelischen Kirche offen über den Umgang mit dem Islam gestritten werde. Hier gebe es auch extreme Positionen. Aus seiner Sicht sei es wichtig, "das eigene Profil als Christ nicht zu verbergen". Zugleich müssten Christen zeigen, wie Toleranz möglich sei. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bemühe sich daher um Kontakte zu allen Vertretern des Islams.

Zu den Motiven des Freitods von Weißelberg äußerte sich Kähler zurückhaltend: "Ein Rückschluss von der Tat eines Einzelnen auf größere Zusammenhänge ist nicht zu verantworten", sagte er. Das von dem Pfarrer angegebene Motiv für dessen Selbsttötung erscheine unverständlich.

Weiter betonte Kähler: "Jeder Selbstmord ist ein schreckliches Scheitern, nicht nur für den, der sich das Leben nimmt, sondern auch für seine Umgebung. Darum gelten unser Mitgefühl und unsere Gebete Roland Weißelberg und seiner Familie." Offenbar habe das grundlegende Vertrauen in das Leben gefehlt. "Auch Pfarrer sind Menschen. Krankheit und Depression gehen auch an unserem Berufsstand nicht vorbei", sagte der Bischof. (tso/ddp)

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