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Panorama: Sie weinten mit Mandolinen

1000 Menschen versammelten sich zu einer Andacht für die ermordete Carolin

GraalMüritz - Das örtliche Mandolinenorchester, dem die 16-jährige Schülerin angehörte, spielte die Trauermusik. 1000 Menschen versammelten sich am Samstag in der Rostocker Heide zu einer stillen Andacht. Viele der Trauernden weinten, lagen sich in den Armen. Ganz in der Nähe war Carolin eine Woche zuvor erschlagen worden. Da die Polizei den genauen Fundort der Leiche aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgibt, legen die Trauernden ihre Blumen, Teddybären und Briefe an verschiedenen Stellen im Wald ab und zünden Kerzen an. Ein Freund schreibt in einem Brief: „Es ist nicht zu begreifen, es ist, als ob wir eines anderen Menschen gedenken. Ich vermisse Dein Lächeln.“ Viele Trauergäste bleiben an dem niedergelegten Brief stehen. Beim Lesen fließen Tränen.

Die meisten Blumen liegen auf einer Lichtung, auf der auch das Kondolenzbuch ausliegt und der frühere Pastor Christoph Kleemann, heute Leiter der Rostocker Stasi-Unterlagenbehörde, die Trauerrede hält. „Wut, Hass und Rache sind verständliche Gefühle angesichts dieses sinnlosen und niederträchtigen Verbrechens“, sagt er. „Aber wir müssen auch zur Besinnung kommen.“ Er fordert die Menschen auf, nicht an Todesstrafe zu denken und bei der Sühne der Tat auf die Gerichte zu vertrauen. „Die Mittel des Rechtsstaats reichen aus, um solche Verbrecher unschädlich zu machen.“ Für diese Aussage erntet Kleemann vereinzelte empörte Zwischenrufe.

„Fähige Richter und Psychologen fehlen, die unsere Kinder vor Verbrechen schützen“, stand auf einem Plakat.

Der mutmaßliche Mörder war eine Woche vor der Tat aus dem Gefängnis entlassen worden. Er saß dort sieben Jahre lang wegen schweren Raubes, Geiselnahme und Vergewaltigung. Die Vergewaltigung fand damals in der Nähe des Tatortes statt, an dem die tote Carolin gefunden wurde. Ein Spürhund hatte die Ermittler von Carolin zu dem Mann geführt. Zeugen haben ihn zudem in der fraglichen Zeit in der Nähe des Tatorts gesehen. Ein Richter erließ daraufhin Haftbefehl. Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen. Jetzt wird untersucht, ob ein Gegenstand am Tatort dem Verdächtigen zugeordnet werden kann. dpa

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