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Panorama: Sind jetzt die Handys dran?

Eine neue Generation von Viren kann Mobilfunkgeräte attackieren – und die Rechnung in die Höhe treiben

„Sicher, der erste Handy-Wurm ,Cabir‘ war kaum mehr als eine Machbarkeitsstudie. Aber wenn beim nächsten Mal ein richtiger Virus die Handy-Rechnung in die Höhe treibt, wird das Geschrei groß sein“, sagt Olaf Lindner vom Anti-Viren-Spezialisten Symantec dem Tagesspiegel. Technologie und Funktion von Cabir seien dazu prinzipiell in der Lage gewesen, sagt der Sicherheitsexperte und ergänzt: „Wenn wir etwas wissen, dann das: Virenschreiber wollen vor allem Aufmerksamkeit. Und die bekommen sie mit Viren, die wehtun, weil sie entweder besonders zerstörerisch sind oder einen hohen finanziellen Schaden anrichten.“

Über die Gefährlichkeit von Handy-Viren gehen die Meinungen derzeit auseinander. Gerade erst hat die angesehene Fachzeitschrift „Connect“ noch beschwichtigt, dass „der Medienrummel um Wurm Cabir & Co. mehr auf Sensationsgier denn auf echter Gefahr“ beruht. Doch im gleichen Beitrag schreibt die Zeitschrift auch, dass „das Risiko, sich einen Virus oder Trojaner auf dem Mobiltelefon einzufangen, wächst“. Kein Wunder also, dass die Verunsicherung groß bleibt. Vor allem die von Geschäftskunden genutzten Smartphones – einer Kombination von Handy und Organizer – könnten zum Ziel neuer Angriffe und somit zu einer neuen Bedrohung für Firmennetze werden, meint Olaf Lindner.

„Das Handy selbst muss gar nicht anfällig sein für den Virus. Ein direkter Angriff ist schließlich nicht so einfach, da es anders als bei Computern noch nicht die Dominanz eines Betriebssystemes gibt.

Es reicht aber bereits aus, wenn der Schädling über das Mobiltelefon ins Unternehmensnetzwerk eingeschleust wird, um dort Schaden anzurichten“. Der Wunsch vor allem von Großkunden nach umfassenden Sicherheitskonzepten jedenfalls ist da.

Symantec hat dazu eine Kooperation mit dem Handyhersteller Nokia abgeschlossen. In die nächste Generation des Business-Smartphones Nokia Communicator 9500 wird ab Werk eine speziell auf das Symbian-Betriebssystem angepasste Version von Symantecs Personal Firewall und Anti-Virus eingebaut, die über eine Update-Funktion immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden kann. Damit sollen solche Versuche, auf Umwegen Firmennetze anzugreifen, von vornherein ausgeschlossen werden.

Den Privatkunden hilft das allerdings wenig: Dabei sind gerade bei den jüngeren Handy-Nutzern vor allem Geräte beliebt, die zum Herunterladen aller möglichen und unmöglichen Dienste – angefangen bei vielstimmigen Klingeltönen über multimediale Bildschirmschoner bis zu Java-Spielen – geeignet sind. Je mehr Features ein Gerät bietet, desto schicker ist es, so Devise – aber auch umso gefährdeter für künftige Virenattacken. Der wirkungsvollste Schutz besteht – und da gibt es keinen Unterschied zu Computer – in einem verantwortungsvollen Umgang mit der Technik.

Denn niemand wird dazu gezwungen, die Einfallstore für neue Bedrohungen geöffnet zu halten. Die bislang bekannt gewordenen Schwachstellen beruhten zumeist auf dem so genannten Nachbereichsfunk Bluetooth, der eigentlich für die Verbindung des Handys mit anderen Geräten wie Organizern und Headsets verwendet wird.

Wer die Bluetooth-Funktion tatsächlich immer nur dann einschaltet, wenn er selbst eine solche Verbindung benötigt, braucht sich keine Sorgen zu machen, dass über Bluetooth ein Angreifer das eigene Telefonbuch ausliest oder das Handy zum Anwählen teurer Telefonnummern benutzt. So kann die ohnehin bislang nur theoretisch vorhandene Angriffsfläche ganz geschlossen werden. Das gleiche gilt für bösartige Software: Wer Spiele oder Anwendungen nur von seriösen Internet-Portalen lädt, läuft keine Infektionsgefahr.

Ob das jedoch die richtige Strategie für die jugendlichen Nutzer ist, muss bezweifelt werden. Die hohe Verschuldungsrate der unter 18-Jährigen, die beim Handy-Telefonieren häufig keine Grenzen kennen, spricht nicht gerade für einen verantwortlichen Umgang mit der mobilen Freiheit.

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