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Panorama: Sind Kinder nirgendwo mehr sicher?

München. Das siebenjährige Mädchen - von der Münchner Polizei "Anna" genannt - das am Freitag in einer Toilette der "Mädchenschule der Armen Schulschwestern" in der Münchner Innenstadt sexuell missbraucht und fast zu Tode gewürgt worden war, liegt noch immer auf der Intensivstation.

München. Das siebenjährige Mädchen - von der Münchner Polizei "Anna" genannt - das am Freitag in einer Toilette der "Mädchenschule der Armen Schulschwestern" in der Münchner Innenstadt sexuell missbraucht und fast zu Tode gewürgt worden war, liegt noch immer auf der Intensivstation. Ihr Zustand ist inzwischen stabil, die Polizei konnte sie kurz befragen, ohne jedoch entscheidende Hinweise von ihr zu erhalten. Anna war vermutlich während der meisten Zeit der Vergewaltigung bewusstlos. Direkt nach der Tat hatte sie gesagt: "Ein böser Mann hat mich gewürgt, dann hab ich alles geträumt."

Die Tat hat zu großer Verunsicherung in der Elternschaft geführt. Sind Kinder nirgendwo mehr sicher? Nicht einmal auf der Schultoilette?

Seit dem Wochenende sind mehr als 40 Hinweise eingegangen, die nun der Reihe nach bearbeitet werden. Ein heiße Spur ist nicht dabei, aber, laut Polizeisprecher Peter Reichl gibt es "einige interessante Hinweise". Vor der Schule warteten zahlreiche Väter und Mütter, um ihre Kinder nach Schulschluss abzuholen. Die Eltern waren besorgt, aber von Panik weit entfernt. "Ich bin selbst im Schuldienst und natürlich schockiert. Aber mehr Angst als vorher habe ich um meine Tochter jetzt auch nicht", erklärte eine Mutter.

Bei der Polizei gingen seit dem Bekanntwerden des Falls am Freitag zahlreiche Anrufe verunsicherter Eltern ein, deren Kinder zum Teil nicht mehr in die Schule gehen wollten. Gestern tagte der Elternbeirat der Mädchenschule und diskutierte zahlreiche Vorschläge, darunter die Videoüberwachung der Schule und den Einsatz von mehr Sicherheitspersonal nach US-Vorbild. Dabei macht niemand der Schule Vorwürfe, sie galt im Gegenteil als besonders sicher. Im "Angerkloster", wie die Münchner die Schule nennen, bringen viele Eltern ihre kürzlich eingeschulten Kinder zur Schule und holen sie auch wieder ab. Es gibt nur zwei Eingänge, beide sind bewacht. Eine vollständige Kontrolle an den Pforten ist aber unmöglich, vor allem im Gedränge vor Unterrichtsbeginn. "Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nie geben, das ist nichts Neues", sagte Polizeisprecher Reichl. Trotzdem werde die Münchner Polizei alles tun, um die Sicherheit an den Schulen zu maximieren. Bereits gestern waren Jugend- und Kontaktbeamte an allen Münchner Schulen unterwegs, um das schnell angefertigte Merkblatt "Wichtige Verhaltenstipps zur Sicherung des Schulbereichs" an Kinder, Lehrer und Eltern zu verteilen. Darin wird den Schülern unter anderem geraten, unbekannte Personen im Schulgebäude zu melden, zu zweit auf die Toilette zu gehen und sofort auf das Fehlen eines Mitschülers aufmerksam zu machen. Eltern und Lehrer sollen Fremde im Schulgebäude direkt ansprechen.

Dirk Schönlebe

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