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Panorama: Solar-Flugzeug: Klüger zur Sonne, zur Freiheit

Auf der Hawaii-Insel Kauai ist am Sonnabendabend (MESZ) das gigantische Solarflugzeug "Helios" zu seinem Jungfernflug, angetrieben nur durch Sonnenenergie, gestartet. Die 15 Millionen Dollar teure Maschine in der Form eines Bumerangs ist der Prototyp für eine neue Generation von Forschungsflugzeugen, die bei der Erdbeobachtung eine Alternative zu teurer Weltraumtechnik darstellen sollen.

Auf der Hawaii-Insel Kauai ist am Sonnabendabend (MESZ) das gigantische Solarflugzeug "Helios" zu seinem Jungfernflug, angetrieben nur durch Sonnenenergie, gestartet. Die 15 Millionen Dollar teure Maschine in der Form eines Bumerangs ist der Prototyp für eine neue Generation von Forschungsflugzeugen, die bei der Erdbeobachtung eine Alternative zu teurer Weltraumtechnik darstellen sollen. Projektleiter John Hicks spricht von einem "Arme-Leute-Satelliten".

Wiederholt hatte der für den 6. Juli vorgesehene Start verschoben werden müssen. Erst verhinderten starke Winde das Experiment, dann streikte einer der sechs Computer. Jetzt funktionierte alles problemlos und vor 200 Zuschauern hob die "fliegende Tragfläche" um acht Uhr Ortszeit von der Piste des Raketentestgeländes Barking Sands der US-Navy ab. Mit einer Spannweite von 75 Metern ist die "Helios" elf Meter breiter als ein Jumbojet. Dennoch haben ihre 14 elektrischen Propellermotoren mit jeweils eineinhalb Kilowatt gerade einmal die Leistung eines Haarföns. Bei einem ersten Testlauf 1999 in Kalifornien kam der Strom noch aus Batterien. Jetzt liefern 62 000 auf die Tragfläche montierte Solarzellen die Energie. Bei einer Startgeschwindigkeit von 32 Stundenkilometern hätte am Sonnabend jeder Radfahrer bequem schritthalten können. Das 600 Kilogramm schwere, aus Kunststoffen gefertigte Leichtgewicht benötigte zehn Stunden und 17 Minuten, um eine Spitzenhöhe von 23 183 Metern zu erreichen. Ferngesteuert wurde die unbemannte Maschine dabei von zwei Piloten, die vor ihren Computern im Kontrollzentrum am Boden saßen. Im August soll "Helios" bei einem zweiten Testflug mit 30 480 Metern die dreifache Flughöhe klassischer Verkehrsflugzeuge erreichen; rund 6000 Meter höher als ihr Vorgänger "Pathfinder" und ein neuer Weltrekord für Propellermaschinen. Im Jahr 2003 ist dann ein Dauerrekord vorgesehen, bei dem "Helios" 96 Stunden in der Luft bleiben soll. Weil nachts die Solarzellen nicht arbeiten, wird ein Zusatzsystem installiert. Es verwendet tagsüber die überschüssige Sonnenenergie, um ein Elektrolysegerät anzutreiben, das Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff trennt und zur Stromerzeugung während der Dunkelheit benutzt.

"Helios" ist Teil eines Forschungsprojektes der US-Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa. Als Alternative zu den teureren Weltraumplattformen soll das Solarflugzeug zu einer Vielzahl von Forschungsaufgaben eingesetzt werden. Dazu gehören meteorologische Projekte ebenso wie landwirtschaftliche, sagt Projektmanager John Hicks. Mit "Helios" lassen sich Wirbelstürme und Vulkanausbrüche beobachten, das Ozonloch erforschen, Felder auf Schädlingsbefall sowie Ozeane auf Verschmutzung überwachen. Bei Waldbränden, Hochwasser oder Erdbeben kann das Ausmaß der betroffenen Gebiete aus der Luft ermittelt werden. Die Militärs haben ebenfalls bereits Interesse gezeigt, denn der "Kunststoff-Bumerang" fliegt fast lautlos und kann von keinem Radar geortet werden.

Rainer W. During

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