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Somalia: Piraten fordern Lösegeld für Deutsche

Vor der somalischen Küste haben wieder Piraten zugeschlagen: Die Segeljacht eines deutschen Paares wurde gekapert und die beiden Touristen entführt. Nun melden sich die Seeräuber zu Wort - und liefern eine fadenscheinige Erklärung für ihr Vorgehen.

Somalische Piraten haben das Segelboot eines deutschen Paares gekapert und die beiden Urlauber in das Bergland der halbautonomen Region Puntland verschleppt. "Die Ausländer sind in unsere Gewässer eingedrungen", sagte ein Sprecher der Piraten. Die Gruppe wolle "Steuern und Lösegeld" für die Freilassung des aus Süddeutschland stammenden Paares, das mit seinem Segelboot von Ägypten unterwegs nach Thailand war.

Zunächst hieß es, die Piraten hätten eine dreiköpfige deutsch-französische Familie sowie den französischen Kapitän von einer Jacht gekidnappt. Ein Dorfältester hatte dem britischen Rundfunksender BBC gesagt, er habe die Familie in der Gewalt der Piraten besucht und Verhandlungen über ihre Freilassung aufgenommen.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte gegenüber tagesspiegel.de, man gehe den Hinweisen nach und bemühe sich um Aufklärung.

Den Entführungsopfern gehe es den Erkenntnissen zufolge gut, sagte Jusuf Ahmed von der Aktion gegen Menschenschmuggel. Bei dem Piratenüberfall in der Nacht zum Montag habe es keine Verletzten gegeben. Bei den Tätern soll es sich um Piraten und Fischer handeln, die die Jacht gemeinsam überfielen, als sie vor der Küste vor Anker lag. Die Opfer war auf einem Segeltörn durch den Golf von Jemen.

Während somalische Piraten sonst mit Schnellbooten und automatischen Waffen Jagd auf Tankschiffe und große Frachter machen, hatten diesmal den Berichten zufolge Fischer das Boot mit den Touristen entdeckt und sich mit den Piraten verbündet.

Die Entführten wurden in die Berge verschleppt

Die Piraten sahen in den europäischen Urlaubern vermutlich vor allem eine leichte und einträgliche Beute und erwarteten keinen Widerstand. Dafür spricht auch, dass die Entführer die Jacht in der Nähe von Las Korey am Ufer zurückließen und sich mit ihren Opfern in das unzugängliche Bergland der Region Somaliland zurückzogen.

Die somalische Küste ist wegen der zahlreichen Piratenüberfälle berüchtigt. Viele Frachtschiffe sind deshalb vor Somalia nur noch im Konvoi oder mit bewaffneter Eskorte unterwegs. Ende Mai war ein deutsches Frachtschiff gekapert worden. Die "Lehmann Timber" mit 15 Besatzungsmitgliedern ist noch immer in der Hand von Piraten. Anfang April war der französische Luxus-Dreimaster "Le Ponant" entführt worden. Die Geiseln, unter ihnen 22 Franzosen und sechs Philippiner, waren nach einer Woche gegen Lösegeld freigekommen.

Die Behörden der Region Puntland haben in der Vergangenheit Lösegeldzahlungen an Piraten scharf kritisiert. Sie befürchten, dass so nur zusätzliche Anreize für die Seeräuberei geschaffen werden und die Piraten mit den hohen Lösegeldern technisch "aufrüsten" und dann noch schwerer zu bekämpfen sind. Im Puntland wurde im April die Todesstrafe als Höchststrafe für Piraten eingeführt. Im ersten Prozess seit der Gesetzesänderung wurden die Seeräuber jedoch zu hohen Haftstrafen verurteilt.  (mpr/dpa) 

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