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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten und ich: Die Kartoffelchips unseres Hundes

Das Problem ist der Hund. So richtig helle ist der nicht.

Von Andreas Austilat

Er frisst alles, selbst wenn es gar nicht gut für ihn ist. Schön, das gilt für viele Menschen auch, die rauchen sogar, das wenigstens tut der Hund nicht. Aber wenn er kritiklos frisst, was ihm vor die Schnauze kommt, wird es für ihn auch im heimischen Garten heikel.

Der Konflikt reicht ziemlich weit zurück in die Geschichte der Menschheit. Ich sage nur: Neolithische Revolution. Damals, so zu Beginn der Jungsteinzeit, hauten sich Jäger und Sammler auf der einen sowie Ackerbauern auf der anderen Seite die Keulen um die Ohren, weil sie unterschiedliche Interessen verfolgten. Die einen wollten Tiere jagen, die anderen waren für Pflanzenschutz. Im Wilden Westen rauchten die Colts, weil Farmer kein Vieh auf ihren Feldern wollten. Heute verkörpert meine Frau beide Parteien in einer Person: Sie will blühende Landschaften. Und ein Vieh hält sie auch, in Gestalt unseres Hundes.

Im Moment düngt sie gerade. Stauden, Rasen, Obst, soll ja ein gelungenes Gartenjahr werden. Der Hund folgt ihr auf dem Fuße und frisst, was sie fallen lässt. Blaukorn zum Beispiel, ist schon passiert, Blaukorn findet der Hund super. Er weiß nicht, dass er davon Durchfall kriegen kann. Oder Hornspäne, leckt er sich die Schnauze nach, Hornspäne sind für ihn eine Delikatessse, da ist er so scharf drauf wie Menschen nach Kartoffelchips. Das Dumme ist nur, Hornspänen wird gern Rizinusschrot beigemischt, um den Stickstoffgehalt zu erhöhen.

Rizinusöl ist als starkes Abführmittel wohlbekannt. Tatsächlich ist Rizin mehr als das: eines der potentesten Gifte überhaupt, das sogar Pferde von den Hufen haut. Hunden kann schon eine kleine Dosis zum Verhängnis werden. So wird von Tierärzten immer wieder vor Vergiftungsfällen gewarnt. Kindern, nur mal so nebenbei, bekommt das Zeug auch nicht. Aber unsere sind groß genug, die würden keinen Dünger mehr vom Rasen knabbern.

Heutiger Dünger soll eigentlich kein giftiges Rizin mehr enthalten, das wird vorher durch Erhitzung unschädlich gemacht. Besagte Fälle müssen also schon etwas älter sein. Oder es ist irgendetwas beim Unschädlichmachen des Rizins schiefgelaufen. Es wird nämlich immer noch über Fälle berichtet, bei denen Haustiere durch Dünger vergiftet wurden.

Meine Frau ist alarmiert, verwendet nur organischen Dünger, der ausdrücklich unschädlich für Tiere ist – das ist wichtig, denn Rizin ist auch organisch. Azet-Dünger von Neudorff soll für Haustiere unbedenklich sein, jedenfalls erklären die das in ihrem eigenen Internetforum. Nun, wir werden es bald wissen, ich habe den Hund bereits dabei beobachtet, wie er aufmerksam die Düngerei verfolgt.

Besser wäre natürlich, man könnte ihm klarmachen, keine Hornspäne mehr zu fressen. Ich habe mir doch auch das Rauchen abgewöhnt!Andreas Austilat

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