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Panorama: Sophie will keine Diana werden

LONDON . Seit Diana tot ist, ist die britische Boulevardpresse nicht mehr das, was sie einmal war.

LONDON . Seit Diana tot ist, ist die britische Boulevardpresse nicht mehr das, was sie einmal war. Die Auflagen sinken, es fehlt an Geschichten. Doch seit kurzem hat die Branche wieder Hoffnung geschöpft: Diana scheint auferstanden zu sein, komplett mit blauen Augen und blonder Kurzhaarfrisur. In Sophie Rhys-Jones, der Braut von Prinz Edward, erkennt mancher Chefredakteur das Potential für eine neue Klatsch-Queen und Teilzeit-Heilige. Doch noch vor der Hochzeit des Jahres am Sonnabend hat Sophie nun klargemacht, daß sie keine Diana sein will.

In einem am Sonntag abend von der BBC ausgestrahlten Fernsehinterview sagte sie: "Wir sind zwei sehr verschiedene Menschen. Sie (Diana) hatte ihre Persönlichkeit und ich habe meine." Edward sagte: "Diese Sache haben die Medien selbst erfunden, weil sie mit der Prinzessin viel Geld verdienen konnten. Wir möchten sie darin ganz bestimmt nicht bestärken. Wir wollen und können diese Lücke nicht füllen. Diana war einzigartig." Kritisch äußerte sich Edward zu Dianas Lebensstil nach der Trennung von Charles: "Es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas sehr Gräßliches geschehen würde." Der Unfalltod sei das böse Ende gewesen, das alle befürchtet hätten.

Ganz unschuldig an den ständigen Vergleichen mit Diana ist Sophie nicht. Sie kopierte Frisur und Kleidung der Prinzessin so genau, daß sie oft mit ihr verwechselt wurde. Die Ähnlichkeit ist so groß, daß ehemalige Diana-Doubles jetzt einen zweiten Frühling als Sophie-Doppelgängerinnen erleben. Sophie gab in dem Interview zu, daß sie bei manchen Fotos selbst genau hinsehen müsse, um festzustellen, wer dort abgebildet sei - Diana oder sie selbst. "Unter ästhetischen Gesichtspunkten kann wohl niemand unglücklich darüber sein, mit jemandem wie ihr verglichen zu werden", sagte sie. "Sie sah einfach umwerfend aus."

Die Untertanen möchten wieder eine zweite Diana haben. "Die britische Öffentlichkeit will ihre Königsfamilie nicht loswerden, sie will, daß sie mehr wie Diana wird", schreibt der "Independent". Doch die Londoner "PR-Queen", die mit 34 Jahren eine eigene Werbeagentur hat, will keine "Königin der Herzen" nach dem Vorbild Dianas werden. Offizielle Funktionen im Königshaus lehnt sie genauso ab wie die Schirmherrschaft von Wohltätigkeitsvereinen. Die "Sun" schrieb: "Laßt uns hoffen, daß die königliche Familie Sophie die Unterstützung gewährt, die sie Prinzessin Diana und Fergie vorenthalten hat."

Vier Hochzeiten und ein Todesfall lasten als Hypothek auf Prinz Edward und Sophie Rhys-Jones. Viermal hat die Königsfamilie unter Königin Elizabeth II. eine Märchenhochzeit gefeiert, und immer erlebte sie ein Desaster. Als erste ließ sich Prinzessin Margaret scheiden, die Schwester der Königin, dann scheiterten die Ehen von Prinz Charles und seinen Geschwistern Anne und Andrew. Der Tod von Prinzessin Diana und die unterkühlte Reaktion der Queen ließen die Illusion der heilen Windsor-Welt endgültig platzen. Edward (35) und Sophie (34) seien jetzt die letzte Hoffnung der Monarchisten, schreibt das königstreue "Majesty Magazine".

Die erste Präsentation vor der Presse nach der Verlobung im Januar stand immerhin unter einem glücklicheren Stern als bei Charles und Diana. Charles hatte auf die Frage, ob er Diana liebe, die inzwischen berüchtigte Antwort gegeben: "Was immer Liebe bedeuten mag." Sein jüngster Bruder spulte statt dessen ein ums andere Mal ab: "Es ist hilfreich, daß wir uns lieben." Im Gegensatz zu Diana und Andrews Ex-Frau Fergie hat es Sophie auch verstanden, sich die Sympathien ihrer Schwiegereltern zu sichern. Sie lernte umgehend schießen und begleitet die Queen und deren knurrigen Ehemann Philip seitdem regelmäßig auf die Jagd.

Die Planung der Hochzeit verläuft wahrlich generalstabsmäßig: Sie liegt in Händen von Oberstleutnant Malcolm Ross. Er hat auch schon Dianas Beerdigung organisiert.

Aus jahrhundertelanger Erfahrung wissen die Royals, was beim Heiraten alles schiefgehen kann. So erbrach sich die Braut Augusta von Sachsen-Gotha 1736 bei ihrer Hochzeit mit dem Prinzen von Wales über das Kleid der Königin. Auch bei der Trauung von Charles und Diana herrschte hinter den Kulissen Panik. Die Prinzessin hatte durch ihre beginnende Magersucht bereits so stark abgenommen, daß das Hochzeitskleid nicht mehr paßte. Diesmal gab es den GAU schon drei Wochen vor der Hochzeit: Am Morgen des 26. Mai fand die Queen ihre künftige Schwiegertochter ganzseitig oben ohne in der "Sun" abgebildet. Viel Schlimmeres kann nicht mehr passieren.

ARD, ZDF und RTL übertragen die Hochzeit am Sonnabend live aus der St. Georg-Kapelle in Windsor. Sie zeigen überwiegend die gleichen Bilder. RTL beginnt um 16 Uhr 45, die ARD um 17 Uhr und das ZDF meldet sich um 17 Uhr 5.

CHRISTOPH DRIESSEN

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